Annegret Kramp-Karrenbauer - Die Mutlose

Mit Annegret Kramp-Karrenbauer hatten sich viele CDUler einen Aufbruch nach den betäubenden Merkel-Jahren erhofft. Das ist jedoch nicht geschehen. AKK wirkte bisher äußerst ungelenk und entsprechend erfolglos. Aber das ist nicht allein das Problem

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Was hat Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Zeit als CDU-Vorsitzende erreicht?
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Am 7. Dezember des vergangenen Jahres hielt Annegret Kramp-Karrenbauer in Hamburg eine durchaus beeindruckende Rede – ihre Bewerbung für den Parteivorsitz der CDU. Es lohnt sich, den Auftritt der damaligen Generalsekretärin noch einmal auf Youtube anzuschauen und darauf zu achten, an welchen Stellen die Delegierten besonders laut applaudierten. Zum Beispiel bei diesem Satz: „Für mich gibt es nur die eine Union, die CDU, das ist unsere Familie.“

Die „letzte große europäische Volkspartei“ (Zitat AKK) war damals bereits tief gespalten in ein linksliberales Merkel-Lager auf der einen und den konservativ-wirtschaftsfreundlichen Flügel auf der anderen Seite. Und die Bewerberin versprach nicht nur, diese Kluft zu überwinden. Mit starken Worten verkündete sie noch etliche andere Punkte ihrer politischen Agenda: „Bremsen lösen für Unternehmen“, „Leistung muss sich lohnen“, einen „Staat, der sich nicht auf der Nase herumtrampeln lässt“ oder ein Europa, das „offen nach innen und sicher nach außen“ sein müsse.

Mutig klingt anders

Kramp-Karrenbauer wurde gewählt und ist jetzt seit mehr als einem Dreivierteljahr im Amt. Dass es dort nicht gut für sie läuft, hat sich herumgesprochen. Die Frage lautet: Woran liegt es? An der ungnädigen Hauptstadtpresse? An missverständlichen Einlassungen AKKs etwa über die Eignung Hans-Georg Maaßens als CDU-Mitglied? Daran, dass Merkel immer noch Kanzlerin ist? Fakt ist, dass Kramp-Karrenbauers Versuche, ihre Partei nach innen zu befrieden und nach außen zu stärken, bisher äußerst ungelenk und entsprechend erfolglos waren. Aber das ist es nicht allein.

Die Delegierten (und mit ihnen viele CDU-Anhänger) hatten sich von ihrer neuen Vorsitzenden, die in Hamburg das Wort „Mut“ zum Leitmotiv ihrer Rede gemacht hatte, nach den betäubenden Merkel-Jahren einen echten Aufbruch erhofft. Doch AKK scheint nicht in der Lage zu sein, ihre naturgemäß kursorischen Ankündigungen vom Hamburger Wahlparteitag auch nur halbwegs mit Substanz zu füllen.

In einem unlängst in der FAZ veröffentlichten Namensbeitrag begab sie sich vielmehr auf das rhetorische Niveau eines Kirchentags: Von „Brückenbauen“ ist da die Rede, von „zuhören und verstehen, diskutieren und entscheiden“. Und dann heißt es: „Wir wollen für unser Land mit inspirierender Kraft Zukunft gestalten.“ Es sind Phrasen wie diese, derer die Leute leid sind. Mutig klingt anders.

Dieser Text ist in der Oktober-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können. 

 

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