Cicero im August - Die teure Kanzlerin

Deutschland geht es finanziell gut, heißt es immer. Doch tatsächlich wurde von den Regierungen unter Angela Merkel so viel Wohlstand vernichtet wie selten zuvor in Friedenszeiten. Im aktuellen Cicero ziehen wir Bilanz

Angela Merkel schickt das Land mit einem schweren Rucksack in die Zukunft / Illustration: Stephan Schmitz
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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Wenn der Spiegel auf dem Cover in der Raute der Kanzlerin als Sanduhr die letzte Zeit verrinnen lässt, wenn der glühendste Merkelianer der Zeit seinen schmachtenden Nachruf mit dem „Abendlied“ von Matthias Claudius umflicht, wenn selbst in der New York Times ein namhafter Kolumnist zum Schluss kommt, dass Angela Merkel Europa mit einem Rücktritt einen letzten Dienst erweisen würde, dann ist es Zeit. Zeit, sich dem politischen Vermächtnis und dem finanziellen Erbe der Dauerkanzlerin in unserer aktuellen Titelgeschichte zu widmen.

Als Mediatorin angetreten, aber das Land gespalten

Politisch gesehen hat wohl keiner ihrer Vorgänger das Land so gespalten wie die Frau aus Templin. Das ist insofern ein unerwartetes Resümee ihrer Kanzlerschaft, weil sie nach ihrem neoliberalen Leipzigerlebnis stets die Rolle der Moderatorin und Mediatorin gesucht und lange auch gefunden hat. Dennoch hat nicht einmal ein Basta-Kanzler Gerhard Schröder oder ein am Ende selbstherrlich entrückter Helmut Kohl einen solch tiefen Graben in der Gesellschaft aufgerissen wie Angela Merkel. Der Wendepunkt des klassischen Dramas, die Peripetie ihrer Amtszeit, vollzog sich im Herbst 2015. Die einsame Migrationspolitik der deutschen Kanzlerin wird dieses Land noch lange in zwei Lager teilen und Deutschland wird  in Europa vereinsamen. 

Deutschland geht mit einem Rucksack in die Zukunft

Jenseits dessen ist die Stunde gekommen, ganz nüchtern eine volkswirtschaftliche Bilanz dieser Kanzlerschaft zu ziehen. Unser Finanzexperte Daniel Stelter kommt zu einem vernichtenden Ergebnis. Wie atomarer Müll werden die politischen Gaus dieser langen Amtszeit über Generationen weiterstrahlen, Deutschland im kommenden halben Jahrhundert mit einem schweren Rucksack in die Zukunft schicken.

Die bisher stabile Konjunktur in der Bundesrepublik ist nach Stelters Ansicht nicht dank, sondern trotz der Politik der vergangenen 13 Jahre entstanden. Die Rechnung dieser Kanzlerschaft sei in Tausenden Milliarden zu taxieren, so der Befund des früheren Boston-Consulting-Mannes. Diese politische Misswirtschaft ohne einen Hauch von Reformeifer wird sich alsbald rächen. Verteilungs­konflikte werden sich verschärfen, die Sozial­leistungen werden drastisch gekürzt werden müssen. Und das in einer Zeit, in der die geburtenstärksten Jahrgänge kurz vor der Rente stehen. Keine guten Aussichten.

 

Dieser Text stammt aus der August-Ausgabe des Cicero, die Sie ab morgen am Kiosk oder heute schon in unserem Onlineshop erhalten

Außerdem in dieser Ausgabe:

 - Eine Reportage über Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus in Berlin

 - Eine Reportage über den Zustand der CSU

 - Eine Reportage über die Drogenkartelle in Mexiko

 - Ein Gespräch mit Herfried Münkler und Peter André Alt über Schiller und den 30jährigen Krieg 

- Ein Interview mit Günther Oettinger über die Zukunft der EU

 

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