Donald Trump - Und wenn er doch alles richtig macht?

Die Deutschen kommen aus dem Kopfschütteln über Donald Trump nicht mehr heraus. Bei den Amerikanern ist der US-Präsident dagegen so beliebt wie seit zwei Jahren nicht mehr. „Tagesspiegel“-Redakteur Christoph von Marschall plädiert für einen Blick ohne Scheuklappen auf den US-Präsidenten

Ist es Wahnsinn oder hat seine Außenpolitik doch Methode? / picture alliance
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Im linksliberalen Tagesspiegel erschien heute auf Seite eins ein bemerkenswerter Beitrag von einem der angesehensten außenpolitischen Kommentatoren, Christoph von Marschall. Er betrachtet ein Phänomen, über das viele Deutsche ungläubig staunen. Die Zustimmung zu Donald Trump in den USA ist mit über 45 Prozent so hoch wie seit zwei Jahren nicht mehr – trotz des Handelsstreits mit China, trotz des Konflikt mit dem Iran, trotz seiner Nordkorea- und Nahost-Politik. Oder gerade deswegen?

Von Marschall, der jahrelang als US-Korrespondent tätig war, bemerkt, dass es eine typisch deutsche Attitüde ist, immer erst auf die Gefahren zu blicken. Zumindest die eine Hälfte der Amerikaner aber sieht auch die Chancen, die in Trumps Politik liegen. Mit den späteren Ergebnissen seiner risikofreudigen Politik werde der US-Präsident die Pessimisten schon widerlegen, denken seine Unterstützer – wie er es in der Wirtschaftspolitik durchaus geschafft hat. Die boomt, allen Warnungen vor Trumps Steuersenkungen zum Hohn.

Sollten wir diese Politik unterstützen?

Sollten wir uns also mehr auf seine Politik einlassen? Anders als in Deutschland, geben manche Regierende aus anderen EU-Ländern wie Polen und Frankreich Trump in manchen seiner Aktionen Recht, schreibt von Marschall.  Aber auch bei uns gibt es Unmut über das Iranabkommen von 2015.  Bei den Zielen ist man sich mit den USA in vielen Konflikten nahezu einig, nur wenn es um die Wahl der Methoden geht, gibt es Schwierigkeiten bei der Annäherung.

Da Trump sich aber kaum überzeugen lassen wird, sich wieder dem europäischen Kurs anzupassen, bemerkt von Marschall, sollten sich die Europäer für einen neuen Atomdeal mit dem Iran einsetzen und den Druck auf Peking erhöhen. Nur so können sie die Erfolgschancen dieser Politik erhöhen. Es stellt sich die Frage: „Sind die Deutschen offen für die Idee, dass ein härterer Umgang mit den Gefährdern der internationalen Ordnung Erfolg haben könnte?“

Man könnte auch fragen: Sind die Deutschen bereit, sich einzugestehen, dass Trumps Politik möglicherweise Erfolg haben könnte?

 

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