ZDF-Moderator - Jan Böhmermanns Gehalt bleibt sein Geheimnis

Der Fernsehsatiriker beschimpft FDP-Mitglieder, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zurechtstutzen wollen. Wie sehr er selbst von diesem System profitiert, ist vollkommen intransparent.

Was die Böhmermann-Show „ZDF Magazin Royale“ kostet, soll der Beitragszahler nicht erfahren / dpa
Anzeige

ZDF-Moderator Jan Böhmermann passt die in Deutschland gerade zaghaft begonnene Debatte um eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks offenbar nicht. Dass die FDP sich auf ihrem Bundesparteitag dazu durchgerungen hat, eine Absenkung des Rundfunkbeitrags zu fordern, nahm der Fernsehmacher zum Anlass, den Liberalen eine Nähe zur AfD zu unterstellen.

„Ihr kleinen #afdp Spinner“, schrieb Böhmermann bei Twitter in gewohnt provozierender Weise. „Wenn das Erstbeste, was den ganzen angespitzten Jungunternehmern hier beim Thema ‚ÖRR reformieren‘ einfällt, dass missliebigen Inhalten im ÖRR das Geld gekürzt werden soll, jahaaa, dann ist's mit #afdp wohl doch nicht so weit hergeholt, gell?“

FDP-Forderung ist milder als früher

Grund für seine Aufregung war diese Formulierung im Parteiprogramm der Liberalen: „Wir Freie Demokraten wollen einen moderneren und schlankeren öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich primär auf Nachrichten, Kultur, politische Bildung und Dokumentationen konzentrieren soll. Damit wollen wir den Rundfunkbeitrag absenken.“

Gegenüber früheren Programmen der Liberalen ist das sogar eine mildere Forderung – denn die FDP hatte bereits die Halbierung des Beitrags in ihrem offiziellen Wahlprogramm stehen. Diesmal war im Entwurf nur von „Abdämpfen“ die Rede. Jens Teutrine, Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, setzte sich dann mit seinem Vorschlag durch: wenn schon nicht halbieren, dann wenigstens senken.

FDP-Generalsekretär Volker Wissing versuchte dies noch zu verhindern. „Es ist doch völlig unrealistisch bei den laufenden Pensionslasten, bei den steigenden Kosten, dass man tatsächlich eine Absenkung der Rundfunkgebühren durchsetzen kann“, sagte er beim virtuellen Parteitag, wurde aber überstimmt.

Man muss dazu wissen, dass Wissing als Wirtschaftsminister am rot-grün-gelben Kabinettstisch in Mainz sitzt. Dort ist das ZDF angesiedelt. Rundfunkpolitik ist in Rheinland-Pfalz daher immer auch Standortpolitik.

Acht Milliarden Euro im Jahr

Die Sendeanstalten bekommen jährlich acht Milliarden Euro an Pflichtbeiträgen. Deutschland leistet sich damit den teuersten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Welt. Ausgesprochen intransparent ist, wohin die Milliarden versickern. Über die Jahrzehnte ist ein für Außenstehende kaum zu durchdringendes Geflecht aus Tochterfirmen, Beteiligungen und Auftragsvergaben entstanden. Ein Geflecht, von dem auch Jan Böhmermann zu profitieren scheint.

Seine Twitter-Tirade zum FDP-Beschluss garnierte er mit einer ironischen Schluss-Nachricht. „Und jetzt, liebe SuperRTL-sozialisierten #afdp Jammerlappen, alle einfach weitergehen bitte. Ich möchte mir eine Lasagne aus Geld zubereiten“, schrieb der ZDF-Moderator.

Angehängt war das Bildschirmfoto einer älteren und inzwischen gelöschten Twitter-Nachricht des früheren Verfassungsschutz-Chefs und jetzigen CDU-Bundestagskandidaten Hans-Georg Maaßen, der einer Fake-News-Meldung über einen angeblichen Millionenverdienst Böhmermanns aufgesessen war.

Ein undurchsichtiges Firmengeflecht

Die darin genannte Zahl war mit Sicherheit vollkommen übertrieben. Doch wer herausfinden will, was Böhmermann wirklich verdient, kommt nicht weit – und stößt stattdessen auf eine verschachtelte Firmenkonstruktion, bei der öffentlich-rechtliche und privatwirtschaftliche Unternehmen eng miteinander verwoben sind.

Böhermanns Fernsehshow „ZDF Magazin Royale“ wird nicht vom Sender selbst, sondern von der Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH in Köln produziert. Diese Firma wurde im vergangenen Jahr neu gegründet und zwar von der ebenfalls in Köln ansässigen Produktionsfirma Gruppe 5 und der Habicht Medien GmbH.

Die Gruppe 5 wiederum gehört zu knapp 75 Prozent der ZDF-Tochtergesellschaft ZDFenterprises. Der zweite Gesellschafter, die Habicht Medien GmbH, gehört laut Handelsregister zu 100 Prozent dem Musikproduzenten Peter Burtz, der in Medienberichten als „Böhmermanns Manager“ auftaucht.

ZDF äußert sich „zu Vertragsdetails grundsätzlich nicht“

Was das ZDF an dieses Firmenkonstrukt zahlt, an dem es indirekt selbst beteiligt ist, gibt die Mainzer Anstalt nicht bekannt. „Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns zu Vertragsdetails grundsätzlich nicht äußern“, heißt es dort nur.

Erst recht nichts ist darüber zu erfahren, welcher Anteil der Produktionskosten letztendlich bei Jan Böhmermann landet. Ob als Honorar, Gehalt oder Gewinnausschüttung. Auch der Geschäftsführer der Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH, Alexander Hesse, antwortete auf entsprechende Fragen nicht.

So bleibt Böhmermanns von den Beitragszahlern finanzierte „Lasagne aus Geld“ sein Geheimrezept. Jan Böhmermann ist damit kein Einzelfall. Was ARD und ZDF ihren Starmoderatoren beziehungsweise deren Produktionsfirmen bezahlen, behandeln die Sendeanstalten wie Staatsgeheimnisse.

 

Anzeige