Sebastian Kurz über Dietrich Mateschitz - Ein meinungsstarker Macher

Am gestrigen Samstag starb der österreichische Unternehmer und Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz im Alter von 78 Jahren. Als Selfmade-Milliardär wie auch als Investor und Mäzen hat der Unternehmer, dessen Vermögen zuletzt auf 26,9 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, Maßstäbe gesetzt. Exklusiv für „Cicero“ schreibt hier der frühere österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz einen Nachruf auf Dietrich Mateschitz.

Dietrich Mateschitz (1944 - 2022) / dpa
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Autoreninfo

Sebastian Kurz war von 2017 bis 2019 sowie von 2020 bis 2021 Bundeskanzler der Republik Österreich.

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Als Mensch wie auch als Politiker habe ich Dietrich Mateschitz stets bewundert. Er war jemand, der zupacken konnte; jemand, der hart gearbeitet und der es stets verstanden hat, Menschen um sich zu scharen, die ähnlich tickten – mit einer ähnliche Philosophie und einer vergleichbaren Macher-Mentalität. Mit dieser Haltung hat sich Dietrich Mateschitz vom Handelsvertreter zum Leiter eines Weltkonzerns hochgearbeitet. Für viele noch immer eine kaum vorstellbare Leistung und ein einmaliger Werdegang.

Man hat mich als Außenminister wie auch später als Bundeskanzler der Republik Österreich oft auf Mateschitz und auf seinen Erfolg angesprochen. Meistens konnten es meine ausländischen Gesprächspartner dann gar nicht glauben, wenn ich ihnen davon erzählte, dass Dietrich Mateschitz sein Unternehmen Red Bull in nur einer einzigen Generation zu jenem Weltkonzern geformt hat, der er bis heute ist.

Dabei hat Mateschitz wirklich klein angefangen. Aus einem Energydrink, den er in den Anfangstagen sogar eigenhändig in der Gastronomie vertrieb, hat er in nur wenigen Jahren eine Marke von Weltrang geschaffen. Mit diesem Talent war Dietrich Mateschitz eine Ausnahmeerscheinung. Er hatte einfach ein Händchen für ein gutes Marketing. So etwas habe ich weder davor noch danach je wieder gesehen.

Was Dietrich Mateschitz aber wirklich zu einem besonderen Menschen gemacht hat, das war sein großes Engagement. Je mehr er als Unternehmer voranschritt, je mehr war er bereit, der Gesellschaft auch etwas zurückzugeben. Dietrich Mateschitz hat viel Geld investiert; nicht nur in den Sport – in Formel 1, Fußball oder in Extremsportarten.

Was oft in Vergessenheit gerät, ist sein großes Engagement für seine österreichische Heimat. Als Unternehmer hat er in Regionen investiert, die ihm am Herzen lagen. Erst durch dieses Engagement ist es oft möglich gewesen, lokalen Betrieben ein Überleben zu sichern. Mateschitz investierte in kleine Hotels, in Gastronomiebetriebe, in Brauereien, ja sogar in die Landwirtschaft. So hat er besonders in strukturschwachen Regionen ein wirtschaftliches wie soziales Leben ermöglicht. Und nicht zuletzt hat er natürlich auch viel in den österreichischen Mediensektor investiert. Er hat sich um die Meinungsvielfalt und somit um einen wesentlichen Stützpfeiler der liberalen Demokratie verdient gemacht. 

Dabei war er auch als Mensch stets meinungsstark, und ich selbst habe ihn als jemanden kennenlernen dürfen, der mit seinen eigenen Standpunkten nie hinter dem Berg gehalten und diese vehement vertreten hat. Aber dabei war Mateschitz eben auch immer ein angenehmer und interessanter Gesprächspartner; einer, der es schätzte, am gesellschaftlichen Diskurs mitzuwirken. Diese Haltung und diesen besonderen demokratischen Geist werde ich vermissen.

Mein Mitgefühl gilt in diesen Stunden seiner Familie und seinen Angehörigen.
 

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