„Fata Morgana“ - Auf Händen getragen

Ein als Scheich verkleideter Schauspieler besucht mit seinen drei Schein-Ehefrauen ein Luxus-Kaufhaus in Hamburg. Lässt sich das Personal dort von einem reichen, menschenverachtenden, arabischen Schnösel alles gefallen? Der Blog „Dandy Diary“ zeigt mit seinem heimlich aufgenommenen Video: leider ja

Der angebliche Scheich konnte sich in dem Kaufhaus fast alles erlauben / screenshot Dandy Diary
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Können sich Reiche wirklich alles erlauben? Der Fashion-Blog „Dandy Diary“ ging dieser Frage nach, indem er einen als Scheich verkleideten Schauspieler mit seinen drei falschen Frauen und vier Kameras in das Hamburger Luxus-Kaufhaus „Alsterhaus“ auf Shopping-Tour gehen ließ. Der so entstandene Film „Fata Morgana“ belustigt vielleicht zuerst. Jedoch bleibt einem das Lachen beim Ansehen im Halse stecken.

„Dandy Diary“ hatte den Besuch des Scheichs per Telefonanruf ankündigen lassen. Dementsprechend würdevoll wurde er mit seinen Frauen auch vom Personal empfangen. Die Unterwürfigkeit der Angestellten ist irritierend und erschreckend. Zu jedem noch so Frauen herabwürdigenden Witz wurde gelächelt. Zu jedem noch so menschenverachtende Kommentar bei Berufung auf die eigene Kultur versändnisvoll genickt. Der Scheich konnte seiner „fettesten“ Frau zurufen, sie solle die Treppe benutzen, Frauen mit Pferden gleichsetzen, über Obdachlose herziehen. Und doch wurde er von den Angestellten – sogar wortwörtlich – auf Händen getragen.

Reizwäsche für die Frauen

In die Reizwäsche-Abteilung gingen sie, um seiner neuesten Frau etwas zu ihrem Geburtstag auszusuchen. Sie würde bald fünfzehn. Eine kleine Schelte gab es für ihn jedoch erst, als er sich in der Unterwäsche-Abteilung eine Zigarette gönnte. Aber auch hier stand eine Angestellte längere Zeit zaghaft lächelnd daneben, bevor ein Kollege ihn auf das Rauchverbot hinwies. Zuvor hatten sie ihm noch geholfen, Reizwäsche für eine seiner Frauen auszusuchen.

„Dandy Diary“ regt unter dem Video an, sich folgende Fragen zu stellen: „Fata Morgana ist eine Satire. Aber auf was denn schlussendlich eigentlich? Auf die Kultur der Scheichs? Oder aber auf eine Industrie, die – sobald das Bakschisch stimmt – offensichtlich keine Grenzen mehr kennt? Darf der weiße Mann 2019 die arabische Kultur parodieren, um das weiß-kapitalistische System zu entlarven?“

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