Kulinarische Vorlieben der Kanzlerkandidaten - Empfehlung für Laschet und Baerbock: Gebratene Makrelen

Helmut Kohl stand für Saumagen, Gerhard Schröder für Currywurst und Angela Merkel für Kartoffelsuppe. Doch wofür stehen eigentlich Armin Laschet und Annalena Baerbock? Leider nicht für gebratene Makrelen, befürchtet unser Genusskolumnist. Und legt beiden diesen tollen Speisefisch wärmstens ans Herz.

Makrelen als neues Lieblingsgericht der Kanzlerkandidaten? / dpa
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Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Kulinarisch ist die Entscheidung der CDU/CSU für Armin Laschet nun wirklich kein Aufbruchssignal für eine moderne, wertkonservative Politik. Laut einer großen deutschen Boulevardzeitung bestellt der Rheinländer in seiner Heimatstadt bei seinem Lieblingsgriechen bis zu drei Mal pro Woche Bifteki, Gyros oder Pizza Thunfisch mit Mais, Zwiebeln und Paprika. Für einen Rheinländer klingt das nicht besonders bodenständig, da hätte man eher ein Bekenntnis zum rheinischen Sauerbraten oder zu Himmel un Ääd (Himmel und Erde) erwartet. 

Für Baerbock ist das dünnes Eis

Sein unterlegener Kontrahent Markus Söder zeigte dagegen klare Kante: „Seit meiner Jugend ist es so, dass es am Sonntag einen Braten gibt und dazu immer Kloß mit Soß. Ein ordentliches Stück Fleisch ist sonntags Pflicht, das gilt besonders bei uns in Franken“, sagte Söder der FAZ.

Aber trotz der Nominierung durch die derzeit stärkte Partei ist Laschet ja noch längst nicht Kanzler, denn da ist ja noch Annalena Baerbock. Über deren kulinarische Vorlieben wurde öffentlich nichts bekannt. Das wird Gründe haben. Möglicherweise entsprechen Baerbocks Essgewohnheiten so gar nicht dem vegan-vegetarischen Mainstream in ihrer Partei, bei deren Veranstaltungen karnivore Kost inzwischen oftmals auf dem Index steht. 

Laschets „neuer NRW-Kosmopolitismus“

Der Ernährungssoziologe Daniel Kofahl findet die Betrachtung der kulinarischen Vorlieben der Spitzenpolitiker durchaus hilfreich: „An ihnen erkennen wir, woher sie kommen, wer sie sind und wer sie gern sein wollen“. Laschets Vorliebe für Bifteki, Gyros oder Pizza Thunfisch wertet Kofahl gegenüber Cicero als „Beispiel für den neuen NRW-Kosmopolitismus, der sich die neue internationale Beliebigkeit auf den Teller holt, die in ihrer bunten Mischung aber doch irgendwie auf neues Fast Food beschränkt bleibt“, ohne Stil.

Söder dagegen inszeniere sich, „als sehr bodenständig und auf Regionalität bedacht“. Allerdings übe er sich auch in Anbiederung „an das medienmachende Milieu urbaner Hipsterdamen“, denn anders sei seine neulich getätigte Aussage, er trinke lieber Cola light als Bier, nicht zu deuten. Für Kofahl ist das „kulinarpolitischer Skandal“.

Die Spargel-Frage ist erledigt – es gibt Makrelen!

Wie dem auch sei: Der Frühling ist im Anmarsch, und der hat unabhängig von politischen Präferenzen einiges zu bieten. Natürlich denkt man dabei an Spargel, aber das lassen wir diesmal. Alle geschmackspolitischen Schlachten sind bereits geschlagen, und die im vergangenen Jahr auch an dieser Stelle verkündete Fatwa, laut der weißer Spargel ausschließlich mit zerlassener Butter und Kartoffeln serviert werden darf und alles andere VERBOTEN ist (besonders Hollandaise), bleibt unverändert in Kraft. 

Wenden wir uns also dem Gastmahl des Meeres zu, das wir coronabedingt zwar kaum vor Ort oder im Restaurant genießen können, dafür aber im heimischen Esszimmer. Ende April beginnt unter anderem die Saison für Makrelen. Die meisten kennen diesen Fisch nur aus der Dose oder geräuchert. Aber auch gegrillt und gebraten haben sie geschmacklich einiges zu bieten. Zudem gelten sie aufgrund ihres besonders hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen als besonders gesund. Also ran an die Makrele.

Geschmackspolizei diesmal erstaunlich liberal

Wir besorgen frische Makrelen, küchenfertig geschuppt und ausgenommen. Säubern, mit Küchenkrepp trocken tupfen und innen und außen mit Meersalz und Pfeffer würzen, den Bauch mit dünnen Zitronenscheiben, Zwiebellauch und gehacktem Knoblauch füllen. Alleine oder zu zweit kann man sie in der Pfanne zubereiten. Sitzen mehr Esser am Tisch wird es eng, und wir weichen auf den Ofen aus. Ohnehin ist die Geschmackspolizei bei der Zubereitung frischer Makrelen erstaunlich liberal.

Man darf sie mehlieren oder auch nicht, man darf sie in der Pfanne oder im Ofen braten und man darf sie auch grillen und dabei in Alufolie einwickeln. In allen Fällen braucht man sehr wenig Fett, denn davon hat die Makrele von Natur aus genug. Und in allen Fällen dauert es rund um 20 Minuten. Was man allerdings nicht darf, ist die die Überfrachtung mit Füllungen und Gewürzen, denn sie hat einen sehr charakteristischen Eigengeschmack. Wer seinen Fisch unbedingt geschmacksglobalisiert und austauschbar auf dem Teller haben will, sollte auf gefrorenes Pangasiusfilet oder ähnliche geschmacklose Scheußlichkeiten zurückgreifen.

Dazu passt Tomatensalat, mit Balsamico, Olivenöl, gehackten Zwiebeln (oder Zwiebellauch) und Knoblauch. Wir wissen natürlich nicht, ob Frau Baerbock und Herr Laschet sowas essen. Wenn nicht, sollten wir es ihnen mal in einem Wahlkampfchat vorschlagen. Kann ja nichts schaden.


Gebratene Makrelen

Zutaten für 4 Personen

4 frische Makrelen à 300 Gramm (ausgenommen, mit Kopf und Schwanz)

Zwiebellauch (von Frühlingszwiebeln)

1 große unbehandelte Zitrone

1 Knolle Knoblauch

Meersalz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle

neutralen Pflanzenöl zum Braten

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