Zweites TV-Triell vor der Bundestagswahl - Lob aus den eigenen Lagern, Kritik von der Gegenseite

Die Politikerreaktionen aus den Reihen von SPD, Union und Grünen auf das Triell der Kanzlerkandidaten am Sonntagabend waren erwartbar. Interessanter sind da Stimmen aus den Oppositionsparteien, die sich „entsetzt“, zumindest „enttäuscht“ äußern und Leerstellen aufzeigen.

Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet beim zweiten TV-Triell / dpa
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CDU und CSU: „Laschet überzeugt“

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak tat kund: „Wir haben heute einen überzeugenden Armin Laschet erlebt. Er war der einzige Kandidat mit Kanzlerformat und insofern war es ein spannender und auch sehr guter Abend“, sagte Ziemiak der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im Anschluss an die Sendung.

CSU-Chef Markus Söder sagte, er rechne jetzt fest mit einem Stimmungswechsel zugunsten der Union: „Das war ein überzeugender Auftritt und klarer Punktsieg für Armin Laschet. Das ist eine Trendwende und gibt Rückenwind für den Schlussspurt.“

Friedrich Merz (CDU) warf Annalena Baerbock Unwissenheit in puncto Steuergesetze vor. Er twitterte: „Frau Baerbock weiß offenbar nicht, dass der große Teil der deutschen Unternehmen Einkommensteuer und nicht Körperschaftsteuer bezahlt. Gruselig!“

SPD: „Scholz zeigt Kanzlerformat“

Nicht verwunderlich, dass Generalsekretär Lars Klingbeil für die SPD ein ähnliches Resümee zieht wie Paul Ziemiak für die CDU: Klingbeil sagte dem ZDF über den SPD-Kanzlerkandidaten Scholz: „Er hat gezeigt, dass er Kanzlerformat hat. Er hat gezeigt, dass er Ideen hat, wie wir das Land jetzt in schwierigen Zeiten voranbringen können.“

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Kevin Kühnert, twitterte zum TV-Triell: „Liebe Mieterinnen und Mieter, hier noch mal die Zusammenfassung aus dem Triell zum Thema CO2-Preis beim Heizen. Ähnlich beim Mietenstopp (CDU: Nein, SPD: Ja) und 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr (CDU: Nein, SPD: Ja)“.

Bündnis 90/Die Grünen: „Baerbock für konkrete Lösungen“

Der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Cem Özdemir, kommentierte: „Laschet ärgert sich ‚maßlos‘ über den schlechten Zustand der (digitalen) Infrastruktur in unserem Land. Danke für die ehrlichen Worte. Das ist das Ergebnis von 16 Jahre Union in der Regierung.“

Und Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner fand lobende Worte für die Partei-Kandidatin: „Annalena Baerbock hat so richtig gezeigt, dass sie für einen Aufbruch, für Erneuerung steht, die beiden anderen Herren für ein Weiter so“, sagte Kellner der dpa im Anschluss an die Sendung. Während Laschet und Scholz sich gegenseitig attackiert hätten, habe Baerbock konkrete Lösungen für Probleme in Deutschland aufgezeigt.

FDP: „Starke Wirtschaft nur mit der FDP“

FDP-Chef Christian Lindner äußerte sich auf Twitter vor allem zur Finanzpolitik: „Beim Triell ging es um viel Geld, das verteilt werden soll. Unser Vorschlag kam nicht zur Sprache: Bildung. Aber vor allem fehlten Ideen, wie wir unsere Wirtschaft nach der Krise stärken, um überhaupt die Mittel für Soziales und Ökologisches zu gewinnen.“

Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, kommentierte das zweite TV-Triell mit den Worten: „Das Triell hat eindeutig gezeigt: Die Soziale Marktwirtschaft hat keinen Kanzlerkandidaten und keine Kanzlerkandidatin umso mehr kommt es auf die FDP in der nächsten Bundesregierung an!“

Die Linke: „Linkspartei gehört in eine Koalition“

Auch der Linken-Spitzenkandidat Dietmar Bartsch äußerte sich auf Twitter: „Triell war insgesamt enttäuschend. Gute Arbeit, Kinderarmut, Inflationsentwicklung, gleiche Lebensverhältnisse in Ost-West spielten keine Rolle.“ Zu Recht sei es aber darum gegangen, ob seine Linkspartei in eine Koalition einbezogen werde oder nicht.

Die Co-Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler, postete auf Twitter: „Ich fand einiges überraschend an der Debatte, zum Beispiel, dass mehr über die Kosten für Klimaschutz gesprochen wurde als über die Kosten der Klimakrise.“

AfD: „Nicht nah genug an den Problemen der Bürger“

Der Co-Parteivorsitzende der AfD, Tino Chrupalla, zeigte sich im Heute Journal-Interview „entsetzt“ über das Triell. Wichtige Themen wie Rentenpolitik, Steuerreformen und Inflation seien nicht genug oder gar nicht angesprochen worden. Zu Laschets Äußerung, die AfD am liebsten aus dem Bundestag verschwinden zu sehen, sagte Chrupalla, eine solche Entscheidung läge in der Hand der Wähler. Ohne die AfD hätte es in vielen Bereichen keinen Fortschritt und auch keine Hinweise auf aktuelle Probleme im Land gegeben.

dpa

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