Kriminalitätsstatistik - Migranten sind zehnmal öfter mordverdächtig

Unter Journalisten ist umstritten, ob die Herkunft eines Straftäters für die Berichterstattung relevant ist. Dabei spricht die Statistik für sich: Da Migranten überproportional häufiger bei Schwerverbrechen tatverdächtig sind, ist das sogar unverzichtbar. Ein Plädoyer dafür, zu sagen, was ist

Stilles Gedenken: In Freiburg wurde die Studentin Maria L. ermordet / picture alliance
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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Eine Studie des Journalismusforschers Thomas Hestermann sorgte dieser Tage für Aufsehen. Demnach würden Gewalttaten von Ausländern in deutschen Medien nicht verschwiegen, sondern überdimensioniert dargestellt. Wenn die Herkunft eines Tatverdächtigen genannt wird, dann sei er in rund 90 Prozent der Fälle Ausländer.

Mit der polizeilichen Kriminalstatistik habe das nichts zu tun. Dort liege der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger bei Gewalttaten 2018 laut Polizeilicher Kriminalstatistik um die 30 Prozent. Unter der Überschrift „Der Mörder ist immer der Migrant“ schrieb mit Bezug auf die 70 Prozent deutsche Täter deshalb Spiegel-Kolumnist Markus Feldenkirchen in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazin an die Adresse derer, die sich in seinen Augen „gierig“ auf Meldungen von Gewaltverbrechen durch Migranten stürzen: „Ein größeres Zerrbild der Wirklichkeit lässt sich kaum zeichnen.“  

Schutzinteresse von Minderheiten 

Daran ist wenig richtig (das Verhältnis 70:30) und viel falsch. Man könnte in seinen eigenen Worten sagen: Ein größeres Zerrbild als jenes von Feldenkirchen kann man nicht zeichnen. 

Dazu ein paar Anmerkungen und vor allem: Zahlen. Seit jeher ist es guter Brauch, dass die präzisen Angaben zu Tätern bei Verbrechen zurückhaltend gehandhabt werden. Dem Erkenntnisinteresse der Mediennutzenden steht ein Schutzinteresse von Minderheiten gegenüber, in diesem Fall das von ausländischen Minderheiten. Denn in der Tat besteht die Gefahr, dass es zu Verallgemeinerungen und einem Generalverdacht kommt, der Unbescholtene treffen kann, zumal Ressentiments gegen Ausländer keine Erfindung sind, sondern leider existieren. Dem soll mit einer Berichterstattung nicht ohne Not Vorschub geleistet werden.

Überproportionaler Anteil von Migranten

Es ist aber eben doch von Belang, und die Abwägung muss anders vorgenommen werden, wenn sich ein Muster ergibt. Und dieses Muster gibt es leider eindeutig, wenn man die Statistiken der vergangenen Jahre für Gewaltverbrechen wie Mord, Totschlag, schwere Körperverletzung und Vergewaltigung heranzieht. Bei diesen sind Migranten, die seit 2013 nach Deutschland gekommen sind, weit überproportional vertreten, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion aus dem vergangenen Jahr zweifelsfrei ergibt.

Nicht nur die absoluten Zahlen der Straftatverdächtigen von seit 2013 Eingewanderten ist enorm gestiegen: von 76.231 im Jahr 2013 auf 271.171 im Jahr 2017. 

Quelle: Bundestags-Drucksache 19/6634

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch bei Mord, Totschlag und schwerer Körperverletzung haben die Verdachtsfälle stark zugenommen, wie aus dieser Tabelle der Antwort der Bundesregierung hervorgeht.

Quelle: Drucksache 19/6634

Zur Veranschaulichung dieser absoluten Zahlen muss man sie ins Verhältnis setzen. Laut offiziellen Angaben sind zwischen 2013 und 2018 1,8 Millionen Migranten nach Deutschland gekommen). Weil die Zahlen der Antwort auf die Kleine Anfrage nur bis 2017 reichen, legen wir einmal 1,6 Millionen Migranten zugrunde, die bis 2017 gekommen sind. Das ist bei einer Bevölkerung von seinerzeit 82,8 Millionen Menschen ein Anteil von 1,9 Prozent. 

Gehen wir den Anteil tatverdächtiger Migranten an den Delikten Mord und Totschlag durch. 2017 gab es in Deutschland 405 Mordopfer. Bei 77 war ein Migrant tatverdächtig, wie die Antwort der Bundesregierung ausweist. Das ergibt einen Anteil von 19 Prozent. Bei Totschlag stehen 2017 insgesamt 1858 Fälle zu Buche, davon entfallen 312 Tatverdächtige auf Migranten, das ist ein Anteil von knapp 17 Prozent. 

Was die Nennung der Nationalität notwendig macht

Das heißt zusammengefasst: Knapp zwei Prozent der Bevölkerung waren 2017 bei fast 20 Prozent dieser beiden Schwerverbrechen tatverdächtig. Das ergibt ziemlich genau den Faktor 10. Zehnmal mehr Migranten als Deutsche waren im Jahr 2017 also mordverdächtig, beziehungsweise totschlagsverdächtig. Verdächtig ist nicht verurteilt,  das stimmt. Aber Statistiken über weit überporportional viele Ausländer, gerade islamistische Täter, in deutschen Gefängnissen stimmen eben auch. 

Die Bevölkerung nimmt Dinge wahr, auch wenn sie das nicht so präzise ausgerechnet hat, wie hier beispielhaft geschehen. Deshalb ist sowohl die Berichterstattung über einschlägige Fälle wie die Nennung der Herkunft auch in Abwägung der beiden Interessen von oben notwendiger Bestandteil der Berichterstattung.

„Fatale Fehlentwicklung“

Zu diesem Schluss kommt jedenfalls der Rechtsexperte der taz, Christian Rath, und er widerspricht der Studie, die von einer „fatalen Fehlentwicklung“ spricht:  

„Es ist aber keine Fehlentwicklung, sondern es liegt im Wesen von Medien, dass sie sich am Interesse ihres Publikums orientieren. Medien sind Informations-, Meinungs- und Unterhaltungsdienstleister. Medien stehen auf der Seite des Publikums, zum Beispiel, wenn Regierungen relevante Informationen geheimhalten wollen. Eine 'fatale Fehlentscheidung' wäre es deshalb eher, wenn Medien ausdrücklich Informationen weglassen, die große Teile des Publikums interessieren.“ 

Wann ist ein Verbrechen nachrichtlich relevant? 

Ich würde gar nicht so weit gehen wie der taz-Autor. Mir würde das Erkenntnisinteresse des Publikums allein noch nicht reichen, um die Herkunft bekannt zu geben. Aus oben genannten Gründen. Es ist aber nicht nur ein Interesse des Publikums, das hier zugrunde liegt. Es liegt ein Muster zugrunde. Es sind eben keine „lokalen Ereignisse“ ohne nachrichtlich bundesweite Relevanz, wie der frühere Chefredakteur der Tagesschau, Kai Gniffke, zunehmend hilflos begründet hat, warum Fälle wie der aus Freiburg oder Wiesbaden nicht Eingang in die Tagesschau fanden. Es erweist sich ein Muster. Und ein Muster darzustellen, es erkennbar zu machen, ist nicht nur journalistischer Antrieb. Es ist journalistische Pflicht. 

Um es an einem Beispiel plastisch zu machen. Hersteller verunglückter Busse sind eigentlich für sich genommen keine Erwähnung wert. Wenn sich aber bei mehreren Busunglücken erwiese, dass es sich immer um das gleiche Modell eines Herstellers handelt, dann MUSS man darüber berichten. So wie das im Fall der wiederholten Abstürze der Boeing 737 Max auch ganz selbstverständlich und zu Recht der Fall war.

Sagen, was ist 

Und so MUSS das auch bei schweren Gewaltverbrechen sein, wenn sich herausstellt, dass diese lokalen Ereignisse und Einzelfälle ein Muster aufweisen, in diesem Fall der markant überproportionale Anteil einer bestimmten Tätergruppe. Wer Slogans wie „Sagen, was ist“ (Spiegel) und „Das ganze Bild“ (Phoenix) ernst meint, kommt nicht umhin, dieses Muster zu erkennen und darüber zu berichten. Wenn Journalismus das nicht tut, sondern lieber wegguckt, dann erfüllt er seinen Auftrag nicht. Dann versagt er.  

Über den erschlagenen Feuerwehrmann von Augsburg (die mutmaßlichen Täter haben einen Migrationshintergrund) hat die Tagesschau übrigens berichtet. Vielleicht liegt es daran, dass diese Erkenntnis nicht nur in die taz eingesickert ist. Vielleicht aber auch daran, dass dass die für die Tagesschau verantwortliche Redaktion von "ARD aktuell" einen neuen Chefredakteur hat, der sich das besagte Phoenix-Motto zum Leitspruch gemacht hat.

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