SPD-Wahlparty am Abend der Bundestagswahl - „Vielen Dank, das ist dein Erfolg“

Die SPD hat die Bundestagswahl gewonnen. So sehen das die Sozialdemokraten im Willy-Brandt-Haus. Dieser Abend gehört vor allem Olaf Scholz. Das gesteht selbst Saskia Esken ein. Am wahrscheinlichsten erscheint nun eine SPD-geführte Ampel.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken während der Wahlparty im Willy-Brandt-Haus / dpa
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Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Es ist 18.47 Uhr, als Wolfgang Schmidt die Faust ballt. „Auch bei der ARD vorne“, sagt er mit großer Erleichterung, als die erste Hochrechnung auf dem Bildschirm im Außenbereich des Willy-Brandt-Hauses erscheint. Der Hamburger Schmidt ist Olaf Scholz’ linke Hand, hat ihm über die Jahre den Rücken freigehalten. Und Olaf Scholz, das ist in diesem Moment klar, hat diese Wahl gewonnen.

Wie wichtig ist es überhaupt, ob die Union nun knapp vor der SPD oder hinter ihr liegt? Die herben Verluste der Union und die kräftigen Zugewinne der Sozialdemokraten sprechen eine klare Sprache: Die SPD hat die Wahl gewonnen. So sehen sie das hier im Willy-Brandt-Haus an diesem Abend, ganz egal, wen man fragt.

Wermutstropfen ist das knappe Rennen in Berlin

Klarheit scheint auch zu herrschen bei der Frage, auf welche Koalition man nun hinarbeitet: Das schwache Abschneiden der Linken hat eine rot-rot-grüne Koalition unmöglich gemacht – in Scholz’ Lager war das ohnehin nie eine wirkliche Option. Am wahrscheinlichsten erscheint nun eine SPD-geführte Ampel, wie sie etwa in Rheinland-Pfalz unter der Führung von Malu Dreyer reibungslos funktioniert.

Der eher mit den Linken sympathisierende SPD-Nachwuchs sieht das naturgemäß anders: „Wir sollten mit FDP und Linken sprechen. Mit beiden gibt es Themen, bei denen es schwer sein wird, Kompromisse zu finden“, sagt Anton Heinecke, 20 Jahre alt, Kandidat bei der Kommunalwahl im Berliner Bezirk Lichtenberg. Da zeigen die Ergebnisse noch nicht so klar, dass eine rot-rot-grüne Koalition keine Mehrheit haben wird. Ein Wermutstropfen ist für Heinecke das knappe Rennen in Berlin: Nachdem die Umfragen einen klaren Sieg Franziska Giffeys vorhergesagt hatten, landet die SPD-Kandidatin nun möglicherweise auf Platz zwei hinter den Grünen.

Eskens Eingeständnis

Dieser Abend gehört vor allem Olaf Scholz. Das gesteht selbst Saskia Esken ein, als sie kurz nach sieben auf der Bühne die Ergebnisse kommentiert. Ganz links steht da neben dem gusseisernen, 3,40 Meter großen Willy Brandt die SPD-Vorsitzende Esken, ganz rechts ihr Co-Vorsitzender Norbert Walter-Borjans, in der Mitte Olaf Scholz mit seiner Frau. „Vielen Dank, das ist dein Erfolg“, sagt Esken unter dem Jubel Hunderter Sozialdemokraten, jene Esken, die Scholz mit ihrem Linkskurs und mit Unterstützung der Jusos vor knapp zwei Jahren im Kampf um den Parteivorsitz besiegt hatte, und die bei vielen Themen deutlich links von ihm steht.

Und auch sie lobt die Geschlossenheit. Kein Sozialdemokrat, der an diesem Abend nicht dieses Wort in den Mittelpunkt seiner Erklärungen dafür stellt, warum die SPD gewonnen hat. „Wir haben gezeigt, was es braucht, um ein Land zu regieren: Pragmatismus, Zuversicht und Geschlossenheit“, so klingt das bei Olaf Scholz, der selbst in diesem Moment seines vielleicht größten Triumphes betont bescheiden auftritt: Der Hauch eines Lächelns, die linke Hand auf den Bauch gelegt, die rechte langsam schwenkend, so steht der 63-Jährige auf der Bühne. Den Regierungsauftrag, daran lässt er aber an diesem Abend keinen Zweifel, sieht er bei sich. „Das ist ein Auftrag, all das umzusetzen, was im Wahlkampf versprochen wurde“, sagt er.

Werden im Hintergrund schon die Weichen auf die Ampel gestellt? „Jetzt warten wir das endgültige Ergebnis ab, dann machen wir uns morgen an die Arbeit“, sagt Scholz von der Bühne.

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