Neue Studie zur Wirksamkeit von Masken - „Masken reduzieren das Infektionsrisiko um etwa 80 Prozent“

Im Kampf gegen die Ausweitung der Corona-Pandemie ist die Maske ein unverzichtbares Instrument. Das hat die systematische Auswertung bereits vorhandener Studien ergeben. Mit dem Robert-Koch-Institut und der Weltgesundheitsbehörde WHO geht der Leiter der Studie hart ins Gericht.

Aber bitte mit Maske /dpa
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Jetzt ist es amtlich: Masken senken das relative Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren, um etwa 80 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der McMaster University im kanadischen Hamilton, die die Bundesregierung aufhorchen lassen sollte. Denn die 29 Studien, die die Wissenschaftler dafür ausgewertet haben, lagen schon zu Beginn der Corona-Krise vor. Und das wirft Fragen auf.

Die Berliner Zeitung hat sie gestellt. Und  Holger Schünemann hat sie beantwortet. Er ist Professor für klinische Epidemiologie und Innere Medizin an der McMaster University, und er hat die vorliegenden Studien zur Maskenpflicht im Auftrag der WHO ausgewertet. Viele stammen aus China, wo die Menschen das Tragen einer Maske schon während der Sars-1-Epidemie 2002/2003 gewohnt waren, andere Studien wurden während der Mers-Epidemie initiiert, die 2012 auf der arabischen Halbinsel ausgebrochen war. 

Appell an Maskenverweigerer 

Aber warum hat die Wissenschaft diese Studien noch nicht längst ausgewertet? „In der westlichen Wissenschaftswelt hieß es, es gibt keine Daten – weil sich bis dato niemand die Mühe gemacht hatte, die nicht-randomisierten Studien systematisch auszuwerten." Es habe erhebliche Bedenken gegeben, nicht-randomisierte Studien zu benutzen – also Studien, deren Probanden nicht nach dem Zufallsprinzip ausgewählt worden waren. Dagegen gilt die randomisierte Studie als Goldstandard in der Forschung, als beste Grundlage zum empirischen Nachweis der Wirksamkeit medizinischer Maßnahmen. 

Auch das Robert-Koch-Institut hat seine anfängliche Ablehnung der Maskenpflicht damit begründet, die vorliegenden Studien seien nur bedingt zuverlässig. Ja, es hatte sogar argumentiert, die Masken erhöhten das Infektionsrisiko, weil sich ihre Träger so sicher fühlten, dass sie andere Verhaltensregeln wie Abstand halten oder Händewaschen nicht mehr befolgen würden. Schünemann forscht an einer Universität, die als Wiege der evidenzbasierten Medizin gilt. Er sagt, wenn es keine randomisierten Studie gebe, müsse man eben nicht-randomisierte nehmen – „und dann genau beschreiben, wie sehr wir diesen Arbeiten vertrauen."

Mit seiner Studie hat er die Zweifel an der Wirksamkeit ausgeräumt. Hätten das RKI und die WHO viele Todesfälle verhindern können, wenn sie die Bürger von Anfang an aufgefordert hätten, eine Maske zu tragen? Schünemann bejaht diese Frage – mit einer Einschränkung: Die Ergebnisse der schon existierenden Studien müssten sich erst noch bestätigen. Er sagt, dem Westen habe wohl der Sars-Schock gefehlt, um früher auf dieses Instrument zu vertrauen. Seine Studie ist ein Appell an die zunehmende Zahl der Maskenverweigerer. „Es ist nicht besonders umständlich, eine Maske zu tragen und kostet kaum Geld für den Einzelnen im Vergleich zu teuren Therapien." 

Das vollständige Interview mit Holger Schünemann lesen Sie hier. 

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