Jahrestag der Wannseekonferenz - Deutschland und Israel prangern Holocaust-Leugnung an

Israel und Deutschland wollen an diesem Donnerstag bei den UN gemeinsam eine Resolution gegen Holocaust-Leugnung einbringen. Anlass ist der 80. Jahrestag der Wannseekonferenz. Außenministerin Baerbock räumt eine Mitschuld des Auswärtigen Amts an der Ermordung der Juden ein. 

Susanne Wasum-Rainer, deutsche Botschafterin in Israel / dpa
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Zum 80. Jahrestag der sogenannten Wannseekonferenz haben Deutschland und Israel die Leugnung und Trivialisierung des Holocausts angeprangert. In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel und die israelische Tageszeitung Maariv monierten die deutsche Botschafterin in Israel, Susanne Wasum-Rainer, und der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, dass die Fakten der Schoa noch immer abgestritten würden und deren historischer Ausnahmecharakter relativiert werde. Derweil räumte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine Mitschuld des Auswärtigen Amts am Leiden der Juden ein. 

In dem Gastbeitrag schreiben die beiden Botschafter weiter, die Leugnung und Trivialisierung des Menschheitsverbrechens sei dabei nicht nur unter politischen Radikalen verbreitet, sondern ein gesellschaftliches und internationales Phänomen. Aus diesem Grund wollten Israel und Deutschland an diesem Donnerstag bei den Vereinten Nationen gemeinsam eine Resolution anstoßen. Die politisch Verantwortlichen weltweit seien zur Unterstützung aufgerufen. „Diese Resolution soll ein Zeichen der Hoffnung und der Inspiration für alle Staaten und Gesellschaften sein, die für Vielfalt und Toleranz einstehen, nach Versöhnung streben und verstehen, dass die Erinnerung an den Holocaust unabdingbar dafür ist, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholen.“ 

Der Menschlichkeit verpflichtet sein, nicht der Macht

In dem Gastbeitrag der beiden Botschafter heißt es weiter, die Leugnung historischer Fakten des Holocausts sei nicht nur ein Angriff auf die Opfer der Vernichtung und ihre Nachkommen, auf Juden in aller Welt und den Staat Israel. Es sei auch ein Angriff „auf die Grundbedingung friedlicher Gesellschaften und friedlichen Zusammenlebens weltweit“. Die Botschafter machten auch Vorschläge für Maßnahmen zur Bekämpfung der Holocaust-Leugnung. Dazu gehörten eine einheitliche Definition von Antisemitismus, Investitionen in Bildung und Aufklärung sowie Maßnahmen, um die Infragestellung und Relativierung des Holocausts in den sozialen Medien zu verhindern. 

Außenministerin Baerbock bekannte sich zur Mitverantwortung des Auswärtigen Amts am Mord an den Juden durch die Nazis. „Wir werden nie vergessen, was Deutschland ihnen angetan hat“, sagte sie laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amts. „An ihrem Leid tragen auch Beamtinnen und Beamte des Auswärtigen Amts Schuld, die sich in den Dienst von Verbrechen und Völkermord des Nazi-Regimes gestellt haben.“ Sie seien damit zu willfährigen Helfern des Unrechts geworden. „Dieses Kapitel der Geschichte muss uns ein Ansporn sein: Nie wieder darf so etwas geschehen.“ 

Baerbock sagte weiter, wer im Staatsdienst Verantwortung trage, müsse zuallererst dem Recht und der Menschlichkeit verpflichtet sein, nicht der Macht. Die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle des Auswärtigen Amtes während des Nationalsozialismus sei deshalb fester Bestandteil der Ausbildung im Auswärtigen Amt. Alle Mitarbeiter in der Ausbildung würden noch stärker dafür sensibilisiert, Antisemitismus zu erkennen und aktiv zu werden, wenn sie ihm begegneten. „Am Internationalen Holocaust-Gedenktag des 27. Januars werden fortan alle Mitarbeitenden weltweit daran erinnert.“ 

Quelle: dpa

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