Familienpolitik - Bundesfamilienminister – ein für Männer unerreichbarer Traumjob

Mit Lisa Paus als Nachfolgerin von Anne Spiegel soll wieder eine Frau das Familienministerium leiten. Einen männlichen Familienminister hat es seit Heiner Geißler nicht mehr gegeben. Warum eigentlich nicht? Schließlich sind auch Männer Teile von Familien. Doch die feministische Ideologie, die sich im BMFSFJ durchgesetzt hat, schert sich nicht um die Belange von Männern und Vätern.

Lisa Paus ist die neue Familienministerin im „Ministerium ohne Männer“ / dpa
Anzeige

Autoreninfo

Prof. Dr. Michael Klein (Köln), Psychologischer Psychotherapeut, befasst sich seit 30 Jahren mit Geschlechter- beziehungen, Männerpsychologie und Gewaltprävention.  

So erreichen Sie Michael Klein:

Anzeige

Und wenn es mein größter Wunsch auf Erden wäre, Familienminister zu werden, in Deutschland bliebe es unerreichbar. Zumindest seit 1985 wurde kein Mann mehr zum Familienminister ernannt. In diesen knapp 37 Jahren wurden 14 Frauen auf dieses Amt berufen, darunter auch Angela Merkel. Der Posten wird langsam für Männer so unerreichbar wie für Frauen das Papstamt.

Dabei bringe ich alles mit, mehr als alles, was es braucht. Fünffacher Vater, Psychologiestudium mit Schwerpunkt auf Kinder, Jugendliche und Familie, langjährige Praxis in der Beratung und Therapie von Familien. Aber das alles hilft nichts. Erstens bin ich mit 67 Jahren zu alt, obwohl das Ministerium auch ein Seniorenministerium sein soll, und zweitens – noch schlimmer – bin ich ein Mann. Und Männer gelten unserer vermeintlich fortschrittlichen Politik als verdächtig und inkompetent in Kinder- und Familiendingen. Diese Haltung scheint insbesondere bei den Grünen weit verbreitet, die sich ja sonst für Wandel der Geschlechterrollen einsetzen. Lauert da im Hintergrund eine hyperkonservative Ader?

Ministerium ohne Männer

Gerade eine fortschrittliche Familien- und Gesellschaftspolitik könnte jedoch ein Signal an alle Menschen im Land senden, das Männer heutzutage mit veränderten Rollenmodellen prädestiniert für das Amt sind. Das wäre ein starkes und wirklich fortschrittliches Signal. Einen Mann zum Minister für Familie, Jugend, Senioren und Frauen zu machen, also für die Themen, die der Ex-Kanzler Schröder noch „Gedöns“ nannte, würde das Thema in die Mitte der Gesellschaft holen.

Heute stehen die Themen Gleichstellung, Geschlechterverhältnis und Lebensmodelle im Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit, sind hart umkämpft und spalten die Nation wie kaum ein anderes Thema. Man denke an die Konflikte um die Gendersprache, die ganz wesentlich von den letzten Frauenministerinnen gefördert wurde. Je nach Ziel und Zweck nennt man sich im Hause des BMFSFJ Familien-, Frauen- oder Jugendministerin, manchmal auch Gleichstellungsministerin. Die wahre Identität dieses Ministeriums scheint flexibel. Einzig der Begriff Männerministerin scheint verpönt zu sein.

Kein Wunder, denn Männer sind die einzige Personengruppe, die im Portfolio des Ministeriums ausgespart bleiben. Deshalb nennen Kritiker der Männerrechtsbewegung das Haus logischerweise dann auch „Ministerium ohne Männer“. Im Ministerium gibt es nur ein kleines Männerreferat, das jedoch bislang von einer Frau geleitet wurde und „Gleichstellung für Jungen und Männer“ heißt. Sicherlich in der Theorie eine gute Idee, um auch Benachteiligungen für Jungen und Männer anzugehen, aber in der Atmosphäre des „Klappe Haltens“ nicht wirklich gewünscht. Das genderistische Programm des Hauses transportiert die Regel, dass Männer nur so lange akzeptiert sind, wie sie den Feminismus ohne Widerspruch unterstützen. Äußern sie sich feminismuskritisch, gelten sie automatisch als frauenfeindlich. Ein politisches Framing, das große Teile der Männer in der heutigen Gesellschaft mundtot macht.

Jede Menge Gaps zwischen den Geschlechtern

Seit die Ampelkoalition regiert, wurden die im Internet abrufbaren Organigramme vieler Ministerien dahingehend geändert, dass die jeweiligen Abteilungs- und Referatsleitungen nicht mehr mit Namen einsehbar sind. Es ist also nicht mehr erkennbar, wie viele Frauen und Männer diese Funktionen bekleiden. Eine politische Vorsichtsmaßnahme? Unter der alten Regierung war im BMFSFJ bereits eine weibliche Leitungsquote von knapp 70% erreicht worden. So viel zum Thema Gleichstellung der Geschlechter. Wenn da nicht noch eines wäre: Im Gleichstellungspapier des BMFSFJ, das 2021 mit großem Aufwand veröffentlicht wurde, hieß es auf Seite 15 in Richtung alter, weißer und sonstiger Männer, welche die Politik des Hauses anders sehen, die sollten doch „einfach mal die Klappe halten“. Wer weiß, wie sorgfältig und oft Papiere in Ministerien gelesen und korrigiert werden, kann erahnen, dass dies kein Lapsus, sondern Programm war.

Das Ministerium ist alljährlich in der Öffentlichkeit sehr mit dem Thema des Gender-Pay-Gaps präsent. Egal ob dieser nun 21%, 17% oder 6% beträgt, er sollte geschlossen werden, sodass Frauen für gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten. Wenig aktiv ist das Haus jedoch bei anderen Gaps, die dementsprechend auch kaum im öffentlichen Bewusstsein verankert sind: dass Männer nach wie vor fünf Jahre kürzer leben als Frauen, 75% aller Suizide von Männern begangen werden, über 90% aller tödlichen Arbeitsunfälle Männer betreffen und 85% aller Wohnungslosen Männer sind. Auch dass jährlich Tausende von Kindern nach Trennung und Scheidung den Zugang zu ihren Vätern verlieren und oft schwerwiegende psychische Probleme im Rahmen des Eltern-Kind-Entfremdungssyndroms (EKE) entwickeln, ist dem Familienministerium bislang nicht wichtig genug gewesen, um entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Feministische Agenda als Leitthema

Den vielen feministisch orientierten Fachkräften im Ministerium und nicht zuletzt den Ministerinnen der letzten Jahre ist es gelungen, das Haus zu einer Kaderschmiede des Feminismus auszubauen. Kein Gedöns mehr, sondern knallharte Klientelpolitik ist angesagt. So werden Projekte wie „Genderleicht“ (Gendersprache in den Medien), eine Tagung zur „lesbischen Sichtbarkeit“ und zahllose feministische Anliegen gefördert. In den letzten zehn Jahren wurde das Ministerium nach und nach zu einer Steuerungszentrale für feministische Politik ausgebaut. Was das Land wirklich bräuchte, wäre ein Ministerium für Menschen, Generationen, Geschlechter und Familien. Nichts ist so zukunftsträchtig wie der Geschlechterfrieden. Die Agenda des Ministeriums ist wie ein Dampfer, der in die falsche Richtung steuert. Immer mehr Zwietracht zwischen den Geschlechtern säen, immer mehr Misandrie (Negativität gegenüber Männern) und immer mehr Fokussierung auf zwanghaft betriebene Geschlechterparität, selbst da, wo es Mädchen und Frauen gar nicht anstreben.

Unter dem wohlklingenden Namen „Gleichstellung“ verbergen sich nahezu ausschließlich ähnliche Aktivitäten, die entweder frauenpolitische oder queere, transsexuelle oder intersexuelle Themen behandeln. Das Ministerium hat wenig für die große Mehrheit der Bevölkerung im Angebot und stattdessen eine Spezialisierung auf Minderheitenthemen auf die Spitze getrieben. Wohlgemerkt, natürlich sollen diese Themen behandelt werden. Was jedoch auf der Strecke bleibt, sind die Bedürfnisse der Mehrheitsbevölkerung. Und die sind nicht ohne: Auflösung der klassischen Familienstrukturen, Trennungsbewältigung, Männerrollen ohne feministische Bevormundung und Jungen als Bildungsverlierer sind nur einige der Beispiele, die unbearbeitet blieben. Es scheint, dass das Ministerium mit großem Impetus die Themen ihrer Wählerklientel bedient, ohne auf die Interessen und Anliegen der Gesamtbevölkerung zu achten.

Immerhin stehen im Hintergrund noch Forschungsinstitute wie das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das Deutsche Zentrum für Altersfragen, die noch eine Restsolidität des Ministeriums garantieren. Was jedoch ganz und gar in die identitätspolitische Richtung führt, ist die im letzten Jahr unter der alten Regierung auf SPD-Druck entstandene Bundesstiftung Gleichstellung, die derzeit mit fünf Millionen Euro jährlich gefördert wird, um Stimmung für die ideologielastige Genderbewegung mit ihrem Lieblingsthema Gleichstellung zu machen. Einer feminismuskritischen, aber am nachhaltigen Geschlechterfrieden orientierten Organisation, dem Forum Soziale Inklusion (FSI), jedenfalls wurden vom letzten Bundestag genehmigte Fördergelder bis heute nicht ausgezahlt.

Vertane Chance

Auch das Thema Gewalt an Männern – immerhin fast 30% aller Fälle häuslicher Gewalt – ist im Ministerium als Thema noch nicht richtig angekommen, im Unterschied zu Großbritannien, wo dies ein längst erkanntes Problemthema darstellt. Aber wenn weit mehr als die Hälfte alle Abteilungs- und Referatsleitungen von Frauen – die meisten bezeichnen sich in ihren Facebook- und Twitter-Profilen als Feministinnen – besetzt sind, hat das Thema Gewalt gegen Männer kaum eine Chance auf Berücksichtigung. Es gibt nur ein paar kleine Aktivitäten in diese Richtung. Also eher wieder das Bild von dem Dampfer, der stur in die falsche Richtung fährt.

Wenn jetzt wieder eine grüne Politikerin zur Familienministerin, die sich dann doch mehr als Frauen- und Gleichstellungsministerin versteht, berufen wird, ist eine Chance auf eine neue Familien- und Geschlechterpolitik vertan. Es dauert noch, bis aus der feindseligen Haltung, die vom Feminismus zwischen den Geschlechtern oft eingenommen wird, ein konstruktives und kritisches Miteinander wird. Derweil werden sich die Probleme der Jungen und Männer anhäufen.

Schon jetzt ist international die Rede von der „Boy Crisis“, einer Generation heranwachsender Jungen in prekärer psychischer Verfassung, mit unklaren Identitäten, Hang zum exzessiven Mediengebrauch, häufig Gewaltspiele, die erleben müssen, dass sie als Verlierer und Träger des „toxischen Männergens“ angesehen werden. Schon machen in Deutschland im Durchschnitt 8% weniger Jungen das Abitur im Vergleich mit Mädchen. Dieser Trend wird sich weiter durchziehen in die Hochschulen und später ins Berufsleben. In der Politik ist dieser problematische Trend noch nicht angekommen. Dort wird noch munter einseitig Mädchen- und Frauenförderung betrieben.

Anzeige