Doku über New York Times und Donald Trump - Fluch und Segen für die „Feinde des Volkes“

Spannend wie ein Krimi beleuchtet eine vierteilige Doku auf Arte die Berichterstattung der „New York Times“ über Donald Trump. Wer den Reportern zusieht, schwankt permanent zwischen Bewunderung und Mitleid

Reporter im Newsroom der „New York Times“: Wie auf Droge / Aletheia Films LLC
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Seit sie über Donald Trump berichtet, hätte sie sich irgendwann abgewöhnt, „holy shit“ zu sagen, sagt die Reporterin Maggie Habermann. Denn ansonsten würde sie ständig fluchen. Habermann arbeitet für die New York Times. Besser geht es für Journalisten eigentlich nicht. Doch ob dieser Traumberuf wirklich noch so erstrebenswert ist, daran kommen einem doch gehörige Zweifel beim Anschauen der Doku-Serie „Mission Wahrheit – Die New York Times und Donald Trump“, die passend zu den Midterms jetzt in vier Teilen in der Mediathek von Arte zu sehen ist. Es ist oft spannend wie ein Krimi, mitzuerleben, wie es ist, mit dem amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten berichtend Schritt halten zu wollen, einem Mann, der das Land und die Welt allein mit seinem Twitter-Feed permanent auf Trab hält. Aber es ist eben auch ein verdammt harter Job. Wer den Frauen und Männern bei der Arbeit zusieht – im Büro mit dem Laptop auf den Knien, dem Telefonhörer in der Hand und den Blick auf den TV-Bildschirm oder „vor Ort“ auf der Flucht vor aufgebrachten Trump-Fans, nachdem der Präsident die versammelte Presse als „Feinde des Volkes“ beschimpft hatte – wer ihnen dabei zusieht, schwankt permanent zwischen Bewunderung und Mitleid. 

Wie eine Droge

Donald Trump ist für die Times Fluch und Segen zugleich, das wird schnell klar. Zwar bezeichnet er die Journalisten offen als „Feinde“, gleichzeitig bescheren ihnen seine Irrlichtereien, Tweets, Entgleisungen und plötzliche Entlassungen einen Scoop nach dem nächsten. So wird Trump für die Reporter zu so etwas wie eine Droge, von der manche nicht genug kriegen können. „Ich bin Single, ich liebe meine Arbeit, ich habe nicht mal etwas zu essen daheim“, sagt der preisgekrönte Rechercheur Michael Schmidt einmal. Und während man sich den permanenten Stress-Test zu Hause bei einem Glas Rotwein anschaut, schämt man sich ein bisschen für seine Faulheit. Doch dann kommt einem der Gedanke, ob nicht ein bisschen mehr Besinnung den Trump-Jägern auch mal gut tun würde. 

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