Cicero im Mai - Chinas Verantwortung und unser Leben im Corozän

Ein winziges Virus hat die Weltherrschaft übernommen. Wir leben auf nicht absehbare Zeit im Corozän. Was das für unser Leben und die Welt bedeutet, beschreiben wir in der Cicero-Ausgabe im Mai.

Gruß aus Wuhan: Cicero im Mai
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Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Das Erlebnis gehört zu den Sternstunden meines Journalistenlebens. London, Frühjahr 2009, G20-Gipfel unmittelbar nach Ausbruch der globalen Finanzkrise, die von den USA ausging, aber Europa besonders hart getroffen hatte, auch weil deutsche Landesbanken dumm genug waren, den verpackten Müll der faulen Immobilienkredite in den USA gekauft zu haben. Durch puren Zufall und die Unachtsamkeit der Security konnten zwei Spiegel-Kollegen und ich die hitzige Sitzung live verfolgen. Was wir sahen, war großes Kino. Der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi nagelte den US-Präsidenten so lange fest, bis Barack Obama klein beigab. „Ich übernehme die Verantwortung!“ lautete die Überschrift des Protokolls, das wir in einer Nachtsession verfassten und das weltweit Wirbel machte.

Kann China belangt werden?

Die Schuldfrage stellt sich auch jetzt wieder, bei der nächsten Krise, die die Welt in die Knie zwingt und gegen deren Gewalt sich die Finanzkrise wie ein laues Lüftchen ausnimmt. Fakt ist: Das Virus brach im chinesischen Wuhan aus und machte sich von dort auf seine furchtbare Reise um die Welt. Wenn ein Land nachweislich die Welt verheert, dann wird dieses Land dafür völkerrechtlich zur Rechenschaft gezogen. Aber wie ist das in diesem Fall? Kann China gerichtlich belangt werden, wie es der US-Bundestaat Missouri versucht? Oder ist es am Ende nicht nur Exporteur, sondern auch Profiteur der globalen Corona-Krise, weil es die insolventen Firmen aufkauft, die bald am Wegesrand liegen? Die australische Außenministerin Marise Payne hat als erstes Regierungsmitglied weltweit eine unabhängige Untersuchung gefordert, inwieweit China zu lange vertuscht habe, was da auf die Menschen zukommt.

Unser Titelautor Matthias Küntzel rekonstruiert den Fall und skizziert die Möglichkeiten der Sanktionen. Der amerikanische China-Experte Minxin Pei kommt zum Befund, dass der ohnehin wankende Riese China geschwächt aus dieser Weltkrise hervorgehen wird.

Man sagt, dass wir bisher im Anthropozän gelebt haben, im menschengemachten Zeitalter. Jetzt hat ein winziges Virus die Weltherrschaft übernommen. Wir leben auf absehbare Zeit im Corozän. Was das für unser Leben und die Welt bedeutet, beschreiben wir in dieser Ausgabe.

Diesen Text finden Sie in der Mai-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können.

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