Cicero im Juni - Blues für die Freiheit

Wer die Corona-Einschränkungen kritisiert, wird allzu schnell als rechtsextremer Verschwörungstheoretiker diffamiert. Dabei sind kritische Fragen ein Grundpfeiler der Demokratie. Höchste Zeit also, dass wir die Juni-Ausgabe des Cicero der Freiheit widmen.

Cicero im Juni
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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In der letzten Szene des legendären Filmes „Blues Brothers“ lassen Jake und Elwood Blues gemeinsam mit ihrer Band noch einmal so richtig die Sau raus. Mit vollem Elan und ganzem Einsatz performen sie Elvis Presleys „Jailhouse Rock“, ihr Publikum tanzt schon nach wenigen Sekunden auf den Tischen. Die fröhliche Ausgelassenheit hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: Das Ganze spielt im Knast, wo die Blues Brothers nach ihren wahnwitzigen Abenteuern in und um Chicago schließlich gelandet sind. Und auf der Wand hinter der improvisierten Bühne im Gefängnis-Speisesaal ist groß und deutlich ein aufgemalter Spruch zu erkennen: „It’s never too late to mend!“ In deutscher Übersetzung ungefähr: Zur Umkehr ist es nie zu spät!

Nun ist Deutschland selbstverständlich kein Gefängnis, sondern (immer noch) eines der freiesten Länder der Welt. Aber die hinter uns liegende Corona-Krise und alle damit einhergehenden Einschränkungen haben in mitunter drastischer Weise vor Augen geführt, welchen Stellenwert die Freiheit in unserer angeblich so liberalen Gesellschaft genießt. Dabei geht es nicht einmal um Sinn und Unsinn einzelner Lockdown-Maßnahmen. Sondern um die Art und Weise, wie deren Kritiker in hässlicher Regelmäßigkeit von Politik und Medien angegangen wurden – bis hin zur Diffamierung als rechtsextreme Brunnenvergifter.

Kritische Fragen sind Bürgerpflicht

Aber nicht jeder, der das oft erstaunlich leichtfertige Außerkraftsetzen von Grundrechten beklagt, ist ein verschwörungstheoretisierender Querdenker mit Reichsflagge im Handgepäck. Im Gegenteil: Sollte es nicht gerade Ausdruck von wachem Bürgersinn sein, wenn man Fragen nach der Verhältnismäßigkeit stellt? Zur Disposition stehen ja nicht irgendwelche Petitessen, sondern die Freiheit jeder und jedes Einzelnen als Substanz von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Darüber gilt es aber nicht betreten zu schweigen oder verlegen mit den Schultern zu zucken. Im Gegenteil: Wer seinen Unmut angesichts derart massiver Beschneidungen artikuliert, hat nicht Verachtung verdient. Sondern Gehör und faire Auseinandersetzung.

Davon war in Corona-Deutschland leider nicht viel zu spüren. Ein Grund mehr für uns, diesem Thema die Titelgeschichte zu widmen. Denn Viren allein werden auch in Zukunft nicht die einzigen Krankheitserreger für eine freiheitliche Ordnung sein. „Nicht erst die aktuelle Corona-Krise zeigt, dass wir Gefahr laufen, an dem Ast zu sägen, auf dem wir sitzen“, schreibt mein Kollege Ralf Hanselle in seinem fulminanten Plädoyer für mehr innere wie äußere Freiheit. Oder um es mit dem Sinnspruch aus der Besserungsanstalt für Blues Brothers zu sagen: Zur Umkehr ist es nie zu spät!
 

Dieser Text stammt aus der Juni-Ausgabe des Cicero, die Sie jetzt am Kiosk oder direkt bei uns kaufen können.

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