Cicero-Interview - Altkanzler Schröder sieht Flüchtlingspolitik als Merkels Achillesferse

Altbundeskanzler Gerhard Schröder wirft Angela Merkel im Cicero-Interview Fehler in der Flüchtlingspolitik vor. Die Entscheidung über die Grenzöffnung hätte gemeinsam mit dem französischen Präsidenten getroffen werden müssen. Zudem sprach er sich für eine Amtszeitbegrenzung für Bundeskanzler aus

„Man wird im Laufe der Jahre in einem solchen Amt immun gegen Kritik. Das ist nicht gut.“ / Foto: Antje Berghäuser
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Altbundeskanzler Gerhard Schröder hat vorgeschlagen, die Amtszeit des Bundeskanzlers auf zwei Wahlperioden zu begrenzen. „Das ist gar nicht so schlecht, was die Verfassung der USA da vorgibt“, sagte der SPD-Politiker dem Magazin Cicero (Juni-Ausgabe). Er sage auch aus eigener Erfahrung: „Man wird im Laufe der Jahre in einem solchen Amt immun gegen Kritik. Das ist nicht gut. Deshalb finde ich: Acht oder zehn Jahre als Kanzler reichen.“

Zudem warf der Altbundeskanzler seiner Nachfolgerin Angela Merkel Fehler in der Flüchtlingspolitik vor. „In jedem Fall wäre es richtig gewesen, die Entscheidung über die Grenzöffnung zusammen mit dem französischen Präsidenten zu treffen“, so Schröder. Die Grenzöffnung selbst hätte man am Ende nicht anders entscheiden können. „Aber Frau Merkel hat den Fehler gemacht, so zu tun, als sei dieser Zustand ein neuer Normalzustand. Er war aber eine Ausnahme. Und muss eine einmalige Ausnahme bleiben.“ Auf die Frage, ob das Handling der Flüchtlingskrise die Achillesferse der Angela Merkel im Wahlkampf sei, antwortete Schröder: „Ich glaube schon, dass das so ist.“

Russland nicht isolieren

Gerhard Schröder sprach sich in dem Cicero-Interview auch für eine „schrittweise Aufhebung der Sanktionen“ gegen Russland aus. Es gebe ein gemeinsames Interesse an einer ökonomischen Zusammenarbeit, „wir wissen, dass wir den russischen Markt und die russischen Ressourcen brauchen. Und die Russen wissen, dass sie das Know-how der deutschen Wirtschaft brauchen.“ Seine Hoffnung sei, dass man nach der Bundestagswahl zur Vernunft zurückfinde und erkenne: „Russland ist unser wichtigster Nachbar der EU und ist Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Ein solches Land kann man nicht derart isolieren.“ Die Krim jedoch werde Russland nicht zurückgeben, prophezeit Schröder: „Dieser Realität muss man ins Auge schauen, ob man es akzeptieren mag oder nicht.“

Äußerst kritisch beurteilte Schröder den Brexit und zitierte dabei den Comic-Helden Obelix mit den Worten: „Die spinnen, die Briten.“ Die Briten würden aus zwei Gründen erkennen, dass sie einen verhängnisvollen Fehler gemacht hätten. „Erstens: Sie werden politisch an Einfluss verlieren. Die Vorstellung, man könne zurück zum Empire und eine eigene Rolle spielen auf der Weltbühne, ist völlig absurd. Zweitens: Großbritannien wird ökonomisch leiden. Sie sehen jetzt schon: Teile der City verlagern Arbeitsplätze nach Paris, Frankfurt oder Amsterdam.“ Auch jenseits der Finanzbranche würden die Briten die Folgen spüren. Welcher Automobilzulieferer aus Japan oder aus Korea werde seine Europazentrale noch in Großbritannien ansiedeln? „Kein einziger“, so Schröder.

 

Das ganze Interview lesen Sie in der Juni-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder in unserem Online-Shop erhalten.

 

 

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