Cicero im Juli - Wohlstandswende: Die Zeichen stehen auf Sturm

Steigende Preise, fehlendes Gas, Deglobalisierung: Deutschland steht vor einem wirtschaftlichen Schock, sein altes Geschäftsmodell ist offenbar gescheitert. War es das also mit unserem Wohlstand? Der Ausweg aus der Misere erfordert als Erstes einen schonungslos-realistischen Blick auf die Lage. Die Juli-Ausgabe von Cicero liefert ihn.

Cicero im Juli / Illustration: Alexander Glandien
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Das Geschäftsmodell der Bundesrepublik hatte zwei wichtige Prämissen: Zugang zu günstigen Energiequellen und freien Welthandel. Deutschland als Exportweltmeister, darauf konnte man, wenn auch stets ein bisschen verschämt, stolz sein. Wer es nicht war, profitierte dennoch davon – ob als Beschäftigter mit sicherem Arbeitsplatz, als Nutzer einer weitgehend funktionierenden öffentlichen Infrastruktur und Verwaltung. Oder als Kostgänger eines üppig ausgestatteten Sozialstaats. Alles, was uns selbstverständlich erschien (und derzeit immer noch erscheint), ist ohne stabiles volkswirtschaftliches Fundament nicht möglich. Jetzt aber stehen die Zeichen auf Sturm.

Die seit Ausbruch der Corona-Krise einsetzende und durch aktuelle geopolitische Verschiebungen beschleunigte Deglobalisierung trifft eine Industrienation wie die deutsche ins Mark. Durchbrochene Lieferketten hemmen die Produktion, in manchen Branchen herrscht regelrechte Mangelwirtschaft, Exporte und Importe geraten ins Stocken. Unser Wohlstand ist deswegen nicht nur in höchster Gefahr, er schwindet aufgrund der galoppierenden Inflation für jeden spürbar an der Ladenkasse.

Deutschland braucht Realismus 

Die Politik reagiert derweil in einer Mischung aus Hilflosigkeit und Aktionismus, schnürt ein „Entlastungspaket“ nach dem anderen – wohl wissend, dass damit die Probleme zulasten nachfolgender Generationen allenfalls übertüncht werden. „Was bitter notwendig ist, sich bisher aber weder Bundeskanzler Olaf Scholz noch Wirtschaftsminister Robert Habeck getraut haben: den Bürgern und Wählern klarzumachen, wie ernst die Lage ist“, schreibt Wirtschaftsressortleiter Daniel Gräber in unserer Titelgeschichte. Und der US-Politologe John Mearsheimer ergänzt in einem Interview über den Ukrainekrieg und die daraus resultierenden Sanktionen gegenüber Russland, für Letztere werde Deutschland „einen hohen Preis“ zahlen.

Fakt ist: Die aktuellen Krisen sind keineswegs vorübergehender Natur, sondern nachhaltige Folgen einer „Zeitenwende“. Bei diesem vom Bundeskanzler geprägten Begriff geht es also um weit mehr als nur um die Wiederertüchtigung der Bundeswehr. Wenn die Bundesrepublik nicht als Verliererin dieser Wendezeit in die Geschichte eingehen will, muss sie sich jetzt neu erfinden. Dafür braucht es zunächst vor allem eines: den realistischen Blick auf die Gegenwart. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserer neuen Ausgabe einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
 

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