Cicero im Februar - Lawinen aufhalten

Bis heute fällt keinem politischen Player etwas Besseres ein, als die AfD weiterhin auszugrenzen, zu dämonisieren – oder gleich ganz deren Verbot zu fordern. Lesen Sie in der Februar-Ausgabe von Cicero, warum das die AfD eher stärkt als schwächt.

Cover der Februar-Ausgabe / Illustration: Viola Schmieskors
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Erinnert sich noch jemand an Peter Tauber? Der Mann war mal Generalsekretär der CDU – und ließ sich ein Jahr nach Gründung der AfD zu der Bemerkung hinreißen, er wolle keinen einzigen zur neuentstandenen Konkurrenz abgewanderten Unionswähler auch nur „geschenkt zurück“ haben. Taubers Fazit: „Die müssen dann eben eine neue Heimat finden.“ Das haben sie inzwischen getan, und zwar massenhaft.

Ganz anders klang denn auch schon der heutige Unionsvorsitzende Friedrich Merz, als er 2018 vollmundig verkündete, alles daranzusetzen, um enttäuschte Wähler von den Rechtspopulisten zurückzugewinnen und auf diese Weise die AfD zu halbieren. Damals stand sie in den Umfragen bei 14 Prozent, inzwischen überschreitet die Alternative für Deutschland bundesweit locker die 20-Prozent-Marke. Und belegt in den östlichen Ländern – teilweise mit großem Abstand – durchweg Platz eins. Man kann unumwunden festhalten: Der Kampf der „etablierten“ Parteien gegen den politischen Raubfisch ist kolossal gescheitert. Aus dem rechten Protestlager ist eine Lawine geworden.

Ein paar Punkte mehr auf das AfD-Konto

Und doch fällt auf dem politischen Spielfeld von ganz links bis zur bürgerlichen Mitte hin offenbar keinem Player etwas Besseres ein, als die AfD weiterhin auszugrenzen, zu dämonisieren – oder gleich ganz deren Verbot zu fordern. Wobei allein schon die Diskussion über die letztgenannte Maßnahme treffsicher wieder ein paar Punkte mehr auf das Konto der Rechtsalternativen spülen dürfte. Es ist zum Verzweifeln. Zumal an deren Höhenflug selbst die von vielen Medien zu einer Art Neuauflage der Wannseekonferenz emporskandalisierte Gesprächsrunde kaum etwas ändern dürfte, bei der AfD-Leute (und auch einzelne CDU-Mitglieder) über massenhafte „Remigration“ delirierten. Was also tun?

Mathias Brodkorb – Cicero-Autor, SPD-Mitglied und früher selbst in Regierungsverantwortung stehend – hat sich für die Titelgeschichte unserer Februarausgabe Gedanken darüber gemacht, wie man der AfD womöglich auf ganz andere Weise beikommen könnte. Sein Ansatz zur Entzauberung der völkisch-nationalistischen Partei dürfte nicht jedem gefallen. Aber ist es nicht längst an der Zeit, endlich auch einmal über Alternativen bei der dringlichst gebotenen Eindämmung der Alternative für Deutschland nachzudenken? Ich finde schon. Übrigens: Widerspruch ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Wie das eben so ist in einer Demokratie.

 

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