Bundestagswahl - Aufsteiger und Aussteiger

Strippenzieher, Förderer, Hartgesottene: Politiker, die sich für zukünftige Spitzenposten in der nächsten Legislaturperiode in Stellung bringen – und Politiker, die von der politischen Bühne abtreten. Eine Übersicht.

Wahlplakate mit den Spitzenkandidaten Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) / dpa
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Politiker, die wir zukünftig häufiger sehen könnten

Nathanael Liminski (CDU): Liminski gilt als der Strippenzieher hinter Armin Laschet. Der 35-jährige Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei wird nachgesagt, maßgeblich an Laschets Wahlsieg zum NRW-Ministerpräsidenten 2017 beteiligt gewesen zu sein. Angreifbar gemacht hat sich der Bonner allerdings aufgrund früherer Aussagen zu Homosexualität und Abtreibung. Im Fall eines Kanzlers Laschet wird Liminski vielleicht zum Kanzleramtsminister aufsteigen.

Serap Güler (CDU): Güler tritt im Wahlkreis Leverkusen/Köln-Mühlheim gegen Karl Lauterbach(SPD) an. 2017 hat sie in Laschets Landeskabinett das Amt der Staatssekretärin für Familie und Integration übernommen. Güler, Kind türkischstämmiger Eltern, stieg unter Laschet schnell auf, er gilt als ihr Förderer. Im Fall seiner Kanzlerschaft käme Güler als Familien- oder Sozialministerin infrage.

Anton Hofreiter (Grüne): Seit 2005 ist Hofreiter für die Grünen im Bundestag, seit 2013 Fraktionsvorsitzender. An der Parteibasis ist der Bayer beliebt, es heißt, er verbiege sich nicht. Wenn die Grünen Teil der Regierung werden, könnte er Verkehrsminister werden, zumal er als langjähriger Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die nötige Expertise mitbrächte.

Dorothee Bär (CSU): Bär steht auf dem zweiten Platz der bayerischen Landesliste und ist das wohl bekannteste weibliche Gesicht ihrer Partei. Seit 2018 ist sie Staatsministerin der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung. Die bisherigen Arbeitsergebnisse sind eher ernüchternd. Doch mit ihrer klaren Pro-Söder-Haltung ist sie eine wahrscheinliche Kandidatin für ein Ministeramt.

Ricarda Lang (Grüne): Lang ist jung, radikal und woke: Sie könnte bei der Grünen noch weit kommen. Die 27-Jährige ist  stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin. Sie setzt sich für eine „feministische Regierung“ ein und hat schon Stehvermögen bewiesen angesichts von Hass und Bodyshaming im Netz.

Volker Wissing (FDP): Mit Wissing hat die FDP seit vorigem Jahr einen Generalsekretär, der mit Wirtschafts- und Finanzexpertise aufwarten kann und als zupackend gilt. In der Corona-Krise könnte sich der Vorsitzende des Bundesfachausschusses für Finanzen, Steuern und Haushalt als pragmatische Wahl für das Finanzministerium anbieten.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): Von 2008 bis 2014 war die heute 63-Jährige Düsseldorfs Erste Bürgermeisterin. Bevor sie 2017 für die FDP in den Bundestag zog, war sie stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei. Als ihre Kollegin aus dem Verteidigungsausschuss, Eva Högl, zu Wehrbeauftragten nominiert wurde, sagte sie: „Frau Högl hat mit der Bundeswehr so viel zu tun wie ich mit dem Mäusemelken.“ Von der FDP-Frau ist sicher noch viel zu hören.

Carsten Schneider (SPD): Als bis dato jüngster Abgeordneter zog der damals 22-jährige Schneider 1998 in den Bundestag ein. Mittlerweile ist der Politiker erster parlamentarischer Geschäftsführer der Bundesfraktion der SPD und erfüllt gleich mehrere Voraussetzungen, um es weit in der Partei zu bringen: Er ist geschickt darin, Mehrheiten und finden, kommt aus dem Osten und steht Kanzlerkandidat Olaf Scholz nahe.

Joachim Wundrak (AfD): Wundrak wird nachgesagt, er gehöre zur moderaten Strömung in der AfD. Durchsetzen konnte er sich aber nicht im Duo mit Joana Cotar gegen das Spitzenduo Chrupalla und Weidel. Der niedersächsische Spitzenkandidat ist Generalleutnant a.D. und damit der ranghöchste Bundeswehrangehörige der AfD. Er könnte eine neue außergewöhnliche Stimme der AfD werden.

Sahra Wagenknecht (Linke): Wochenlang führte Wagenknecht mit ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ die Bestsellerlisten an. Wer es schafft, trotz eines geforderten Parteiausschlussverfahrens, die am häufigsten in Talkshows und Gesprächsrunden eingeladene Linken-Politikerin zu bleiben, der kann so schnell nicht angeschrieben werden. An Wagenknecht führt mit ihrem politischen Geschick und der klaren Agenda derzeit jedenfalls kein Weg vorbei.

Politiker, die wir zukünftig seltener sehen könnten

Fabio De Masi (Die Linke): Zum Abschied forderte De Masi seine Partei auf, mehr Kapitalismuskritik und weniger erhobenen Zeigfinger zu wagen.

Karin Maag (CDU): Maag wechselt in den Gemeinsamen Bundesausschuss.

Hermann Otto Solms (FDP): Nach fast vier Jahrzehnten im Bundestag verlässt Solms die politische Bühne.

Christine Lambrecht (SPD): Nach 23 Jahren im Bundestag, aber nur drei Jahren als Justiz- und nicht einmal einem Jahr als Familienministerin verabschiedet Lambrecht sich als Politikerin.

Peter Tauber (CDU): Tauber wird Unternehmenssprecher des hessischen Arbeitsbekleidungsherstellers Engelbert Strauss.

Gerd Müller (CSU): Das „gute Gewissen der CDU“ hängt seinen Posten als Entwicklungspolitiker an den Nagel. Angela Merkel schlug Müller aber schon als künftigen Chef der UN-Organisation für industrielle Entwicklung vor.

Horst Seehofer (CSU): Mit stolzen 72 Jahren verabschiedet sich Innenminister Seehofer, der allerdings schon seit dem Machtkampf mit Markus Söder amtsmüde wirkte.

Angela Merkel (CDU): Bloß drei Monate länger hätte sie bleiben müssen, um Helmut Kohls Amtszeit zu toppen. Nach 16 Jahren hört Krisenkanzlerin Merkel, vom Forbes Magazin in diesem Jahr zum neunten Mal zur mächtigsten Frau der Welt gekürt, endgültig auf.

Katja Suding (FDP): Nach vier Jahren im Bundestag ist für Suding Schluss mit Politik, sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene.

Fritz Felgentreu (SPD): Der Abgeordnete aus Berlin-Neukölln folgte seinen Überzeugungen, als die SPD ihre Zustimmung für den Einsatz bewaffneter Drohnen zurückzog, und legte sein Amt als verteidigungspolitischer Sprecher seiner Fraktion nieder. Zur Bundestagswahl wird Felgentreu nicht mehr als Kandidat antreten.

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