Rechtspopulismus und Rechtsextremismus - Zerbricht Cottbus an der Asylpolitik?

Die Flüchlingsfrage hat Cottbus gespalten. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Zwar gibt es vieles, was die Menschen verbindet: Die Zukunft der Stadt zum Beispiel. Eine ARD-Reportage zeigt jetzt aber, wie tief der Riss in der Stadt wirklich ist

Der Verein „Zukunft Heimat“ in Cottbus: Besorgte Bürger mit rechtsextremen Akteuren / picture alliance
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Tobias Maydl ist Student und freier Journalist.

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Die ARD-Reportage „Wer ist das Volk? Cottbus in Aufruhr“ zeigt eine gespaltene Stadt. Seit einem halben Jahr kommt Cottbus nicht mehr aus den Schlagzeilen. Auch die internationale Presse hat Brandenburgs zweitgrößte Stadt für sich entdeckt. Dort kommt es regelmäßig zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Deutschen und Ausländern. Die Reportage begleitet fünf Menschen durch ihr Leben in Cottbus: Den arbeitslosen Bürger, der mit seinen Sorgen bei den Rechten Gehör findet, den jungen Syrer, der in Cottbus seine Zukunft sieht, den Polizist, der allen Seiten gerecht werden muss, die Lokalreporterin, die sich mit ihrer Berichterstattung bei den Rechten unbeliebt gemacht hat und den Architekt, der mit seinem Engagement versucht, alle zusammenzuhalten. 

Der Konflikt entzündet sich an der Flüchtlingsfrage. Es scheint nur ein Dafür oder Dagegen zu geben. Gleichzeitig ist vieles miteinander verwoben. Da sind Bürger, welche sich zunehmend unsicher fühlen und Angst haben vor kulturellem Bedeutungsverlust. Abgeholt werden sie zumeist vom Bündnis „Zukunft Heimat“, welches aber wiederum mit rechtsextremen Akteuren vernetzt ist wie mit der Identitären Bewegung oder den Reichsbürgern. Und die Rechtsextremen wagen sich ihrerseits mittlerweile auch in die Öffentlichkeit: Am Stadtfest tragen Menschen ungeniert Kleidung mit rechtsextremen Symbolen und Sprüchen, und erst kürzlich waren nach dem Tabellenaufstieg des Fußballvereins „Energie Cottbus“ Nachahmer des Ku-Klux-Klans durch die Innenstadt gezogen. Die große Mehrheit der Cottbuser schweigt dazu bisher.

Die Zuversicht schwindet

Inmitten des immer aggressiver werdenden Klimas in der Stadt stehen Bürger, die Brücken bauen wollen und für Sprachpartnerschaften mit Flüchtlingen werben, zunehmend auf einsamem Posten. Die vergangenen sechs Monate haben die Stadt und ihre Bewohner verändert. Obwohl die Politik jetzt endlich handelt – es gibt mehr Polizeipatrouillen, mehr Sozialarbeiter und mehr politische Aufmerksamkeit – schwindet bei vielen Menschen die Zuversicht. In der Reportage findet der junge Syrer, Hassan al-Hassan auf dem Stadtfest bei einer Fahrt mit dem Riesenrad schließlich die passenden Worte: „Cottbus ist bunt von oben. Ich hoffe, Cottbus ist gleich von oben und von unten.“

 

 

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