Trumps politische Zukunft - Per Social Media zurück ins Rampenlicht

Mit der neuen, zensurfreien Social-Media-App „Truth Social“ will Donald Trump Twitter Konkurrenz machen - und in die Öffentlichkeit zurückkehren. Für seine Wiederwahl bei den nächsten Präsidentschaftswahlen rechnet er sich gute Chancen aus.

Soll am 21. Februar online gehen: Trumps neues Soziales Netzwerk / dpa
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Gregor Baszak ist freier Journalist und lebt in Chicago. Er publizierte unter anderem in The American Conservative, Makroskop und UnHerd.

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Sind Sie bereit für die Wahrheit? Dann müssen Sie sich noch ein wenig gedulden. Bis zum 21. Februar nämlich. Denn dann ist die neue Social-Media-App „Truth Social“ zum Download verfügbar. Einzelne Posts der Nutzer werden vermeintlich „truth“, also „Wahrheit“, heißen; das Äquivalent eines Retweets „re-truth“. Die ersten Eindrücke lassen einen Twitter-Abklatsch vermuten, minus der Zensur. So zumindest das Versprechen der neuen Tech-Firma, die dahinter steckt — Trump Media and Technology Group (TMTG). 

Sie ahnen richtig. Die Firma ist das neueste Unternehmen von Donald Trump. Laut einer ersten Schätzung ist TMTG bereits zehn Milliarden Dollar wert. Doch viel wichtiger als ihr monetärer Wert ist ihr politischer: Denn „Truth Social“ würde es Trump erlauben, sich wieder direkt an ein Millionenpublikum zu wenden, von dem er seit Januar 2021 abgeschnitten ist, als Twitter und Facebook beschlossen, die privaten Konten des damals noch amtierenden US-Präsidenten zu sperren. 

Trumps politische Zukunft

Und der Zugang zum Millionenpublikum wäre der erste Schritt zu seiner nächsten Kandidatur für das amerikanische Präsidentschaftsamt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump es 2024 noch einmal versuchen wird, liegt „irgendwo zwischen 99 und 100 Prozent“, so sein enger Vertrauter Jason Miller kürzlich. Trump selbst deutete bereits augenzwinkernd an, seine Unterstützer würden „sehr glücklich sein“, wenn er in den kommenden Monaten seine Entscheidung über seine politische Zukunft verkündet. 

Die Nominierung durch die Republikaner wäre ihm jedenfalls gewiss, sollte er noch einmal antreten. Laut einer Harvard-Umfrage liegt Trump satte 58 Prozent vor Mike Pence, dem ebenfalls Ambitionen für das oberste Amt nachgesagt werden. 

Und danach? Die tiefgespaltenen USA würde eine erneute Kandidatur Trumps gewiss noch weiter in die Krise stürzen. Unmöglich wäre seine Rückkehr ins Weiße Haus nicht. Joe Bidens Zustimmungswerte sind eingebrochen. Und glaubt man Trumps Lieblingsdemoskopen Tony Fabrizio, würde der Ex-Präsident den strauchelnden Biden in mehreren hart umkämpften Bundesstaaten mit bequemem Vorsprung besiegen. 

Bis 2024 kann noch viel passieren

Doch lehrte die Trump-Ära, dass auf Umfragen kaum mehr Verlass ist. Zum einen, da diese Trump oft sehr viel weiter hinter seinen Konkurrenten sahen, als es die tatsächlichen Wahlergebnisse schließlich offenbarten (es war von „schüchternen“ Trump-Wählern die Rede, die Demoskopen am Telefon über ihre Präferenzen belogen). Zum anderen ist Trump selbst ein gewaltiges Hindernis, um an verlässliche Daten zu kommen. Als 2019 mehrere interne Umfragewerte zutage traten, die aufzeigten, dass Trump im Zweikampf gegen Biden klar unterliegen würde, feuerte er prompt mehrere seiner Demoskopen. Und die geleakten Werte, so Trump daraufhin, seien ohnehin „fake“ gewesen. Ob Fabrizio also seinen eigenen Job absichert, indem er für Trump entsprechend positive Werte ermittelt? 

Dann wäre da natürlich noch die Tatsache, dass sich das Jahr 2024 wie Lichtjahre entfernt anfühlt (erinnern Sie sich noch an damals, 2019?). Bis dahin könnten allerlei positive Nachrichten das Stimmungsbild zugunsten Bidens ändern — das Ende der Corona-Krise oder eine rasante wirtschaftliche Erhohlung kommen einem da in den Sinn. Desweiteren könnten die Demokraten selbstverständlich einen anderen Kandidaten aufstellen, nicht zuletzt da Biden beim nächsten Amtsantritt 82 Jahre alt wäre, was sehr viele Amerikaner besorgt und bereits jetzt an seiner geistigen Gesundheit zweifeln lässt

Von Anhängern ausgebuht

Und Trump selbst könnte innerhalb seiner Kernwählerschaft auch an Popularität einbüßen. Die Enttäuschung über ihn war spürbar, als er bei einem öffentlichen Auftritt vor wenigen Wochen die unter seiner Führung entwickelten Corona-Impfstoffe anpries und zugab, dass er auch eine Booster-Impfung verabreicht bekommen habe — woraufhin er von einigen seiner sonst so loyalen Unterstützern ausgebuht wurde

Bis all diese Spekulationen jedoch von unmittelbarer Relevanz sein werden, gilt es erst einmal, 2022 abzuwarten — wenn der Ex-Präsident sein Social-Media-Comeback feiern und bequem vom Handy aus die „Wahrheit“ posten wird.  

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