Islamistischer Terror in Wien - Schluss mit den Floskeln

In Wien hat ein Anhänger des IS vier Menschen getötet, offenbar hatte der Täter Komplizen. Gewaltbereite Islamisten schlagen in immer kürzeren Abständen zu. Anstatt der üblichen Solidaritätsadressen ist endlich ein robustes Vorgehen angesagt.

Polizeieinsatz nach dem Terrorangriff in Wien am Montagabend / picture alliance
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Die Angriffe auf Europa folgen wahrscheinlich keinem generalstabsmäßigen Plan, aber sie haben alle das gleiche Ziel: Die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen und damit gleichzeitig das freiheitliche Modell des Zusammenlebens zu unterminieren. Was am Montagabend in Wien geschah, ist insofern nicht das Werk eines Einzeltäters.

Es reiht sich vielmehr ein in den Terror der vergangenen Tage und Wochen: Dresden, Conflans-Sainte-Honorine, Nizza – und jetzt Wien. Dem Attentäter, nach Angaben des österreichischen Innenministers ein Anhänger des IS, dürfte sehr wohl bewusst gewesen sein, in welchen Zusammenhang sein Mordlauf eingeordnet werden wird. Und auch der Zeitpunkt kann kaum ein Zufall gewesen sein: kurz vor einem abermaligen Lockdown in Österreich, wo die Nerven der Bürger ohnehin blank liegen.

„Islamistischer Terror ist gemeinsamer Feind“

Der radikale, gewaltbereite Islam hat den europäischen Demokratien schon lange den Kampf angesagt. Vor fast exakt fünf Jahren töteten Terroristen des IS im Pariser Bataclan 130 Konzertgäste und verletzten weitere fast 700 Menschen auf brutalste Weise. Wenige Monate zuvor waren zehn Mitarbeiter der Satirezeitschrift Charlie Hebdo sowie ein Polizist von islamistischen Attentätern ermordet worden. Insofern sind die Solidaritätskundgebungen vieler Spitzenpolitiker, die Österreich heute Morgen erreichten, in ihrer verwechselbaren Allgemeingültigkeit überaus schal. „Wir sind stärker als Hass und Terror“, vermeldete etwa EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen via Twitter. Und die deutsche Bundeskanzlerin ließ wissen: „Der islamistische Terror ist unser gemeinsamer Feind. Der Kampf gegen diese Mörder und ihre Anstifter ist unser gemeinsamer Kampf.“

Bleibt die Frage: Wie soll dieser „gemeinsame Kampf“ eigentlich genau aussehen, wenn auch nach einem halben Jahrzehnt der religiöse Fanatismus weiterhin seinen Blutzoll fordert – und zwar in immer geringeren Abständen? Es schwingt ein gewisser Fatalismus mit in diesen üblichen Floskeln, die nach solchen Attacken wie jetzt in Wien in unschöner Regelmäßigkeit abgesetzt werden. Dass die Terroristen „uns alle“ und „unsere Lebensweise“ treffen wollen, das mag man alles nicht mehr hören. Denn ja, sie tun es. Und sie tun es immer wieder. Aber die Bürger Europas sind nicht mehr bereit, dies alles sozusagen als Kollateralschaden der Globalisierung und der im Wortsinn Grenzenlosigkeit unserer liberalen Kultur hinzunehmen. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat das jüngst immerhin in aller Deutlichkeit auch so gesagt. Aber auch da möchte man wissen: Wie lauten die Konsequenzen?

Haltung des Beschwichtigens

In Deutschland hat sich die Haltung des Beschwichtigens, des Nicht-so-genau-wissen-Wollens, des Wegschauens, des Schönredens tief in den medialen und politischen Mainstream hineingefressen. Dass seit der grauenerregenden Enthauptung des französischen Lehrers Samuel Paty inzwischen sogar Teile des linken Spektrums ein gewisses Problembewusstsein gegenüber dem gewaltbereiten Islam entwickelt haben, mag begrüßenswert sein. Aber warum erst jetzt? Die jahrelange Ignoranz gegenüber radikalen Religionskriegern kann ja wohl kaum ein Zufall gewesen sein, denn wie gesagt: Islamistischer Terror auf europäischem Boden ist eine Konstante seit vielen Jahren. Wer da jetzt erst aufwacht, muss vorher schon sehr tief geschlafen haben.

Der Realität ins Auge blicken

Insbesondere der kreuznaiven Migrations- und Integrationspolitik in der Bundesrepublik Deutschland kann nur noch ein komplettes Scheitern bescheinigt werden. Da genügt ein Blick auf die Biografie des (abgelehnten) Asylbewerbers aus Syrien, der vor wenigen Wochen mitten in Dresden ein homosexuelles Paar niedergestochen hat. Der Attentäter von Nizza wiederum, ein junger Tunesier, war kurz vor seiner Tat eben erst mit einem sogenannten Flüchtlingsschiff in Europa angelandet. Das sind Fakten, die im Zusammenhang mit diesen Gewalttaten nicht nur genannt werden dürfen, sondern genannt werden müssen. Wenn wir Europäer „unsere Art des Zusammenlebens“ bewahren und sie uns nicht von Islamisten von innen heraus zerfressen lassen wollen, dann muss man der Realität endlich ins Auge blicken.

Und die Antwort wird nicht aus leeren Floskeln bestehen können. Sondern sie muss robust sein. Denn mit Ermahnungen und Solidaritätsbekundungen lassen sich die gezielten und womöglich auch orchestrierten Angriffe auf unsere Demokratien nicht abwehren. Der Islamofaschismus lässt sich nicht gesund beten.
 

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