Internationale Presseschau - „Trump steht an einem unvorhersehbaren Wendepunkt”

Selbst die ansonsten Trump-kritischen Zeitungen aus den USA loben den Präsidenten dafür, das Assad-Regime in Syrien angegriffen zu haben. Ein Blatt vergleicht ihn sogar mit Harry Truman. Medien aus Russland und China dagegen reagieren mit harscher Kritik

Kluge oder törichte Entscheidung? Donald Trump entschied sich dazu, eine Luftwaffenbasis des Assad-Regimes anzugreifen / picture alliance
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New York Times (USA)

„Präsident Donald Trump hat richtig gehandelt, das syrische Assad-Regime wegen des Giftgaseinsatzes gegen das eigene Volk anzugreifen. Trump will vielleicht nicht der 'Präsident der Welt' sein, aber diese schaut nach wie vor auf die USA, wenn ein Tyrann sich über internationale Vereinbarungen wie die Ächtung des Einsatzes chemischer Waffen in militärischen Konflikten hinwegsetzt. Trump handelte – und dafür verdient er Lob. Hier zuhause sollte der Präsident nun wieder die für syrische Flüchtlinge zugeschlagenen Türen öffnen. Die Opfer des Giftgasangriffs haben bei Trump Mitleid hervorgerufen, er sollte es auf alle Leidtragenden des syrischen Bürgerkriegs ausdehnen – diejenigen, die vor der Brutalität des Krieges fliehen, eingeschlossen.”

Washington Post (USA)

„Und dann kamen die Bilder der syrischen Kinder. US-Präsident Donald Trump steht an einem unvorhersehbaren Wendepunkt, an dem sich Fragen über Krieg und Frieden oft entscheiden. Trumps Erkenntnis: Seine Aufgabe ist es, das syrische Gemetzel zu beenden. Trump sollte sich nun ein Beispiel an Harry Truman nehmen, ein weiterer Präsident, der sich 1945 in den Wirren des Zweiten Weltkriegs völlig unvorbereitet den globalen Verantwortungen gegenüber sah.”

Kommersant (Russland)

„US-Präsident Donald Trump hat seine Haltung in der Syrien-Frage schlagartig verschärft. Mehr noch: Trump geht nun bedeutend weiter als sein Vorgänger Obama. Diese neue Politik Trumps könnte alle Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit zwischen Moskau und Washington zur Lösung des Syrien-Konflikts zunichte machen. Dies umso mehr, da das Weiße Haus vor dem Militärschlag keinen Kontakt zum Kreml gesucht hatte.”

Huanqiu Shibao (China)

„Noch unlängst hatte er gesagt, dass ein gleichzeitiges militärisches Vorgehen gegen den Islamischen Staat und gegen die syrische Regierung töricht wäre. Einen Wimpernschlag später erteilt er in einem beispiellosen Tempo den Befehl für einen Raketenangriff auf Assads Truppen. Dies ist die erste gewichtige Entscheidung des neuen US-Präsidenten auf internationaler Bühne, deren überhastete Unbedachtheit und krasse Widersprüchlichkeit einen staunen lässt. Dies wird die Lage im Nahen Osten weiter anheizen, und weder Russland noch der Iran werden angesichts dieser neuen Entwicklung in dem Konflikt die Hände in den Schoß legen. Der Bürgerkrieg in Syrien ist nun in eine neue Phase getreten – und es wird eine neue Flüchtlingswelle geben, was Europa nicht erfreuen dürfte.”

Haaretz (Israel)

„Die Spekulationen über die Motive des US-Präsidenten Donald Trump bezüglich des Raketenangriffs auf eine syrische Luftwaffenbasis begannen, sobald der Angriff angekündigt worden war. Aber was auch immer seine wirklichen Gründe sind, die Geschichte wird sein, dass es Trump war, der Syriens Präsidenten Baschar al-Assad für die Ermordung von mindestens 80 seiner eigenen Bürger mit dem Nervengas Sarin am Dienstagmorgen in Khan Sheikhoun bestrafte. Dreieinhalb Jahre nachdem der ehemalige Präsident Barack Obama beschlossen hatte, nicht einzugreifen.”

 

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