Der Fall George Floyd - „Sie haben ihn vor meinen Augen umgebracht“

Nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen Security-Mannes George Floyd durch Polizisten brennt Minneapolis. Tausende Menschen protestieren dagegen, dass die Täter vorläufig auf freien Fuß gekommen sind. Ins Rollen gebracht hatte ihre Entlassung aus dem Dienst ein 17-jähriges Mädchen, das die letzten Worte von Floyd mit dem Handy filmte.

In Minneapolis kommt es nach dem Tod von George Floyd zu gewaltsamen Ausschreitungen / dpa
Anzeige

Autoreninfo

Hier finden Sie Nachrichten und Berichte der Print- und Onlineredaktion zu außergewöhnlichen Ereignissen.

So erreichen Sie Cicero-Redaktion:

Anzeige

Das Bild ist scharf, der Ton ist gut. Sie ist so nah dran, dass man sogar die Dienstnummer eines Polizisten erkennen kann. Und sollte es zu einem Prozess gegen jenen Polizeibeamten kommen, der den 46-jährigen Security-Mann George Floyd in der amerikanischen Stadt Minneapolis so lange auf offener Straße folterte, bis dieser starb, denn muss dieses Video als Beweis herhalten. 

Ein 17-jähriges Mädchen hat es gedreht, Darnella Frazier. Die Welt hat ihre Geschichte erzählt. Es war abends gegen 20 Uhr, sie war auf dem Weg zu Freunden, und sie zückte ihre Handy-Kamera, weil sie nicht glauben wollte, was sie da sah. Vier Polizisten beugten sich über einen am Boden liegenden Mann, der mit Handschellen gefesselt war. Einer von ihnen drückt ihm das Knie in den Nacken. Der Mann wimmert, er bekomme keine Luft mehr, doch der Polizist lässt nicht locker. Passanten, die lautstark Partei für ihn ergreifen, werden mit Pfefferspray vertrieben, auch Darnella Frazier. Doch sie hält weiter drauf. 

Opfer willkürlicher Polizeigewalt 

Ihre Hautfarbe ist die gleiche wie die des Opfers. Man sollte meinen, im 21. Jahrhundert sollte das keine Rolle mehr spielen. Doch in den Vereinigten Staaten tut es das eben doch. Rassistische Gewalt gehört im Amerika von Donald Trump zum Alltag. Es sind vor allem schwarze Männer, die immer wieder Opfer von scheinbar willkürlichen Übergriffen der Polizei werden. George Floyd ist nur das jüngste Beispiel. Die Polizei nahm ihn fest, weil er in einem Supermarkt angeblich mit Falschgeld bezahlt hatte. Sein Name steht jetzt auf einer Liste mit den Namen anderer Männer, deren gewaltsamer Tod zu Aufständen der Bevölkerung führte – von Eric Garner (2014) in New York bis Alton Sterling (2016) in Louisiana. 

Auch in Minnesota kommt es seit dem Tod von Floyd zu Ausschreitungen. Wegen Plünderungen und Brandstiftungen ist dort inzwischen die Nationalgarde eingeschritten. Den Stein für die Unruhen hat Darnella Frazier ins Rollen gebracht. Erst nachdem sie ihr Video auf Facebook hochlud, wurden die vier Polizisten aus dem Dienst entlassen. Ein Verfahren wurde noch nicht gegen sie eröffnet. Dagegen richten sich die Proteste. Das Mädchen, das seine letzten Worte filmte, wird jetzt in den USA wie eine Heldin gefeiert. Freuen kann es sich darüber nicht. Einen Tag nach dem Tod von George Floyd kehrt Darnella Frazier zurück an den Ort, an dem er starb. Wie es ihr gehe, wird sie gefragt. Darnella bricht in Tränen aus. „Sie haben ihn vor meinen Augen umgebracht.“  

Den vollständigen Bericht lesen Sie hier.

Anzeige