Australien - Novak Djokovic ist wieder ein freier Mann

Am Montag wurde in Melbourne der Fall des Tennisstars Novak Djokovic, der an den Australian Open teilnehmen wollte, verhandelt. Wegen seines unklaren Impfstatus war sein Visum annulliert worden. Das weltweite Interesse war so groß, dass die Live-Übertragung immer wieder zusammenbrach. Das Gericht schlug sich letztendlich auf die Seite des Tennisspielers.

Fans von Novak Djokovic freuen sich über seine Freilassung / dpa
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Barbara Barkhausen arbeitet als Australien-Korrespondentin für TV-Sender, Radiosender und Zeitungen in Sydney. 

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Novak Djokovic soll an den Australian Open teilnehmen dürfen. Die Entscheidung, sein Visum zu stornieren, wurde von einem australischen Gericht am Montag aufgehoben und die australische Regierung zur Zahlung der Kosten aufgefordert. Djokovic erhielt zudem innerhalb von 30 Minuten seinen Pass zurück.

Die australische Saga um den serbischen Tennisstar Novak Djokovic hält seit Tagen die gesamte Welt in Atem. Nachdem er vergangene Woche zunächst stundenlang am Flughafen in Melbourne festgehalten worden war, war das Visum des Tennisstars für Australien annulliert worden. Hintergrund war der unklare Impfstatus des Sportlers. Doch der Serbe, der eigentlich ab dem 17. Januar seinen Titel bei den Australian Open verteidigen will, ging daraufhin vor Gericht.

Richter äußerte sich früh positiv

Erste positive Zeichen für Djokovic gab es bereits während der Verhandlung. So durfte Djokovic das Hotel verlassen, in dem er sich seit der Stornierung seines Visums aufhalten musste. In dem Hotel sitzt auch eine Reihe Asylsuchender fest. Von wo der Spitzensportler die gerichtlichen Vorgänge, die sich über den gesamten Montag erstreckten, letztendlich verfolgte, ist aber nicht bekannt.

Richter Anthony Kelly ließ zudem früh eine Tendenz für Djokovics Seite erkennen. So zählte er zum Beispiel auf, was Djokovic alles für seine Australienreise vorbereitet hatte, und endete mit den Worten: „Der Punkt, über den ich mich etwas aufrege, ist: Was hätte dieser Mann noch mehr tun können?“

Wurde Djokovic unfair behandelt?

Während der Verhandlung wurde vor allem die Behandlung Djokovics direkt nach seiner Ankunft in Melbourne kritisch beleuchtet. Seine Anwälte argumentierten, er sei „unfair“ behandelt worden. Zum einen sei er nach einer 25-stündigen Flugreise nicht ausgeruht gewesen und es sei völlig unklar gewesen, was mit seinem Visum schiefgelaufen war. Djokovic konnte während seiner Zeit am Flughafen weder mit seinen Anwälten noch mit anderen Behörden sprechen, die ihm helfen konnten – nachdem es in Australien mitten in der Nacht war. Djokovic habe um zusätzliche Zeit gebeten, und dies sei zunächst von den Beamten genehmigt worden. Doch dann sei er gegen sechs Uhr am Morgen von Beamten geweckt worden, die ihn angeblich unter Druck gesetzt haben, sich zu äußern.

Außerdem ging es natürlich um die medizinische Ausnahmegenehmigung, die der Tennisprofi vorlegte, und vor allem um die Begründung der Regierung, dass eine frühere Covid-Infektion nicht als Grund ausreiche, ungeimpft zu bleiben. Hier bezog sich der Anwalt von Djokovic, Nicholas Wood, auf Richtlinien der australischen Impfkommission Atagi, die besagen, dass eine Impfung nach einer Infektion bis zu sechs Monate hinausgezögert werden könne. Letztendlich räumte die australische Regierung ein, dass sie Djokovic, nachdem sie ihn darüber informiert hatte, sein Visum zu stornieren, nicht genug Zeit gegeben hatte, sich mit anderen auszutauschen und umfassend zu antworten. Trotzdem könnte der Einwanderungsminister theoretisch nach wie vor persönlich eingreifen und aus ganz neuen Gründen entscheiden, sein Visum zu stornieren. Wenn das passiert, könnte die Angelegenheit erneut vor Gericht enden, weil Djokovic dann für drei Jahre gesperrt wäre, nach Australien einzureisen.

Peinlich für australische Regierung

Die australische Regierung hat mit der Niederlage ein wenig ihr Gesicht verloren. Die Saga um den serbischen Tennisspieler Novak Djokovic kam für den australischen Regierungschef Scott Morrison kurz vor der Wahl eigentlich zur richtigen Zeit und war eine Gelegenheit, eine starke Position zu vertreten. Auf Twitter schrieb er vergangene Woche: „Regeln sind Regeln, besonders wenn es um unsere Grenzen geht.“

Auch in der Vergangenheit hatte Morrison immer dann sein Volk hinter sich, wenn er eine starke Position eingenommen hat – Beispiele sind seine Hardliner-Positionen gegenüber den amerikanischen Techkonzernen und seine China-Politik. Ein Großteil der australischen Bevölkerung spricht auf eine strikte Grenzpolitik an und unterstützte auch die No-Covid-Politik der vergangenen zwei Jahre und die deswegen geschlossenen Grenzen. Doch im Fall Djokovic ging diese Rechnung wohl nun doch nicht auf.

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