Australian Open - Weiter Ärger um Novak Djokovic

Tennisstar Novak Djokovic muss weiterhin um seinen Auftritt bei den Australian Open bangen. Der australische Einwanderungsminister wollte sich auch am Donnerstag nicht zum Visum des Serben äußern. Damit geht der Streit um Djokovics Teilnahme in die Verlängerung.

ATP-Weltranglistenerster Novak Djokovic / dpa
Anzeige

Autoreninfo

Barbara Barkhausen arbeitet als Australien-Korrespondentin für TV-Sender, Radiosender und Zeitungen in Sydney. 

So erreichen Sie Barbara Barkhausen:

Anzeige

Ähnlich wie der Richter sich am Montag Zeit ließ mit einem Urteil im Fall Novak Djokovic, zog sich auch die Entscheidung des australischen Einwanderungsministers Alex Hawke am Donnerstag hin. Letztendlich wurde gar die Auslosung für die Australian Open, die für Donnerstagnachmittag anberaumt war, um eine Stunde verschoben. Hawke hält nach wie vor das Schicksal des serbischen Tennisstars in seinen Händen – er könnte das Visum trotz der Gerichtsentscheidung für Djokovic am Montag erneut stornieren.

Auch Australiens Premierminister Scott Morrison wollte den Fall bei einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag nicht kommentieren. Er betonte aber erneut, dass ungeimpfte Ausländer nicht in das Land einreisen dürften, es sei denn, sie hätten eine gültige medizinische Ausnahmegenehmigung. Daran habe sich nichts geändert. Letztendlich fand die Auslosung für die Australian Open dann aber doch statt. Novak Djokovic wird zunächst gegen einen serbischen Kollegen, die Nummer 78 der Welt, Miomir Kecmanovic, antreten.

Gericht entschied für Djokovic

Die australische Saga um den serbischen Tennisstar Novak Djokovic geht damit erstmal weiter. Nachdem Djokovic vergangene Woche zunächst stundenlang am Flughafen in Melbourne festgehalten worden war, war das Visum des Tennisstars für Australien annulliert worden. Hintergrund war der unklare Impfstatus des Sportlers. Doch der Serbe, der eigentlich ab dem 17. Januar seinen Titel bei den Australian Open verteidigen will, ging daraufhin vor Gericht.

Der australische Richter schlug sich letztendlich auf die Seite des Tennisspielers und hob die Stornierung des Visums auf. Damit verblieb das Schicksal des Sportlers rein in den Händen des australischen Einwanderungsministers, der die Kapazität hat, das Visum erneut zu annullieren.

Opposition: „Internationale Blamage“

Am Donnerstag äußerten sich mehrere australische Politiker zu dem Eklat, der im Land inzwischen zum Politikum geworden ist. Oppositionschef Anthony Albanese nannte die Djokovic-Saga gegenüber Medienvertretern eine „internationale Blamage“: „Australien vertritt die Politik, ungeimpfte Personen nicht nach Australien zu lassen“, sagte er. In seinen Augen müsse die Regierung noch erklären, wie es dazu kommen konnte. Die Angelegenheit sei „ein Debakel“, das typisch für eine Regierung sei, die sich zurücklehne und warte, bis ein Problem zur Krise werde, bevor sie handeln würde. „Jeder kannte Novak Djokovic und die Australian Open“, sagte er. „Es ist nicht so, dass wir nicht wussten, wann das Datum war.“

Der stellvertretende Premierminister Barnaby Joyce dagegen äußerte sich zur Stimmung in Australien. Er sagte gegenüber dem australischen Fernsehsender Channel 9, dass die meisten Australier nicht auf der Seite von Novak Djokovic stehen würden, sondern eher gedacht hätten, dass er nach Hause geschickt werde, weil er nicht zweimal geimpft sei. „Die überwiegende Mehrheit der Australier mag die Idee nicht, dass eine andere Person, ob Tennisspieler oder der König von Spanien oder die Königin von England, hierher kommen und für sie andere Regeln gelten als für alle anderen“, sagte Joyce.

Ungereimtheiten verärgern die Bevölkerung

Verärgert sind viele Australier nicht nur deswegen, weil der Tennisstar nicht gegen Covid-19 geimpft ist. Auch Ungereimtheiten um eine Covid-Infektion im Dezember und falsche Angaben auf einem Einreiseformular sorgten in den vergangenen Tagen für eine eher negative Stimmung ihm gegenüber. Wohl um den australischen Behörden ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen und um die öffentliche Meinung zu besänftigen, äußerte sich der Sportler bereits am Mittwoch über Instagram zu den Vorwürfen gegen ihn.

Djokovic erklärte darin, dass er nicht von seinem positiven Testergebnis gewusst habe, als er Mitte Dezember an einer Tennisveranstaltung mit Kindern in Belgrad teilgenommen hatte. Er habe erst nach der Veranstaltung festgestellt, dass er positiv war. Ein Schnelltest, den er davor gemacht habe, sei noch negativ gewesen. Danach habe er sämtliche anderen Veranstaltungen abgesagt, bis auf eine „langstehende“ Interviewverpflichtung mit der französischen Zeitung L'Equipe.

„Ich fühlte mich verpflichtet, das Interview durchzuführen, da ich den Journalisten nicht im Stich lassen wollte, aber ich achtete darauf, dass ich mich sozial distanzierte und eine Maske trug, außer als mein Foto aufgenommen wurde,“ so Djokovic. Danach habe er sich zu Hause isoliert. Im Nachhinein müsse er aber eingestehen, dass dies „eine Fehleinschätzung“ gewesen sei. „Ich akzeptiere, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen“, schrieb er.

Dreijährige Sperre nicht auszuschließen

Außerdem äußerte sich der ATP-Weltranglistenerste zu dem Vorwurf, auf einem Einreiseformular nach Australien falsche Angaben gemacht zu haben. Dies sei „ein menschlicher Fehler“ und „keine Absicht“ gewesen. „Wir leben in herausfordernden Zeiten in einer globalen Pandemie und manchmal können solche Fehler passieren“, sagte er.

Doch die falsche Angabe auf seinem Einreiseformular – Djokovic hatte verneint, in den 14 Tagen vor seiner Australienreise gereist zu sein, war dabei aber in Serbien und in Spanien gewesen – könnte ernste Folgen haben: Sie könnte eine Geldstrafe bis zu 6600 Australische Dollar, umgerechnet fast 4200 Euro, oder sogar eine Gefängnisstrafe bis zu zwölf Monaten nach sich ziehen.

Außerdem könnte Djokovic an künftigen Australian Open ebenfalls vorübergehend nicht teilnehmen. „Wenn es Beweise dafür gibt, dass Herr Djokovic tatsächlich falsche Angaben gemacht hat, würde selbst eine freiwillige Ausreise eine dreijährige Sperre für weitere Visaanträge nicht ausschließen“, schrieb John Findley, ein australischer Anwalt, der auf Einwanderungsrecht spezialisiert ist, in einer E-Mail.  
 

 

Anzeige