Ahnume Guerios - Der Märchenprinz

Der gebürtige Brasilianer und frühere Kampfsportler Ahnume Guerios behauptet, er sei Thronfolger des ältesten Königshauses der Welt – und eine Art Schutzpatron der Christen im Nahen Osten. Damit hat er es bis in den Vatikan und in den Bundestag geschafft

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Seine folgende Prinzwerdung begründet Geurios so: Seine Familie stamme von den Scheichs El Chemor im Libanon ab / picture alliance
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Constantin Magnis war bis 2017 Chefreporter bei Cicero.

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Ein Dezemberabend in Rom, Prinz Gharios seufzt. Nein, seine Aufgabe sei eher Last als Lust, sagt er: „Durst nach Macht habe ich nicht.“ Er blickt auf den Petersdom. „Doch wenn das Volk mich ruft, bin ich bereit zu dienen.“ 

Gharios, 43, grau meliertes Haar, Goldarmreif, Nadelstreif mit Einstecktuch, hat die Statur und die gravitätische Langsamkeit eines Silberrückengorillas. Sein Volk, das sind für ihn die Ghassaniden, die im Nahen Osten bis ins 18. Jahrhundert von einer arabisch-christlichen Dynastie regiert wurden. Als deren Oberhaupt versteht er sich selbst: Prinz Gharios El Chemor von Ghassan Al Numan VIII, Thronfolger des ältesten Königshauses der Welt.

Seine Mission: Rettung der Christen im Nahen Osten

Hier in Rom lacht keiner. Die Schweizer Gardisten werden ihn später durch die Tore in den Vatikan winken. Dort wird er „Königliche Hoheit“ genannt werden und Gastgeber eines Weihnachtsbenefizkonzerts für verfolgte Christen sein. Seine Mission – und dabei helfen ihm deutsche Politiker genauso wie katholische, evangelische, koptische, maronitische und orthodoxe Würdenträger – ist die Gründung eines Konzils der Christen im Nahen Osten, zur Rettung der dortigen Christenheit.

Diese Geschichte handelt davon, wie es der brasilianische C-Klasse-Schauspieler und Kampfsportler Ahnume Guerios als „Prinz Gharios“ zum Ruf des christlichen Schutzpatrons des Orients gebracht hat. Sie führt über drei Kontinente und ist ein Lehrstück über die Bereitschaft von Menschen, auch die irrste Geschichte zu glauben, solange damit ihre Eitelkeiten und Träume bedient werden.
Ahnume Guerios wird 1973 im brasilianischen Curitiba geboren, als Sohn eines libanesischstämmigen Brasilianers, laut Guerios ein Playboy ohne geregelte Tätigkeit. Die Eltern trennen sich, als er sechs Jahre alt ist, er wächst bei den Großeltern auf. In seiner Jugend beschäftigt er sich mit Buddhismus und Kampfsportarten, mit 19 hat er den schwarzen Gürtel in Aikido.

Eine schnelle Sache

Zu den Meistern dieses Kampfsports gehört damals der Actionstar Steven Seagal. Guerios wird sein Schüler und reist Ende der neunziger Jahre oft zu ihm in die USA. In Brasilien schlägt er sich mäßig als Unterhaltungskünstler durch. Seagal soll ihm schließlich versprochen haben, „die Tore nach Hollywood zu öffnen“. 2002 zieht Guerios nach Los Angeles, um als Assistent für Seagal zu arbeiten.

Die Sache endet schnell. Der Filmproduzent Julius Nasso verklagt Seagal auf 60 Millionen Dollar wegen angeblich nicht eingehaltener Filmversprechen. Ahnume Guerios, berichten US-Medien, springt Nasso mit einer eidesstattlichen Erklärung bei, die allerlei Indiskretionen über Seagals medizinische und sexuelle Vorlieben enthält sowie die Klage darüber, für Seagal „Zuhälterei betreiben“ zu müssen – wörtlich: „to pimp“. Julius Nasso wird Monate später angeklagt, Seagal gemeinsam mit dem Mafia-Clan der Gambinos erpresst zu haben. 2003 wird Nasso zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Ahnume Guerios ist da längst wieder in Brasilien.
Er kehrt nach Los Angeles zurück, als er 2010 ein Visum für die USA bekommt. „In Brasilien hatte ich alles erreicht, was ich hätte erreichen können“, sagt er heute. Im Internet findet man als Höhepunkt seiner Filmkarriere eine Rolle als Sargträger im Actionfilm „Power Play“ sowie Werbefilmclips. Niemand gibt ihm eine Hauptrolle. Also übernimmt er das selbst.

Die Selbsternennung Prinz Gharios

Guerios fasziniert sich schon früh für die Monarchistenszene in Brasilien. Seine folgende Prinzwerdung begründet er so: Seine Familie stamme von den Scheichs El Chemor im Libanon ab. Die wiederum, das belegt er mit einer 1948 erschienenen Schrift des Mönches Ignatius Alkhoury, stammen vom letzten König der Ghassaniden ab. Und weil sonst niemand aus der Familie bereit dazu sei, nimmt er die „Bürde“ auf sich, dieses Königshaus als Oberhaupt zu repräsentieren. 2011 lässt er in Brasilien seine Titel rechtlich sichern. Ein Jahr später beantragt er eine Namensänderung in den USA. Aus Ahnume wird Prinz Gharios.

„Prince Gharios has arrived in Hollywood, and he is ready to make some noise!“, meldet ein Branchendienst 2011. „Veteranen wie Sylvester Stallone haben Newcomern wie mir den Weg geebnet“, wird Gharios zitiert. Seine dennoch ausbleibende Präsenz auf der Leinwand erklärt er heute so: „Als ich das Amt antrat, konnte ich natürlich nicht mehr schauspielern, das hätte mein Volk beschämt.“
Er findet andere Bühnen. Die Website „Kingdom of Ghassan in Exile“ geht online, Prinz Gharios inszeniert sich dort staatstragend mit Frack, Schärpe und diversen Orden und gibt für den Fall der „Wiedererrichtung“ des „Königreichs von Ghassan“ eine Liste von Versprechen als Herrscher in spe ab: Null Toleranz gegenüber der „Misshandlung von Tieren“ ist ihm dabei ein wichtiges. Ebenfalls um Tierrechte, aber auch um Karl Marx, das Internet und den Dalai Lama geht es ihm in seinem wirren Vorwort zum E-Book einer „Viscountess Anna Wang“, die sich bald darauf auch „Baroness of Tartij“ nennt.

Titel für all seine Gefolgsleute

Überhaupt vermehren sich bei den wunderlichen Aristokraten, mit denen er sich nun umgibt, schnell die Titel. 2011 zeigt das Klatschportal TMZ ein Video von der „Royal Family of Ghassan“ in L. A. Neben Prinz Gharios befindet sich eine blonde Dame, die als „Princess Karen“ vorgestellt wird und erklärt, man sei „ziemlich mächtige Leute“. Sie nennt sich ansonsten „Ambassador Karen Cantrell“ und rühmt sich auf Facebook, den Titel „Countess Qottara“ verliehen bekommen zu haben. Ein Künstler, der sich „His Highness Duke Michael David Peschka“ nennt, zeichnet ein Wappen für Prinz Gharios, das stark an das Logo von Harry Potters Zauberschule Hogwards erinnert. Er wird mit dem Titel „Viscount of Mounsef“ ausgezeichnet. Später wird Gharios von einer „Princess Maria Amor“, die außerdem „Home Minister“ im „Royal Kingdom of Sulu“ sein will, in einer grotesk-pompös inszenierten Veranstaltung als „Noble Person of the Year“ geehrt. Zu den Moderatoren der Veranstaltungsreihe gehört auch der Hochstapler Prinz Frederic von Anhalt.

Der heilige Orden zum Erzengel St. Michael

Was Prinz Gharios von diesen unfreiwillig komischen Gestalten unterscheidet, ist einerseits, dass er seine Darbietung ständig nachbessert: 2012 geht eine seriösere Website online. Thematisch konzentriert er sich nun auf die Lage des Nahen Ostens, er hält dazu mit ernster Miene Videoansprachen und veröffentlicht Texte, allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es sich „für einen Souverän nicht gehört, sich zur Politik zu äußern, weil der Thron über Parteien zu stehen hat“. Vor allem aber gelingt es ihm, die Praxis der wechselseitigen Legitimation über den Kreis seiner selbst ernannten Standesgenossen hinaus zu exportieren. Dabei hilft ihm die Erfindung eines kaiserlich-königlichen Hausordens. Damit ernennt er nun Menschen in Brasilien, den USA und bald auch anderswo zu Rittern und Damen des „Heiligen Ordens zum Erzengel St. Michael“. So werden sie Statisten seiner Inszenierung.
In einer bizarren Imitation monarchischer Hofzeremonien lädt Prinz Gharios 2012 zu einer „Royal Gala“ ins kanadische Toronto ein. Herren schwellen stolz die Brust im Smoking, Damen strahlen im Abendkleid, es gibt eine Flaggenparade mit Dudelsack, Gharios referiert über den Nahen Osten und schlägt Ritter mit einem riesigen Schwert. Aus Kanadiern setzt sich 2013 auch sein achtköpfiges „Kabinett“ zusammen.

Der Durchbruch

Doch erst 2014 gelingt ihm der Durchbruch von der selbst gebastelten in die reale Sphäre der Macht. Er gibt im Eigenverlag ein Buch über den Nahen Osten heraus und verschickt es weltweit an Monarchen und Würdenträger. Es enthält ein Konvolut aus historischen Versatzstücken, Allgemeinplätzen und Kalenderweisheiten. Trotzdem lädt man ihn bald darauf zu einer Konferenz koptischer Christen nach Washington, D. C. ein.

Wenig später verkündet er die Existenz eines „Königlich-Ghassanidischen Hauptquartiers“ in Dubai, tritt, gesponsert von einer dortigen Firma, als Wohltäter in Jordanien und Förderer des Erzbischofs Maroun Lahham auf. Nun bekommt er Zugang zu den christlichen Oberhäuptern. Er wird vom koptischen Popen, dem maronitischen Patriarchen und von Vertretern des jordanischen Königshauses empfangen. Überall verteilt er seinen Ritterorden. Und wie zum Dank wird er im November 2014 vom katholischen Erzbischof Fouad Twal in den ehrwürdigen päpstlichen Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem aufgenommen – in einer höchst ungewöhnlichen Einzelinvestitur, über deren Hintergrund andere Ordensmitglieder bis heute rätseln.

Unangefochtene Glaubwürdigkeit

Ebenso unklar bleibt die Frage, wer die Reisen, die Websites, die teuren Anzüge finanziert. Prinz Gharios sagt, trotz Spenden habe ihn die Karriere als Prinz bisher etwa eine Million Dollar seines Privatvermögens gekostet: ein Erbe und Rücklagen aus seiner Karriere in der Filmindustrie. Verifizieren ließ sich das nicht. 

Jetzt, als Grabesritter, rennt Prinz Gharios offene Türen ein. In den nächsten Monaten trifft er fast jedes Oberhaupt der östlichen Kirchen und präsentiert dabei seine Idee eines orientalischen Christenkonzils. Seine Herkunft hinterfragen die meisten dabei nicht. Wirkt der erste Bischof überzeugt, fragt der zweite schon gar nicht mehr nach.

„Ein Prinz muss sich auch die Hände schmutzig machen“, diktiert er römischen Medien. „Bis zum letzten Atemzug“ werde er die Christen des Nahen Ostens verteidigen. Und doch sei er nur ein „ganz normaler Mensch, mit einer außergewöhnlichen Mission“. Er reist mehrfach nach Rom und wird von den Kardinälen Koch, Burke und Sandri empfangen. Auch dem Papst begegnet er mehrere Male und hält ihm schließlich einen Michaelsorden zum Segnen hin. Der Papst erledigt das beiläufig.

Das Schneeballprinzip

Es ist ein Schneeballprinzip. Denn auch bei solchen flüchtigen Begegnungen entstehen Fotos, die so wirken, als gehöre Prinz Gharios zu den bedeutsamen Menschen dieser Welt. Das wiederum motiviert andere, ihm als Türöffner, Ritter, Spender oder Steigbügelhalter auf die jeweils nächste Ebene zu verhelfen. Eitelkeit wird dabei eine Rolle spielen, aber genauso auch die berechtigte Sorge um das Schicksal der Christen im Nahen Osten.

Jedenfalls ist es der Journalist Michael Hesemann, der Prinz Gharios beeindruckt in Rom erlebt und ihn schließlich in Deutschland einführt. Prinz Gharios wird als Sprecher zu einem Kongress über Christenverfolgung eingeladen. „Begeistert“ seien die Zuhörer gewesen, erzählt Hesemann. Unionsfraktionschef Volker Kauder ist auch da, der Prinz drückt ihm sein Buch in die Hand. Dafür lädt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ihn auf zwei weitere Konferenzen mit Religionsbezug ein, er trifft Abgeordnete, Minister, Leute wie Norbert Lammert und Hans-Gert Pöttering. „Ich bin das Oberhaupt des letzten christlichen Königshauses im Nahen Osten“, sagt Prinz Gharios zur Begrüßung in Berlin ins Mikro. „Und indem ich das sage, riskiere ich bereits mein Leben.“

Neu-Mitglieder in Deutschland

Nun vermeldet er auch in Deutschland neue Michaelsritter. Der umstrittene PR-Experte Moritz Hunzinger gehört dazu. Der Theologe Thomas Schirrmacher wird „Präsident der Königlich-Ghassanidischen Akademie der Wissenschaften“. Michael Hesemann wird Vorstand einer neuen „Prinz Gharios Stiftung“. Und der Journalist Martin Lohmann fungiert fortan als „Statthalter des Sacer Ordo Imperialis Sancti Michaelis Archangelis“. Gemeinsam laden sie zu einem Festessen für 30 ausgewählte Gäste zu Ehren von Prinz Gharios ins Rheinland ein. Die stolzen Neumitglieder, unter ihnen ein Plattenproduzent und die Vertreterin eines Möbelhauses, bekommen blaue Umhänge und ein Schwert auf die Schulter. „Besonders großzügige Spender“, hatte die Einladung versprochen, „werden an diesem Abend mit dem St. Michaels Orden geehrt.“

Eigentlich läuft es bei Prinz Gharios. Im September wurde sein „Imperial and Royal House of Ghassan“ als NGO bei der Uno akkreditiert. Sein Ritterorden hat inzwischen ein gespenstisches Eigenleben entwickelt. Während er in Deutschland ist, führt in Brasilien der Bischof der Diözese Campos eine Prozession blau gewandeter Michaelsritter in eine feierliche Messe, bei der er dem Orden die kirchenrechtliche Anerkennung verleiht. Dass dem Orden auch Muslime und Juden angehören und Atheisten willkommen sind, scheint außer Prinz Gharios niemand zu wissen.

Erste kritische Nachfragen

Doch gleichzeitig mehren sich kritische Rückfragen. Inzwischen sollen sowohl Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als auch Erzbischof Georg Gänswein darüber wachen, dass weder der amtierende noch der zurückgetretene Papst Teil der Prinz-Gharios-Festspiele werden.

„Es gibt eine Kampagne gegen mich“, sagt Prinz Gharios. Um eventuellen Fragen zuvorzukommen, schiebt er die beglaubigte Übersetzung des Buches vom Maronitenmönch Ignatius Alkhoury über den Tisch: das Dokument, mit dem er die Verbindung zwischen seinen Vorfahren, den Scheichs El Chemor, und dem letzten König von Ghassan belegt.

Lügen und Mystifizierung

Auch Michael Hesemann findet Zweifel an der Echtheit des Prinzen unangemessen: „Tatsache ist, dass die libanesischen Nachkommen der Scheichs von Chemor noch immer deren historischen Palast in Kfarhata bewohnen und Prinz Gharios als Repräsentanten und Kronprinzen ihrer Familie akzeptieren“, erklärt er. Außerdem würde der „beste Kenner der Christenheit im Libanon“, der maronitische Patriarch Béchara Pierre Raï, Prinz Gharios akzeptieren. Man solle ihn „dringendst konsultieren“.
Die Reaktionen aus dem Libanon sind nicht beruhigend. Der Patriarch erklärt, er und Prinz Gharios hätten sich zwar getroffen, eine Anerkennung von Titeln habe es aber nie gegeben. Die Bewohnerin des Palasts von Kfarhata, Laudy El Chemor, Witwe des letzten Scheichs El Chemor, sagt, sie kenne Prinz Gharios nicht. Er sei nur einmal auf der Durchreise da gewesen und habe „für seine Frau“ Fotos gemacht und dabei „nicht korrekt“ gewirkt. Dass ihr Haus jetzt im Internet als Ghassanidenpalast gepriesen wird, wusste sie nicht. Sie muss lachen. „Die El Chemor sind eine alte Familie, aber überhaupt nicht königlich.“ Assad Gharios, Chef der gleichnamigen Familie und Mitbesitzer vom Mount-Lebanon-Krankenhaus, das Prinz Gharios als sein „Familienkrankenhaus“ bezeichnet und dessen Gratisnutzung er bereits freimütig den Maltesern angeboten hat, sagt, er habe Gharios nur flüchtig getroffen und nie gesprochen. Von Verwandtschaft oder gar Königswürden weiß er nichts. „Ich glaube, das ist alles ein Witz“, sagt er.
Und das Buch des Mönches? Der Archäologieprofessor Hareth Boustany von der Universität Beirut erklärt, er kenne mehr als 50 Werke über die regierenden Familien des Libanon. Nicht ein einziges würde Alkhourys Buch auch nur erwähnen. Es handle sich um „Lüge und Mystifizierung“. Dasselbe versichert auch der aus dem Libanon stammende Erzbischof Paul-Mounged El Hachem: Die Aussagen des Buches seien „wissenschaftlich und historisch wertlos“.

Zu gut, um wahr zu sein

Dass die Auferstehungsgeschichte vom letzten christlichen König des Orients und seinem Konzil zu gut ist, um wahr zu sein, dämmert offenbar auch vielen der Gäste im Vatikan. Auf der Einladung war noch von „Seiner Kaiserlich-Königlichen Hoheit“ die Rede. Auf dem Eventposter wird jetzt nur ein „ökumenisches Weihnachtskonzert“ für den 2. Dezember angekündigt. Von den geladenen Bischöfen und Kardinälen kommt keiner.

Martin Lohmann, deutscher Statthalter des Ordens, ist zwar anwesend, hat aber alle seine Ämter niedergelegt. Vorläufig, wie er sagt. Michael Hesemann will sein Amt als Stiftungspräsident zum Jahreswechsel abgeben: „aus beruflichen Gründen“. Thomas Schirrmacher? „Flieger verpasst.“ Die deutsche Botschafterin? „Leider andere Verpflichtungen.“ Der Chef des gastgebenden Instituts? „Leider im Verkehr stecken geblieben.“

Gutgläubige Michaelsritter

Erschienen sind knapp 100 überwiegend ältere Herrschaften, Damen in Paschmina-Schals, Herren in Lodenmänteln. Prinz Gharios verteilt am Eingang Handküsse. Ansonsten steht er etwas verloren herum. In den Mauern des Vatikans ist es kalt. Die Sängerin singt das Vaterunser in der Sprache Jesu. „Welcome to Rome, your Royal Highness“, sagt Hesemann ins Mikrofon. Prinz Gharios nickt huldvoll.

Im Flieger von Rom zurück nach München sitzen zwei nachdenkliche Michaelsritter. „Möglich, dass wir zu gutgläubig waren“, sagt der eine. „Eigentlich bin ich froh, dass Sie recherchieren“, sagt der andere. Sie wirken beide erschöpft.

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