Denn sie wissen nicht, was sie sagen

Wenn sich die Gewalt gegen Israel richtet, sprechen viele von Freiheitskampf statt von Mord. Woher kommt diese Doppelmoral gegenüber Terrorismus? Ein Erklärungsversuch.

Warum „Paradise now“? Warum ist ausgerechnet dieser Film in den vergangenen zwölf Monaten mit Preisen überschüttet worden – ein palästinensischer Film, der auf verständnisvolle Weise das Leben zweier Terroristen beschreibt, die Selbstmordattentate in Israel vorbereiten? Wie ist es möglich, dass ein solcher Film von kultivierten und kunstsinnigen Menschen bejubelt wird – nach all den tragischen Ereignissen, die durch brutalen Terror verursacht wurden? Woher rührt diese Doppelmoral gegenüber Terrorismus?
Die Antwort ist einfach. Selbstmord-Attentäter (man sollte sie „Genozid-Terroristen“ nennen) – wenn sie in Israel töten – werden von vielen nicht als Mörder betrachtet, sondern als Freiheitskämpfer, deren Motive verstanden werden sollten. Die Basis für die „Akzeptanz“ palästinensischer Terroristen bildet ein Wort. Es lautet: „Besetzung“.
Wer diesen Begriff verwendet, geht davon aus, dass alles Land, das bis 1967 kein Teil Israels war, „besetztes Gebiet“ ist. Wenn dem tatsächlich so ist, dann handelt es sich um gestohlenes Land, und alle Mittel scheinen gerechtfertigt, um Israel zur Rückgabe des Gestohlenen zu zwingen. Dann gibt es keine Diskussion über Gusch Etzion oder andere Siedlungsblöcke, dann gibt es nicht einmal eine Diskussion über ein vereintes Jerusalem. Diese Gebiete wären gestohlen und auf illegale Weise „besetzt“ und müssten zurückgegeben werden.
Hinzu kommt: Der Begriff „Besetzung“ erinnert viele Menschen an die deutsche Invasion und Besetzung großer Teile Europas im Zweiten Weltkrieg. Das tiefe Ressentiment, das wir gegen den Nationalsozialismus hegen, macht Israels Sünde noch schlimmer. Es ist nur ein kleiner Schritt von der Verwendung des Wortes „Besetzung“ zum Vergleich Israels mit Nazi-Deutschland! Wer könnte dann den Palästinensern das Recht absprechen, sich vehement gegen diese Art der Besetzung ihres Landes zu wehren?
Die Verwendung des Begriffes „besetzte Gebiete“ ist daher gefährlich, unverantwortlich und völlig ungerechtfertigt. Warum Israels Präsenz in den Gebieten nicht als „Besetzung“ bezeichnet werden kann, wird an drei Punkten deutlich.
Erstens: Israel hat keinen Krieg initiiert, um Land zu erobern. Israel wurde vielmehr 1967 angegriffen und führte einen Verteidigungskrieg, um das Land und Volk Israel zu retten.
Zweitens: Israel hat keinem souveränen Staat Land weggenommen. 1967 waren die „besetzten Gebiete“ (das Westjordanland und der Gazastreifen) illegal in den Händen Jordaniens und Ägyptens. Ihre Präsenz dort war von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt – nicht einmal von den Staaten der Arabischen Liga.
Drittens: 1922 hatte der Völkerbund die 1967 eroberten Gebiete für eine jüdische Besiedlung versprochen. Alle Resolutionen dieser internationalen Körperschaft wurden von den Vereinten Nationen übernommen und in deren Entscheidungen miteinbezogen (Artikel 80 der Charta der Vereinten Nationen).
Es gibt in der Geschichte keine Analogie dafür, dass in einem Verteidigungskrieg eroberte Gebiete unter ähnlichen Umständen als „besetzte Gebiete“ betrachtet wurden und nicht als Basis für Grenzveränderungen in einem Friedensvertrag. Und worin soll der Unterschied liegen zwischen dem Land, das nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1949 Israel angegliedert wurde, und den nach dem Krieg von 1967 erworbenen Gebieten?! Warum gehören die einen zu Israel, und warum sollen die anderen illegal „besetzt“ sein?
Die meisten Araber sind ohnehin der Meinung, das gesamte Land des Staates Israel sei gestohlen. Sie behaupten: „Die Besetzung begann 1948.“ Und jene, die über die „Besetzung“ der Gebiete jenseits der Grünen Linie von 1967 sprechen, spielen in die Hände der Palästinenser und ihrer Anti-Israel-Propaganda. Die sehr „sanfte“ Behandlung der Hamas-Bewegung, die erklärt hat, ganz Israel müsse durch Terror von der Besetzung „befreit“ werden, ist der Beweis dafür. Die Verwendung des irreführenden Begriffes „besetzte Gebiete“ stärkt die Doppelmoral, mit der viele Staaten der Welt die verschiedenen Terrorgruppen – Al Qaida und Hamas – behandeln.
Wenn die Zeit für ein Friedensabkommen zwischen Israel und einem verlässlichen palästinensischen Partner reif sein wird, werden viele Zugeständnisse gemacht werden müssen. Aber im Voraus zu sagen, alle diese Gebiete gehörten nicht zu Israel und seien Teil einer illegalen Besetzung, spielt jenen in die Hände, die den jüdischen Staat von der Landkarte wischen wollen. Jene, die erklären, große Teile Israels seien „besetzte Gebiete“, unterstützen indirekt die Behauptung der Araber, Juden hätten keine wahren Wurzeln im Heiligen Land. In einem palästinensischen Schulbuch für die sechste Klasse heißt es dazu: „Das Argument, die Juden hätten historische Rechte in Palästina, ist die größte Lüge der Menschheitsgeschichte.“
Es ist sehr bedauerlich, dass die hässlichen Bemühungen der arabischen Propaganda, die jüdische Geschichte neu zu schreiben, von vielen unterstützt werden! Durch die Behauptung, diese Gebiete seien Teil einer illegalen Besetzung, fördert man jene Kräfte, die alles dafür unternehmen, damit diese Gebiete „judenrein“ werden. Dies ist ein Konzept, das nicht an wirklichen Frieden glaubt. Wenn in Israel mehr als eine Million palästinensische Araber leben, warum ist es undenkbar, dass Juden unter der palästinensischen Autonomiebehörde leben?
Wenn die Forderung nach Sicherheit keine Basis von Gesetz, Gerechtigkeit und Moral hat, wenn Israel seine Rechte auf das Land Israel nicht betont, wenn man hauptsächlich die arabische Position unterstützt, große Teile Israels gehörten ihnen und seien gewaltsam gestohlen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir miterleben müssen, wie junge Studenten amerikanischer Universitäten die palästinensische Propaganda gegen Israel übernehmen. Dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich Schriftsteller und Medienleute gegen die israelische Politik aussprechen. Dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn große Kirchen ihren Gemeindemitgliedern sagen, sie sollen Israel wirtschaftlich nicht unterstützen.
Dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn angesehene Preise – wie der Berliner Bär oder der Golden Globe – einem Film verliehen werden, der für antiisraelische Terroristen nicht nur Verständnis zeigt, sondern sogar eine gewisse Bewunderung.

Arthur Cohn ist einer der erfolgreichsten Filmproduzenten. Seine Filme, darunter „Die Gärten der Finzi Contini“, „Ein Tag im September“ gewannen sechs Oscars

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