Enfant Terrible des Literaturbetriebes: Peter Handke / dpa

80. Geburtstag von Peter Handke - Der große Einzelgänger

Der Schriftsteller und Dichter Peter Handke stand immer am Rand, selbst wenn er mittendrin war. Am heutigen Dienstag wird der radikal Unzeitgemäße der deutschen Literatur 80 Jahre alt.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Es ist der Abend des 23. April 1966. Die Gruppe 47, jene inzwischen schon legendäre Zusammenkunft von Schriftstellern, die sich einmal im Jahr auf Einladung von Hans Werner Richter zusammenfindet, um sich gegenseitig neue Arbeiten vorzustellen, tagt zum neunundzwanzigsten Mal. Der Ort ist diesmal ein ganz besonderer und ganz besonders erlesener. Man trifft sich am germanistischen Department der Universität Princeton. Bezahlt wird die Sause von der Universität und der Ford-Stiftung. 

An jenem Abend des 23. April, es ist der vorletzte Tag der Tagung, liest Hermann Piwitt ein Kapitel aus einem Roman. Gemäß dem Ritual der Gruppe folgt nun die kritische Aussprache über den vorgetragenen Text. Als erster meldet sich der junge Österreicher Peter Handke und kündigt an, „einige Sätze“ zur Literatur der Gruppe 47 wie auch zur eben gehörten Prosa vorzutragen zu wollen, die er eben versucht habe aufzuschreiben.

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Gerhard Lenz | Di., 6. Dezember 2022 - 09:41

zwischen Werk und sonstigem Quatsch, die ein literarisch Schaffender sich leistet. Denn solches Schaffen - das wissen wir alle - schützt vor Torheit anderswo überhaupt nicht.

Das Eintreten zugunsten eines zahlreicher Massenmorde schuldigen Staatschefs ist einfach nur schäbig. Da gibt es keinen Zweifel. Und daran ändern auch Handkes serbische Wurzeln nicht. Das war bei Milosevic nicht anders, als es heute bei Putin ist.

Es verteidigt ja auch nicht jeder mit deutschen Wurzeln einen Hitler.

Handke mag als großer Schriftsteller gelten - seine politischen Aussagen zu Serbien waren einfach nur peinlicher Blödsinn.

Und da jetzt wahrscheinlich gleich wieder die Pro-Putin-Front auftaucht: Daran ändert auch das Eingreifen der NATO im Kosovo (zum Schutz der dortigen Bevölkerung, gegen Milosevics Truppen) gar nichts.

Christa Wallau | Di., 6. Dezember 2022 - 10:42

das er über seine Mutter geschrieben hat: "Wunschloses Unglück" (1972).
Es hat mich beeindruckt.
Im übrigen gefällt mir an Peter Handke, daß er sich nicht vor irgendeinen politisch oder gesellschaftlich korrekten Karren spannen läßt, sondern seine eigenen Vorstellungen entwickelt und danach lebt.
Wer, wenn nicht die Dichter, Denker und Literaten, hat nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht, ein völlig unabhängiger Mensch zu sein?

Ja, @Frau Wallau, "Wunschloses Unglück" ist sehr berührend und weit von der sonst etwas nervenden Selbstgewissheit des Autors entfernt. Werk und politische Überzeugungen sollte man trennen. Hätte sonst der "SS-Jugendzeitvergesser" Grass den Literaturnobelpreis erhalten ?

Gabriele Bondzio | Di., 6. Dezember 2022 - 10:44

Ich gestehe erst mal, werter Herr Grau, das ich den Schriftsteller noch nicht gekannt habe
Und auf Grund ihres Artikels auf die Suche ging.
Dabei bin ich u.a. auf ein schönes Essy vom Cicero gestoßen.
https://www.cicero.de/kultur/%E2%80%9Eder-zorn-verrauchtdas-feuer-bleib…

Schon die Überschrift passte zu meiner Gedankenwelt.
Es ist ja so, dass wir Kunst schon daher mögen, wenn sie eine Saite in uns selbst zum klingen bringt bzw. den eigenen Horizont unserer Gedanken erweitert.
Manchmal passiert es nicht gleich, weil die Stimmung oder Erfahrung dazu fehlt.

Siehe auch Rainer Balcerowiak/Musik zwischen Romantik und Größenwahn.
Passiert es mir, lege ich es beiseiten und versuche es später noch einmal.

Aber wie gesagt,... Herr Grau mit seinem Artikel und speziell das Essay haben mir vermittelt, da stecken viele Gedanken von dir selbst.

Und so werde ich mir das Buch "Die Hornissen" von Handke besorgen.
Wie man(n) zum Schreiben kommt ist ja auch interessant.

Bernhard Schwarz | Di., 6. Dezember 2022 - 16:05

Auch wenn es immer noch so viele nicht Wahr haben wollen : der Künstler ist allenfalls der Mist,
auf dem das Werk gewachsen ist. F.N.