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Pflegenotstand in Deutschland - Personalsuche in Asien?

Asiatisches Personal soll helfen, den Pflegenotstand in Deutschland zu lindern. Verspricht das Erfolg?

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Eubel, Cordula

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Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt in Deutschland, doch qualifiziertes Personal ist knapp. Um den Fachkräftemangel zu lindern, wirbt die Bundesagentur für Arbeit Personal im Ausland an – von Portugal bis zu den Philippinen. Doch das wird nicht reichen: Um den Engpass zu bekämpfen, müssen die Länder auch stärker in die Ausbildung heimischer Pflegekräfte investieren.

Wie viele Pflegekräfte fehlen in Deutschland?

Zwischen 20 000 und 50 000 – je nach Schätzung. Im März waren in der Altenpflege mehr als 10 000 Stellen als offen gemeldet, in der Gesundheits- und Krankenpflege gut 8000. Doch der tatsächliche Bedarf an Pflegekräften dürfte höher sein, der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) beziffert ihn sogar auf 50 000. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) blieben offene Stellen für examinierte Altenpfleger zuletzt relativ lange vakant (im Jahresschnitt 126 Tage).

Der Fachkräftemangel wird sich voraussichtlich verschärfen: Die Bertelsmann-Stiftung prognostiziert, dass 2030 etwa eine halbe Million Vollzeitpflegekräfte fehlen könnten.

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Wo werden Pflegekräfte angeworben?

Pflegekräfte werden im Osten Europas ebenso angeworben wie in den Euro-Krisenländern im Süden. Bislang allerdings mit mäßigem Erfolg: So konnte die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit 2012 nur 56 Pflegekräfte aus dem europäischen Ausland vermitteln, die meisten aus Portugal. Deshalb macht sich die ZAV nun auch in Ländern wie den Philippinen auf die Suche nach qualifiziertem Pflegepersonal, an diesem Mittwoch soll ein Abkommen mit Bosnien unterzeichnet werden. Bei einem Pilotprojekt in China sollen rund 150 Pflegerinnen angeworben werden, erklärt ZAV-Sprecherin Beate Raabe.

Warum ist es so schwierig, Personal im Ausland zu finden?

„Die Arbeitsbedingungen, das Sozialprestige und die Bezahlung sind in Deutschland nicht so gut, dass hoch qualifizierte Pflegekräfte primär nach Deutschland kommen“, analysiert Professor Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung in Köln. Pflegekräfte in Europa können sich derzeit aussuchen, wohin sie gehen. „Sie sind in allen Ländern gefragt“, sagt ZAV-Sprecherin Raabe. Länder wie Großbritannien und Schweden suchen seit längerem offensiv nach Pflegekräften. „Sie bieten attraktive Lebens- und Arbeitsverhältnisse, so dass sie eine große Konkurrenz für Deutschland sind“, sagt Raabe. Personalvermittler, Gewerkschaften und Branchenkenner berichten, dass es gerade für Schwestern und Pfleger immer noch lukrativer ist, nach Skandinavien, Österreich, Kanada oder in die Schweiz zu gehen. Dort werden bis zu 1000 Euro mehr im Monat bezahlt. Allerdings sind die Löhne hierzulande in den vergangenen Jahren etwas gestiegen – zwischen 2000 und 3000 Euro brutto verdienen Pflegekräfte im Monat, je nach Heim oder Klinik. In Süddeutschland wird wegen des größeren Mangels an Fachkräften oft mehr bezahlt als im Osten des Landes.

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Welche Hürden gibt es hierzulande für den Einsatz ausländischer Pflegekräfte?

Arbeitgeber klagen über Bürokratie. So gebe es teilweise in Bayern Bearbeitungszeiten von bis zu sieben Monaten bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen, sagt bpa-Präsident Bernd Meurer. Ohne konsequente Eingliederungsprogramme und umfassende Hilfen etwa bei Wohnungssuche oder Behördengängen werde es nicht gelingen, ausländische Pflegekräfte auf Dauer hier zu halten, prognostiziert auch Pflegewissenschaftler Isfort. Er hält es auch für nötig, den Pflegeberuf hierzulande attraktiver zu machen und aufzuwerten, zum Beispiel durch Karrierewege und eine Akademisierung des Berufes sowie durch bessere Bezahlung. So sei es etwa in NRW durch gezielte Landesförderung gelungen, in den vergangenen anderthalb Jahren 2500 zusätzliche Ausbildungsplätze in der Altenpflege zu schaffen.

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Welche Erfahrungen gibt es mit ausländischen Pflegekräften?

Große Probleme mit Pflegekräften aus dem Ausland habe es bislang nicht gegeben, sagt Steffen Ritter vom Arbeitgeberverband Pflege, der zahlreiche Heime in der Region Berlin-Brandenburg vertritt. Gerade Pflegerinnen aus Polen seien oft sehr gut ausgebildet. Aus vielen Altenheimen heißt es, dass man gute Erfahrungen gemacht habe. Sicher, viele Pflegerinnen aus Polen, Bulgarien oder Portugal haben für weniger Lohn angefangen als ihre deutschen Kolleginnen. Doch die Befürchtungen der Gewerkschaften, dass das Lohnniveau weiter sinkt, werden sich wohl wegen des aktuellen Mangels langfristig nicht bewahrheiten.

Wie ist die Lage in Berlin?

Weil in der DDR relativ viele Altenpfleger ausgebildet wurden, fehlen in Berlin nicht ganz so viele Fachkräfte wie etwa in Süddeutschland. Dennoch kommen vor allem Polinnen in die Hauptstadt, die überwiegend für die fast 400 ambulanten Dienste arbeiten. Schätzungen zufolge arbeiten rund 27 000 ausgebildete Schwestern und Pfleger in Berliner Heimen und Krankenhäusern. Diese examinierten Kranken- und Altenpfleger absolvieren eine dreijährige Ausbildung. Wie viele davon aus dem Ausland kommen, wird nicht erfasst. Einen Anhaltspunkt bieten Daten des Portals www.gesundheitsberater-berlin.de von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin. Danach geben 98 Pflegeheime an, das Personal spreche Russisch. In 85 Häusern wird Polnisch gesprochen, in 57 Türkisch und in sechs Thailändisch. Insgesamt sind auf dem Portal 276 Heime gelistet. Aus den Krankenhäusern der Stadt heißt es, bislang würden dort nur vereinzelt Schwestern und Pfleger aus dem Ausland arbeiten. Dabei fehlen in den mehr als 50 Berliner Krankenhäusern nach Einschätzungen von Betriebsräten und Klinikmanagern mehr als 1000 Pfleger und Schwestern.

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