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Daniel Stelter erklärt, warum die Bewertung eines Vermögenswerts zum Zeitpunkt des Kaufes entscheidend ist für die künftigen Erträge

Erschienen in Ausgabe
Billig allein genügt nicht als Kaufargument, denn nicht selten spiegelt der günstige Preis fundamentale Probleme und Risiken wider
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Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Studien ergeben ein eindeutiges Bild: Wer langfristig sein Geld in Immobilien und Aktien anlegt, kann sich über Renditen von 6 bis 8 Prozent pro Jahr freuen. Wer hingegen sein Geld lieber in vermeintlich sicheren Anleihen parkt, kann froh sein, wenn er 1 Prozent pro Jahr erzielt. Der Unterschied im Ergebnis ist erheblich. Legt man 1000 Euro an und reinvestiert den jährlichen Ertrag, so hat man bei einer Anlage zu 1 Prozent Zins nach 30 Jahren ein Vermögen von 1350 Euro. Legt man sein Geld zu 6 Prozent an, ein Vermögen von 5743 Euro.

Manche ziehen aus diesen Daten den Schluss, dass es letztlich egal sei, wann man in Aktien oder Immobilien einsteigt. Der Gewinn wäre ja sicher. Doch dem ist nicht so. Im Gegenteil spielt die Bewertung eines Vermögenswerts zum Zeitpunkt des Kaufes eine entscheidende Rolle für die künftigen Erträge. Im Extremfall mussten Aktionäre Jahrzehnte warten, bis sie ihren Einstandskurs wiedersahen – so nach dem Börsenkrach von 1929 – oder warten noch heute vergeblich auf frühere Kursniveaus, wie die japanischen Aktionäre nach dem Platzen der Blase im Jahr 1990.

Indikator für künftige Erträge

Welche Wirkung die Bewertung, also der Preis, beim Einstieg auf die nachfolgende Rendite hat, zeigt eine Analyse am Beispiel der US-Börse. Zurzeit liegt dort das sogenannte CAPE (Cycle-Adjusted Price Earnings Ratio) trotz des Kursrückgangs im Dezember bei fast 29. Die nach seinem Erfinder auch Shiller-PE genannte Kenngröße setzt die Bewertung einer Aktie ins Verhältnis zum über zehn Jahre geglätteten und inflationsbereinigten Gewinn, den ein Unternehmen erwirtschaftet. Nur im Jahr 2000 und 1929 lag die Bewertung noch höher.

Die Kenngröße CAPE eignet sich nicht zum kurzfristigen Timing des Marktes. Es ist aber ein sehr guter Indikator für künftige Erträge. So lässt sich zeigen, dass Kapitalanleger, die bei einer Bewertung von 25 oder höher gekauft haben, über zehn Jahre hinweg im Durchschnitt nur 3,39 Prozent erzielt haben. Im Median, der nicht so stark vom besten Jahr 1997 („High“) verzerrt ist, lag die Rendite bei 2,92 Prozent und im schlechtesten Jahr („Low“) bei -1,38 Prozent.

Billig allein genügt nicht als Kaufargument

Wer teuer kauft, riskiert also nicht nur einen starken Einbruch, sondern erzielt selbst mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren keine Rendite – schon gar nicht, wenn man die gleichzeitig fortschreitende Inflation berücksichtigt. Dies sollten all jene im Hinterkopf haben, die angesichts der ungebremsten Liquiditätsflut der Notenbanken davon ausgehen, dass Aktien nicht mehr fallen. Dies mag sein – auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte –, bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass die Investition sich gut verzinst.

Es lohnt sich, gezielt nach Märkten zu suchen, deren Bewertung noch vernünftig ist. Zurzeit sind das beispielsweise die Börsen von Russland, der Türkei, Polen, Singapur und China. Auch Banken und Automobilwerte sind sehr tief bewertet. Womit wir bei einem weiteren Problem wären. Billig allein genügt nicht als Kaufargument, denn nicht selten spiegelt der günstige Preis fundamentale Probleme und Risiken wider. Da muss man sich fragen, ob die Ängste am Markt übertrieben sind oder nicht. Was mich betrifft, halte ich mich von Banken auch weiterhin fern. Russland, Polen, Singapur und China hingegen sind einen Blick wert.

Dies ist ein Artikel aus der März-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder in unserem Online-Shop erhalten.
 

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