Airbus A380 - Das krachende Scheitern des „Major Tom“

Schwerer Schlag für Airbus: Der Konzern stellt die Produktion des Riesenvogels A380 ein. Die Verantwortung für die Pleite trägt der langjährige Konzernchef Thomas Enders. Doch obwohl Deutschland 11,1 Prozent der Anteile an der Airbus-Group hält, muss er keine Konsequenzen befürchten

Langjähriger Airbus-Chef: Tom Enders / picture alliance
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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Es ist viel Kluges und Kompetentes über das Ende des Riesenvogels A380 geschrieben worden. Dass dieses größte Passagier-Flugzeug der Welt strategisch an einem künftigen Markt vorbei entwickelt worden sei, dass die Politik dieses Prestigeprojekt mit Milliarden aus Steuergeldern unterstützt habe. Von einem Mann aber ist erstaunlich wenig die Rede. Von Thomas Enders, dem langjährigen Airbus-Chef mit dem markigen Auftreten. Nach dem Pannenvogel A400M als Nachfolger der museumsreifen Transall für die Bundeswehr und andere europäische Armeen hat Enders mit dem jähen Ende des Jumbo Jets aus europäischer Fertigung nun die zweite große Pleite des europäischen Luftfahrtkonsortiums zu verantworten. Auf dem Spiel stehen 3000 bis 3500 Arbeitsplätze.

Man könnte sagen: Fehler machen nur Handelnde – passiert halt mal, sowas. Aber da liegt die Sache beim früheren Elite-Soldaten Enders, den Sie deshalb gerne „Major Tom“ nennen, etwas anders. Ein kleiner Blick in die Archive zeigt, dass Enders keine Gefangenen machte, wenn  es um Versäumnisse der Politik und der Bundesregierung bei militärischen Beschaffungen wie dem A400M geht. Jede eigene Schuld am Desaster dieses militärischen Transportflugzeugs, dass nie so richtig flug- und transportfähig wurde und an dem immer noch herumgedoktert wird, wies Enders stets der Politik zu, auch in einem ausführlichen Interview mit dem Cicero. Zu bräsig die Planung, keine strategische Weitsicht, Dilettantismus im XXL-Format zu Lasten der Industrie und der Armee.

Kein Regulativ für gescheiterte Manager

Schon in diesem Streit wies die amtierende Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Enders‘ Kritik zurück und schob Airbus respektive dem Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS den Schwarzen Peter wieder über den Tisch. Enders steht mit dem Flop des Riesenvogel A380 nun wie einer da, der es immer besser wusste, aber auch nicht besser machte. Er hat genau die strategische Weitsicht vermissen lassen, die er in der Politik stets vergeblich suchte. In der Politik gibt es für scheiternde oder gescheiterte Politiker ein Regulativ, das sind Wahlen. Und die Forderung nach einem Rücktritt. Dagegen bleiben Manager unbeirrt auch dann auf ihren Posten, wenn sie massiv versagen. Dabei ist die Pleite des Rüstungskonzerns mit weltweit rund 134.000 Mitarbeitern ein Politikum. Deutschland und Frankreich halten jeweils 11,1 Prozent der Anteile an der Aktiengesellschaft, Spanien weitere 4,2 Prozent. 

Einen Enders-Rücktritt jetzt zu fordern, ginge allerdings auch ins Leere. Der langjährige Konzernchef verabschiedet sich dieses Jahr vom Airbus-Vorsitz, den er seit fast zwölf Jahren innehat. Im Herbst 2018 verkündete der Verwaltungsrat des europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmens, dass der Franzose Guillaume Faury 2019 die Nachfolge von Enders antritt. Faury leitet seit Anfang 2018 den Bereich Passagiermaschinen, also wiederum den Bereich, in den der A380 fällt.

Enders kann sich dann gemeinsam mit Dieter Zetsche, dem scheidenden Daimler-Chef mit einem Selbstbewusstsein so mächtig wie sein Schnurrbart, die Folgen der eigenen Fehler vom Ohrensessel aus betrachten.   

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