Neu im Kino - „Es ist schade, dass es diese Ewiggestrigen gibt“

Morgen läuft die Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“ in unseren Kinos an. Teil der illustren Schauspielerriege ist auch Elyas M'Barek. Im Interview spricht er über deutsche Werte und seine Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit

Elyas M'Barek: „Auch wenn manche nicht wie typische Deutsche aussehen, verstehen sie sich als solche“ / picture alliance
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Dieter Oßwald studierte Empirische Kulturwissenschaft und schreibt als freier Journalist über Filme, Stars und Festivals. Seit einem Vierteljahrhundert besucht er Berlinale, Cannes und Co. Die lustigsten Interviews führte er mit Loriot, Wim Wenders und der Witwe von Stanley Kubrick.

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Den ersten Auftritt hatte Elyas M’Barek noch während seiner Schulzeit in „Mädchen, Mädchen“. Für seine Rolle in „Türkisch für Anfänger“ bekam er den Deutschen Fernsehpreis. An der Seite von Matthias Schweighöfer trat er in „What a man“ auf, wenig später folgte die Kinoversion von „Türkisch für Anfänger“. Nach dem Historiendrama „Medicus“ wurde Elyas M’Barek als Hilfslehrer in „Fack Ju Göhte“ zum Überflieger und lockte mehr als sieben Millionen Zuschauer in die Kinos. Noch erfolgreicher geriet die Fortsetzung der Schulkomödie. Einen ernsthafteren Hintergrund hat nun die Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“, in der eine Familie einen Flüchtling aufnimmt. Als Sohn eines tunesischen Vaters und einer österreichischen Mutter hat Elyas M’Barek auch persönlich Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht.

Herr M’Barek, Sie haben in München Ihr eigenes Restaurant. Diese Woche eröffnet auch Til Schweiger ein Lokal in Hamburg welche gastronomischen Tipps hätten Sie für Ihren Kollegen?
M’Barek: Ich bin ja kein Gastronomie-Profi, für mich ist das Lokal, das ich gemeinsam mit zwei Freunden eröffnet habe, in erster Linie ein Hobby. Ich stehe dort nicht in der Küche oder bewirte die Leute das überlasse ich meinen Partnern, die darin Erfahrung haben. Ich begnüge mich mit der Rolle als Gast. Natürlich wünsche ich Til viel Erfolg und hoffe, das er mit einer guten Küche viele Leute anlockt.  

In „Willkommen bei den Hartmanns“ hält Ihre Figur eine Grundsatzrede zu deutschen Werten, die es zu verteidigen gelte. Für manche war das eine Überraschung.
Es bekommt schon eine besondere Gewichtung, wenn jemand, der offensichtlich einen Migrationshintergund hat, im Film sagt, wie großartig dieses Deutschland sei. Und dass die Deutschen viel mehr zu ihren Werten stehen und sie verteidigen müssten.

Wie stehen Sie zu diesen Aussagen?
Was meine Figur hier sagt, kann ich voll unterschreiben. Viele Menschen, die nicht so urdeutsch aussehen, sind hier in Deutschland geboren und aufgewachsen. Die mögen nicht wie typische Deutsche aussehen, aber sie verstehen sich als solche und möchten so wahrgenommen werden. Deutschland ist ihre Heimat und ihr Lebensmittelpunkt. Warum soll so jemand also nicht zu deutschen Werten stehen?

Bislang waren Sie bei diesem Thema eher zurückhaltend...
Keineswegs. Aber ich wurde bislang eben immer nur nach meinen österreichischen Wurzeln gefragt. Und man wollte vor allem wissen, wie gut mir der Kaiserschmarrn schmeckt.

Welche Erfahrungen haben Sie mit abschätzigen Kommentaren oder Fremdenfeindlichkeit gemacht?
Das habe ich in meiner Jugend häufig erlebt. Und leider gewöhnt man sich an solche Dinge. Aufgrund meiner Prominenz sind solche Vorfälle mittlerweile zwar seltener geworden, aber das passiert auch heute noch. Mir tut es für die Leute leid, die nicht den Bonus eines Promis haben und die auch gerne als Teil der deutschen Gemeinschaft wahrgenommen werden möchten. Es ist schade, dass es diese Ewiggestrigen gibt, die nicht damit klarkommen, dass dieses Land sich verändert hat und nicht mehr so aussieht wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts.

Im Unterschied zu „Fack Ju Göhte“ spielen Sie hier nicht die Hauptrolle, sondern in einem Ensemble ist da die Last leichter zu tragen oder leidet das Ego?
So denke ich überhaupt nicht. Für mich ist in erster Linie das Drehbuch wichtig. In diesem Fall fand ich die Story grandios und wollte ganz einfach ein Teil davon sein. Für mich ist es völlig unerheblich, wie viele Drehtage ich habe oder wie groß meine Rolle ausfällt.

Was finden Sie an der Story so grandios?
Der Film macht es sich nicht einfach. Er betrachtet viele Fragen, die man sich aktuell in Deutschland stellt. Mit den Vorurteilen, mit denen sich Flüchtlinge kon­frontiert sehen, wird in dieser Komödie aufgeräumt. Gleichwohl wird das Publikum nicht bevormundet. „Willkommen bei den Hartmanns“ hat eine Haltung und zugleich besitzt der Film eine schöne Leichtigkeit, die unterhaltsam ist und berührt. Für mich ist das eine sehr kluge Komödie. 

In den USA avanciert das mexikanische Remake von „Fack Ju Göhte“ gerade zum Kassenschlager haben Sie „No Manches Frida“ und Ihren Latino-Doppelgänger schon gesehen?
Nein, ich kenne ja unseren Film schon und kann mir die identische Kopie auf mexikanisch sparen. Wenn überhaupt, darf unser Autor und Regisseur Bora Dagtekin sich geehrt fühlen, dass in einem ganz anderen Teil der Welt über seine Pointen so gelacht wird wie bei uns.

Wann kann man bei uns über einen dritten Teil von „Fack Ju Göhte“ lachen?
Dazu kann ich zur jetzigen Zeit noch nichts sagen. Es wird im Hintergrund intensiv an einem neuen Film gearbeitet, aber spruchreif ist da noch nichts. 

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