Kirchensteuer - Es gibt noch Hoffnung für die Kirche

Die römisch-katholische Kirche verliert seit Jahren mehr und mehr Mitglieder. Papst Benedikt XVI forderte deswegen eine „Entweltlichung“ der Kirche. Kann das helfen? Eine neue Insa-Umfrage stellt jedenfalls eine überraschende Trendwende fest

Papst Benedikt forderte eine „Entweltlichung“ der Kirche. Reicht das? / picture alliance
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Die römisch-katholischen Kirche hat ein Problem: Sie verliert mehr und mehr Mitglieder. Entweder sie treten aus, oder sie sterben. Deswegen hat sich Papst Benedikt XVI. vor sieben Jahren für eine „Entweltlichung“ der Kirche ausgesprochen. Das ist damals unter anderem so verstanden worden, dass die Kirche auf den Kirchensteuereinzug durch den Staat verzichtet und insgesamt „staatsferner“ sein soll. 

Aber könnte diese „Entweltlichung“ der Kirche tatsächlich wieder mehr Mitglieder bescheren? Eine neue Umfrage von Insa stellt einen interessanten Trend fest. Im November 2018 befragte das Institut online 2.047 Personen aus ganz Deutschland ab 18 Jahren. Die Befragten, die angaben, nicht Mitglied der römisch-katholischen Kirche zu sein, wurden gefragt, ob sie der Kirche beitreten würden, wenn keine Kirchensteuer mehr an den Staat gezahlt werden müsste. Stattdessen würde der Betrag einer katholischen Einrichtung oder Initiative ihrer Wahl zugute kommen. 

Interessant ist bei den Ergebnissen der Blick auf die Altersverteilung: Je jünger die Befragten sind, desto häufiger geben sie an, dass sie unter den genannten Voraussetzungen sofort römisch-katholisch werden würden oder es sich zumindest vorstellen könnten. Interessant auch: Befragte ab 25 Jahren geben deutlich häufiger an, dass der katholische Glaube für sie nicht in Frage kommt als die jüngsten Befragten zwischen 18 und 24 Jahren. Außerdem geben immerhin 10 Prozent der Befragten anderer Konfessionen als der römisch-katholischen und der Konfessionslose an, dass sie unter den genannten Voraussetzungen sofort römisch-katholisch werden würden, beziehungsweise es sich vorstellen können. 

Wäre eine Trendwende möglich?

Und wie sieht das Ganze bei den Mitgliedern der römisch-katholischen Kirche aus? Nun, 15 Prozent der Befragten geben an, dass sie sofort aus der Körperschaft der Katholischen Kirche in Deutschland austreten würden, zugleich aber ganz bewusst römisch-katholisch leben. Ihren bisherigen Kirchensteuerbetrag würden sie gezielt einer katholischen Einrichtung beziehungsweise Initiative ihrer Wahl zur Verfügung stellen. Weitere 38 Prozent der Befragten können sich das vorstellen, während 23 Prozent das ablehnen. 

Auch hier gilt: Die jüngeren Befragten zwischen 18 und 34 Jahren geben häufiger an, dieses Vorhaben umsetzen zu wollen als ältere Befragte. Außer bei den 55 bis 64 Jahre alten Befragten gibt es in jeder Altersgruppe eine Mehrheit, die dies sofort machen würden – oder es sich vorstellen können, wenn es möglich wäre. Gibt es also doch noch Hoffnung für die Kirche?

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