Journalismus - „Nicht sagen, was die Leute zu denken haben“

Wie steht es um den deutschen Journalismus? Dieser Frage ist der amerikanische Medienwissenschaftler Jay Rosen nachgegangen. Er sprach unter anderem mit Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke. Rosens Essay wurde jetzt in der FAZ veröffentlicht

„Journalisten sollen nicht sagen, was die Leute zu denken haben“, findet Jay Rosen / picture alliance
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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Der renommierte amerikanische Medienwissenschaftler Jay Rosen stellt dem deutschen Journalismus ein schlechtes Zeugnis aus: „Journalisten sollen nicht sagen, was Leute zu denken haben.“ So sein Fazit einer Befragung von mehr als 50 deutschen Medienschaffenden, zu der er auch bei mir vorbeigeschaut hat. Es war ein hochinteressantes Gespräch, und es ist ein überaus lesenswerter Essay am Ende aller seiner Gespräche herausgekommen. Rosens Essay wurde jetzt in der Frankfurter Algmeinenen Zeitung veröffentlicht.

Rosen diagnostiziert, dass mit der Flüchtlingsbewegung im Herbst 2015 eine Zäsur im deutschen Journalismus stattgefunden habe. Die Presse habe sich engagiert und sei mehrheitlich für eine „Willkommenskultur“ eingetreten. Die zweite Zäsur, die Silvesternacht von Köln, habe dann auch dem Journalismus geschadet. „Denn die Mitwirkung der Medien an diesem Fehlverhalten beförderte Klagen, die sich seit Jahren am rechten Rand der Gesellschaft angestaut hatten“, resümiert Rosen.

Schon zu Beginn dieses Jahres hatten auch wir uns mit ebendieser Glaubwürdigkeitskrise der Medien beschäftigt: unsere Titelgeschichte „Fehler im System“ von Journalistik-Professor Michael Haller.

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