EKD Chef Bedford-Strohm hält Trauerrede für Sophia L - „Wäre es das bessere Leben gewesen?“

Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender, hat die Trauerrede für die ermordete Studentin Sophia L. gehalten. Doch ist der Landesbischof beim Lob des sozialen Engagements der Studentin übers Ziel hinausgeschossen?

EKD-Chef und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm / picture alliance
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Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat das Engagement der ermordeten Studentin Sophia L. für Flüchtlinge gewürdigt. Gleichzeitig verurteilte er Hasskommentare, die anläßlich des Falls in den sozialen Medien geäußert wurden. Es habe ihn beeindruckt, wie die Eltern der Studentin nach der furchtbaren Tat reagiert hätten, als er mit ihnen über den mutmaßlichen Täter und seine Familie in Marokko sprach.

Sophia L. war Mitte Juni auf dem Heimweg beim Trampen von ihrem Studienort Leipzig ins oberpfälzische Amberg verschwunden. Zeugen hatten gesehen, wie sie in einen Lkw gestiegen war. Laut den Ermittlungen wurde sie dann in Oberfranken von dem 41 Jahre alten marokkanischen Fahrer ermordet. Später wurde ihre verbrannte Leiche in Spanien gefunden. Dort befindet sich der mutmaßliche Täter nun in Auslieferungshaft. 

Bedford-Strom wurde im Netz für seine Rede scharf kritisiert, vor allem wegen einer Passage. Die Studentin habe ganz aus dem Vertrauen gelebt und andere Menschen nicht als potentielle Gefahr, sondern zuerst als Menschen gesehen, die als gute Geschöpfe Gottes Mitmenschlichkeit verdienten. „Vielleicht wäre sie noch am Leben, wenn sie aus dem Mißtrauen heraus gelebt hätte“, gab der EKD-Chef zu bedenken, um dann jedoch zu fragen: „Aber wäre das das bessere Leben gewesen?“ Viele warfen dem Landesbischof Zynismus und Verblendung vor, andere lobten die „einfühlsame und bewegende" Ansprache. Lesen Sie hier die Rede im Original.

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