Corona-Pandemie - Gesundheitsrisiko Großveranstaltungen?

Eine Studie belegt nun in Zahlen das hohe Infektionsrisiko, das im Besuch der Fußball-Europameisterschaft bestanden hat. Tausende hatten sich mit Corona infiziert. Bei anderen Sport- und Kulturveranstaltungen war das Risiko ungleich geringer. Das liegt auch am Veranstaltungsmanagement.

Italienische Fans im Wembley-Stadion bei der Fußball-EM / dpa
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Sportliche und kulturelle Massenveranstaltungen haben in Zeiten der Corona-Pandemie einen erheblichen Einfluss auf die öffentliche Gesundheit. Das zeigt nun eine britische Studie des Public Health England (PHE). Es hatte im Rahmen des Government Events Research Programme (ERP) sechs Sport- und Kulturveranstaltungen in England im Zeitraum Juni/Juli auf das Risiko einer Covid-19-Übertragung untersucht. Daten zur Kontaktverfolgung und die von Personen frequentierten Standorte stellten die Grundlage für die Studie dar.

Mehr als 3.000 steckten sich beim EM-Finale an

Die Daten der im Wembley-Stadion ausgetragenen Spiele der Fußball-Europameisterschaft (EM) ergaben eine hohe Anzahl von Personen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden. Diese umfasste 3.071 potenziell infektiöse Personen und 6.784, die sich während des Turniers mit dem Virus infiziert haben. Allein beim EM-Finale am 11. Juli betrug die Zahl der potenziell infektiösen Fälle insgesamt 2.295, die Zahl der Fälle einer wahrscheinlichen Ansteckung lag bei 3.404.

Somit geht die größte Zahl an Neuinfektionen aller Großveranstaltungen im untersuchten Zeitraum auf die EM zurück mit insgesamt 87 Prozent; die meisten Fälle wurden im Rahmen der Austragung des EM-Finales im zu 75 Prozent besetzten Wembley-Stadion gezählt.

Bei den All England Lawn Tennis Championships in Wimbledon gab es zwar ähnlich hohe Zuschauerzahlen, aber eine signifikant geringere Covid-19-Gesamtzahl, insgesamt 299 potenziell infektiöse und 582 potenziell erworbene Fälle.

Corona-Regeln missachtet

Die mit der EM verbundenen Infektionen lassen sich auf das Nichttragen von Corona-Masken genauso zurückführen wie auf das Nichteinhalten des Abstandsgebots sowie das lautstarke Artikulieren in großen Gruppen. Die rasche Verbeitung der Delta-Variante des Virus, welche innerhalb kürzester Zeit zu einer deutlich erhöhten Zahl von Infektionsfällen führt, ist gleichfalls Grund für die hohe Inzidenz.

Dem PHE-Bericht zufolge hielten sich die Zuschauer während der EM außerdem immer weniger an die Corona-Regeln. Zudem gelangten Fußball-Fans ohne Tickets ins Stadion; notwendige Corona-Tests wurden nicht vor Ort vorgenommen, beruhten vielmehr auf Angaben der Fans.

Auch eine schlechte Belüftung in gut besuchten Innenräumen wie Bars und Kneipen, insbesondere für Gruppenaktivitäten nach den Spielen, stellte sich als Infektionsrisiko heraus – dabei stieg das Übertragungsrisiko durch Aerosolexposition. So stieg die Zahl der Ansteckungen bei schlechter Belüftung um gut das Siebenfache.

Die PHE-Studie lesen sie hier.

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