Eklat in Hamburger Traditionsverlag - Zwei Fäuste für ein Halleluja

Der Hamburger „Jahr Top Spezial Verlag“, bekannt für Fachmagazine über Angeln oder Jagen, hat den Profiboxer „Persisches Löwenherz“ als Chef bekommen. Weil die Belegschaft Zweifel an seiner Kompetenz äußerte, flog ein Chefredakteur heraus. Wie konnte das passieren?

K.O. wegen berechtigter Kritik: Im Hamburger Jahr Top Spezial Verlag regieren jetzt die Fäuste / dpa
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Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Der Deutsche und sein Hobby, das ist ein Kapitel für sich. Er pflegt es nicht nur, er zelebriert es. Und dazu gehört auch, dass er eine Zeitschrift abonniert, die sich nur um dieses eine Hobby dreht. Die Magazine heißen „Fliegenfischen“ oder „Jäger“. Und echten Liebhabern reichen sie noch nicht aus. Ambitionierte Angler abonnieren auch noch den „Blinker“ oder den „Karpfen“ – und Jäger die Sonderedition „Sauen“.

Der Verlag, in dem alle diese skurrilen Zeitschriften seit 50 Jahren erscheinen, ist der „Jahr Top Spezial Verlag“ in Hamburg. Bislang kannten den nur ambitionierte Angler, Jäger, Tennisspieler, Fliegenfischer oder Sauen- und Karpfenliebhaber, doch das könnte sich jetzt ändern. Denn der „Jahr Top Spezial Verlag“ hat einen neuen Geschäftsführer bekommen, und die Geschichte seiner Inthronisation ist so skurril, dass wir Sie Ihnen hier als Fundstück ans Herz legen. 

Boxen als Erfolgsrezept  

Der neue Geschäftsführer heißt Ardalan Sheikholeslami, 38. Ein Mann, der sich wahlweise „eine Kämpfer- und Trainerlegende“ oder „Persisches Löwenherz“ nennt und sich in der Vergangenheit schon als „Fitness-Trainer“ der Verlegerin Alexandra Jahr bewährt hat

Fotos auf seiner Instagram-Seite zeigen einen muskulösen Rambo für Arme, dem man lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte. Aber auch im Hellen scheint der Boxer nicht das Vertrauen der Chefredakteure von „FliegenFischen“ & Co. geweckt zu haben, wie ein Tondokument von einer Betriebsversammlung zeigt, das die Hamburger Morgenpost  ausgewertet hat. 

„Krieg ich jetzt auf die Fresse?“

Was sich dort abgespielt hat, ist großes Kino. Von „Schtonk II“ ist auf Twitter die Rede, der Komödie um die gefälschten Hitler-Tagebücher im Stern, und das ist nur ein bisschen untertrieben. Alexandra Jahr ist die Enkelin von John Jahr, Gründer des Verlags Gruner & Jahr, der bis heute den Stern veröffentlicht. Seine Enkelin hat viele Hobbys. Ihr eilt der Ruf voraus, sie habe bisher aus jedem ihrer Hobbys ein Magazin gemacht. Das ist ihr Erfolgsrezept. 

Und jetzt also ein Boxer. Gegen eine neue Zeitschrift „Boxen“ hätten ihre Mitarbeiter wohl auch keine Einwände gehabt. Aber ein Boxer als Chef, wie soll der den kriselnden Verlag auf Vordermann bringen? Diese Frage konnte die Verlegerin nicht beantworten. Der Boxer aber auch nicht. Dabei sind viele Kollegen immer noch in Kurzarbeit. Dass der neue Chef obendrein einen Porsche als Dienstwagen fahren soll, kam nicht gut an. 

Den adeligen Chefredakteur des Magazins „Jagd“ – und der Sonderausgabe „Sauen“ – schien das besonders zu empören. Auch mit Boxen hat er nichts am Hut. Als der neue Chef den Mitarbeitern in der Betriebsversammlung Boxen als Allheilmittel empfahl und sie aufforderte, selbst Kampfsport zu betreiben, sprang er auf und rief „Krieg ich jetzt auf die Fresse?“ Der Mann flog aus dem Verlag. K.O. in der ersten Runde, wegen einer großen Klappe. So hatte es die Verlegerin entschieden. Wenn es um ihre Hobbys geht, ist mit Deutschen nicht zu spaßen. 

Den vollständigen Bericht lesen Sie hier. 

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