Umfrage zu Anti-Corona-Maßnahmen - Genug Vertrauen in die Regierung?

Nach einer Umfrage der Uni Heidelberg wollen sich nur weniger als vier Prozent der Bundesbürger nie oder nur selten an die Corona-Regeln halten. Boykottiert werden Sicherheitsmaßnahmen vor allem von Menschen, die kein Vertrauen in die Regierung haben.

Kein Vertrauen in die Regierung: Impfgegner bei der Anti-Corona-Demo in Berlin / dpa
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Ob Maskenpflicht, Abstand halten oder Kontaktbeschränkungen – mehr als 80 Prozent der Bundesbürger sind der Meinung, sie hielten sich immer oder zumindest meistens an die Corona-Regeln von Bund und Ländern. Das hat eine aktuelle Umfrage der Universität Heidelberg ergeben. Ihre Initiatoren wollten herausfinden, von welchen Faktoren es abhängt, ob sich Menschen an Spielregeln halten oder nicht. 

Vor dem Hintergrund der Anti-Corona-Demo in Berlin dürfte das Ergebnis der Studie viele überraschen. Schließlich wurde die Demo von der Polizei aufgelöst, weil sich die Teilnehmer – Tausende Menschen aus ganz Deutschland – über die Vorsichtsmaßnahmen bewusst hinwegsetzen.

Fest steht jedoch: Die Bereitschaft, sich an die Regeln zu halten, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Bayern oder in Baden-Württemberg ist sie ausgeprägter als im Rest der Republik. 72 Prozent der Befragten wollen angeblich auch mit der vorübergehenden Beschränkung der Grundrechte kein Problem haben. Nur eine verschwindend kleine Minderheit von unter vier Prozent räumten ein, sie seien den Corona-Regeln selten oder nie gefolgt. 

55 Prozent wollen sich impfen lassen 

Interessant ist dabei, welche Gründe die Teilnehmer angaben. „Je stärker die Verschwörungsmentalität der Befragten ausgeprägt war, desto weniger zufrieden waren sie mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung – und desto seltener waren sie bereit, die Corona-Warn-App zu installieren oder sich impfen zu lassen“, heißt es in der Studie. 30 Prozent lehnen die Nutzung der App ab. Knapp 55 Prozent der Befragten gaben an, sich ziemlich oder sehr wahrscheinlich gegen Corona impfen lassen zu wollen. 

Auch in anderen europäischen Ländern ist die Bereitschaft, sich gegen Corona impfen zu lassen, seit April gesunken. In Deutschland ist die Zahl der Impfgegner jedoch besonders hoch, bloß in Frankreich liegt sie noch höher. Zwar sagen Experten, die Skepsis sei auch darin begründet, dass es noch keinen Impfstoff gegen Covid-19 gebe.

Bei Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln liegen die Impfquoten bei Schuleingangsuntersuchungen immer noch bei bis zu 95 Prozent. Trotzdem hat das Ergebnis der Heidelberger Umfrage seine Initiatoren, den Psychologen Peter Kirsch, den Rechtswissenschaftler Hanno Kube und den Politikwissenschaftler Reimut Zohlnhöfer, alarmiert. Die geringe Bereitschaft, sich impfen zu lassen oder die Corona-App zu installieren, führen sie auf mangelndes Vertrauen der Befragten in ihre Mitmenschen zurück.

Mangelndes Vertrauen in Mitmenschen

Welchen Anteil daran die Exekutive hat, das wollen die Wissenschaftler in einem zweiten Schritt analysieren. An einzelne Personen gebunden ist dieser Vertrauensverlust aber offenbar nicht. Das Problem scheint eher strukturell bedingt zu sein. „Die gleichen Zusammenhänge finden wir auch mit Blick auf das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Printmedien", schreiben die Autoren. 

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