TV-Duell Dreyer gegen Baldauf - „Er tut niemandem weh“

In Rheinland-Pfalz duellieren sich eine Woche vor der Landtagswahl Herausforderer Christian Baldauf und Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Entscheidendes sagt ein österreichischer Experte für Körpersprache.

Herausforderer Baldauf und Ministerpräsidentin Dreyer am Freitagabend in Mainz / dpa
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Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Wer ist an diesem Abend eigentlich derjenige, der zum Duell herausgefordert hat? Ist es wirklich der Herr mit dem roten Schlips, der seine Antworten beginnt mit Sätzen wie „Auch das ist im Gesamtkontext zu sehen?“ Er ist es: Christian Baldauf, 53 Jahre alt, aus dem Städtchen Frankenthal, CDU-Fraktionschef im Landtag, verpasst an diesem Freitagabend die letzte Chance, der überaus beliebten SPD-Ministerpräsidenten Malu Dreyer noch die Tour zu vermasseln.

Während alle Umfragen ergeben, dass die 60-jährige Dreyer die vier Millionen Rheinland-Pfälzer weiter in einer Ampelkoalition regieren kann, kämpft Baldauf kurz vor der Wahl noch immer darum, überhaupt bekannt zu werden. Um es kurz zu machen: Baldauf ist ein netter, bodenständiger, kompetenter Typ, der das Wein- und Pharma-Land sicher nicht schlecht regieren würde. Aber warum sollte man ihn wählen, wenn es stattdessen Malu Dreyer gibt?

Souveräne Ministerpräsidentin

Baldaufs vorsichtige Kratzversuche pariert die Ministerpräsidentin lächelnd bis bissig: Kritik an der Impfstrategie? Rheinland-Pfalz steht unter den Bundesländern jetzt an erster Stelle. Keine Windräder im Pfälzer Wald? Ohne Windräder schafft man es nicht, bis 2040 klimaneutral zu werden. Nur beim Flughafen Hahn, den der ein oder andere Deutsche noch aus den guten alten Billigstflieger-Zeiten kennen dürfte, steht Dreyer nicht gut da: Der chinesische Konzern, dem der Flughafen gehört, hat Insolvenz angemeldet. Sollte der Flughafen pleitegehen, würde das die ohnehin strukturschwache Gegend treffen. Dreyers „Wird schon“ ist da nicht genug.

Grundlegende inhaltliche Unterschiede bringt das gut einstündige Duell nicht zu Tage. Wie auch? Mit Grünen an der einen, der FDP aber an der anderen Seite, kann Dreyer kaum vorgeworfen werden, wirtschaftspolitisch auf marxistisch-leninistischem Kurs zu sein.

„Lächeln bis an die Nasenwurzel“

Baldauf verspricht hier 100, dort 150 Millionen Direkthilfe nach Amtsantritt. Nach Visionen klingt das nicht, auch wenn er das Wort mehrfach benutzt. Vielleicht sollte man es seinen Politberatern nach diesem Abend auch nochmal sagen: „Visionär“ ist kein Bild, das zu einem Menschen passt, der wie ein Sparkassendirektor wirkt.

Das Entscheidende sagt deshalb im Nachklapp zum Duell ein Österreicher, der Körpersprachenexperte Stefan Verra: Menschen träfen ihre Entscheidung, ob sie jemanden sympathisch finden, meist in weniger als einer Sekunde. Dann lobt er Dreyer für ihre lebendige Mimik: „Ihr Lächeln zieht sich bis an die Nasenwurzel.“ Baldauf dagegen „lächelt viel, manchmal zu viel. Eigentlich war das ein Dauerlächeln.“ Unterm Strich: „Er tut niemandem weh.“

Wer mit dieser Einstellung in ein Duell geht, hat schon verloren.

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