Cicero im Mai - Der Schulinfarkt

In deutschen Schulen herrscht Chaos. Die Wünsche der Politik und die Wirklichkeit für Schüler und Lehrer prallen unvereinbar aufeinander, wie wir in unserer aktuellen Cicero-Ausgabe aufdecken. Das Land droht so, seine Zukunft zu verspielen

Nicht jeder Unterricht findet so vorbildhaft statt / picture alliance
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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Zufall, aber symptomatisch: Während wir zu Redaktionsschluss unserer Titelgeschichte über das Chaos an deutschen Schulen den letzten Schliff geben, kommt die Ausschreibung eines Medienpreises für Bildungsjournalismus auf den Tisch, ausgelobt von der Stiftung eines großen deutschen Telekommunikations­unter­nehmens. Erster Satz zur Begründung des Preises: „Für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland ist Bildung eines der zentralen Zukunftsthemen.“ Wenn der Satz stimmt, den auch Politiker gerne in ihrem Stammrepertoire haben, dann ist dieses Land gerade dabei, seine Zukunft zu verspielen. Es betreibt Raubbau an der einzigen Ressource, die es hat. Oder besser: Es schürft diese Ressource nicht, sondern lässt sie verkümmern. 

Die Regelschule wird zur permanenten Sonderschule

Unser Titelautor Oliver Uschmann hat sich umgehört an deutschen Schulen, um zu erfahren, was schiefläuft in den deutschen Klassenzimmern. Sein Befund: Die Schulpolitik dieses Landes wird geprägt von einer grotesken Kluft zwischen Gesetz und Praxis. Wunsch und Wirklichkeit prallen in den Schulen unvereinbar aufeinander. Prellböcke dazwischen: Lehrerinnen und Lehrer als Leidtragende eines ideologisch überfrachteten Systems. Inklusion, Migration und Integration stellen sie vor unlösbare Aufgaben. Die Regelschule wird zur permanenten Sonderschule.

So ist am Ende keinem der Kinder gedient. Leidtragende der Weltverbesserungskonzepte sind die Lehrer, denen immer mehr abverlangt wird und die Tag für Tag einen aussichtslosen Kampf in den Klassenzimmern führen. Und die Schüler, deren Zukunft in diesem System oft schon in der Gegenwart stecken bleibt, begleitet von der Ohnmacht ihrer Eltern. Die Schulpolitik der Schreibtisch­pädagogen in den Kultusministerien, so resümiert Uschmann seinen Bericht von der Front, gleicht einem umgekehrten faustischen Pakt. Sie ist Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und dabei das Böse schafft.

Dieser Text stammt aus der Mai-Ausgabe des Cicero, die Sie ab morgen am Kiosk oder heute schon auf Cicero Plus oder in unserem Onlineshop erhalten.

Darin lesen Sie außerdem ein Interview mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann über das konservative Profil der Grünen, ökologische Marktwirtschaft und politische Führung.

Petra Sorge hat sich die Arbeitsbedingungen bei Internationalen Organisationen angeschaut und ist dabei auf vermehrte Fälle von Willkür und Mobbing gestoßen.

Und die Althistoriker David Engels und Uwe Walter streiten über die Frage, in wie fern die späte römische Republik und die EU einander ähneln.

 

 

 

 

 

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