Rassismus - „Schwarze sind nicht Weiße mit einer sexy Hautfarbe, und das ist gut so“

Ist Multikulti eine Ursache für Rassismus? Mit dieser steilen These hat ein afro-amerikanischer Dirigent eine Kontroverse über die Bedeutung von Hautfarbe angestoßen. In der rot-rot-grün-regierten Hauptstadt Berlin fühlen sich viele zu Unrecht an den Pranger gestellt

Ein Model 2018 in Berlin auf Fashion Week / picture alliance
Anzeige

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Anzeige

Es gibt Momente, da fragt sich Brandon Keith Brown, was das eigentlich für ein Land ist, in dem er jetzt  lebt. Brown stammt aus den USA. Er kam vor einigen Jahren als Dirigent nach Deutschland. Er spricht fließend deutsch. Trotzdem, sagt er, passiere es immer häufiger dass er aus Bars oder Cafés herausfliege  oder im Supermarkt als Ladendieb beschimpft werde.  Der Afro-Amerikaner glaubt auch zu wissen, woran das liegt – an seiner Hautfarbe. 

Brown hat es sich abgewöhnt, in solchen Fällen Anzeige zu erstatten. Er sagt, er wisse ja, was in solchen Fällen passiere. Nichts. Warum das so ist, glaubt er jetzt auch zu wissen. Ein Mitarbeiter in der Telefonzentrale der Polizei hat es ihm erklärt, als er dort neulich die Polizei alarmieren wollte. Er war wieder mal aus einem Café geflogen, diesmal, weil er seinen Milchkaffee auf englisch bestellt hatte. Rassismus, so etwas gebe es in Berlin nicht, erklärte ihm der Mann. Die Stadt sei schließlich „multikulti“.

Multikulti  als Ursache für Rassismus? 

Aber was bedeutet das überhaupt? Diese Frage hat Brandon Keith Brown selbst in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel beantwortet.  „Multikulti verspricht Gleichheit, Handlungsfähigkeit, Pluralität und eine automatische Akzeptanz von Gefühlen, Gedanken, Erfahrungen, unterschiedlichen Erzählungen, Sprachen und Handlungsanweisungen von allen Menschen.“ In der Theorie. In der Praxis aber diene es der Gesellschaft als Freibrief, um einem Rassismus zu frönen, der nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben müsse. Multikulti als Ursache für Rassismus?

Es ist eine steile These, und leider kann Brown nicht belegen, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen selbst verordneter Toleranz und der Diskriminierung von Minderheiten gibt. Trotzdem verdient sein Beitrag Anerkennung, denn er öffnet den so genannten Gutmenschen die Augen dafür, dass schon der Versuch der Vereinnahmung aller Menschen unter dem Label Multikulti an Rassismus grenzt: „Schwarze Menschen sind nicht Weiße mit einer sexy Hautfarbe. Wir sprechen, bewegen und denken anders. Und das ist gut so.“       

Anzeige