Postscriptum - Gute-Laune-Partei SPD

Die SPD will den Gute-Laune-Faktor gegen Politikverdrossenheit hervorheben: Deswegen gibt es jetzt Gesetze, deren Namen nicht nach miefiger Bürokratie klingen, sondern nach Optimismus. Vielleicht sollte sich die SPD selbst re-branden, sagt Alexander Marguier

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So wie aus „Raider“ einst „Twix“ entstand, könnte die SPD künftig als „Die Respektpartei“ an den Start gehen
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Da stellt sich natürlich die Frage: Warum erst jetzt, warum so spät? Jahrelang waren unsere Volksvertreter vergeblich auf der Suche nach einem wirksamen Mittel gegen Populismus, gegen Politikverdrossenheit. Und nun zeigt sich plötzlich und unerwartet: Alles kein Problem! Dass ausgerechnet die sonst immer etwas sauertöpfische SPD auf die Idee kam, Politik künftig mit dem ­Gute-Laune-Faktor zu gestalten, offenbart das kreative Potenzial dieser Partei nur umso deutlicher. Ein bisschen Spaß muss sein, dann geht der Rest von ganz allein!

Weil ja auch niemand eine Tüte Gummibärchen kaufen würde, auf deren Verpackung adipöse Kinder mit kariösen Zähnen abgebildet sind, haben die Sozialdemokraten also einfach mal ihr Produktdesign überarbeitet. Statt tristem Bürokraten-Wording herrscht neuerdings legislative Fröhlichkeit mit eingebautem Optimismus-Turbo: Aus einem sperrigen „Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung“ wird das „Gute-Kita-Gesetz“, ein unhandliches „Gesetz zur zielgenauen Stärkung von Familien und ihren Kindern durch die Neugestaltung des Kinderzuschlags und die Verbesserung der Leistungen für Bildung und Teilhabe“ erreicht das begriffsstutzige Volk kurz und gut und einprägsam unter dem Namen „Starke-Familien-Gesetz“.

Raider heißt jetzt Twix

Und die frugal klingende Grundrente verwandelt sich unter der Federführung des Arbeitsministers in eine „Respekt-Rente“. Hier fragt man sich unwillkürlich, ob Hubertus Heil tatsächlich so heißt, oder ob er bereits im Sinne der neuen Marketing-Offensive des Willy-Brandt-Hauses positiv ge-rebrandet wurde.

Vielleicht sollte die deutsche Sozialdemokratie ja ganz grundsätzlich über ein Re-Branding nachdenken: So wie aus „Raider“ einst „Twix“ entstand, könnte die SPD künftig als „Die Respektpartei“ an den Start gehen oder einfach nur als „Die Guten“. Steuern heißen dann „Gerechtigkeitsumlagen“, Neuverschuldung würde in „Gewinnfrühausschüttung“ umbenannt und das Kanzleramt in „Schloss Lillifee“. Wenn dann noch Ralf Stegner ein freundliches Gesicht dazu macht, kann für ihn und seine Leute wirklich nichts mehr schiefgehen.

Dies ist ein Artikel aus der März-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder in unserem Online-Shop erhalten.
 

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