Es muss mit dieser Zahl 27 doch etwas auf sich haben. Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse, Philipp Amthor.
Glücklicherweise ist Letztgenannter im Unterschied zu den Erstgenannten im Alter von 27 Jahren nicht von uns gegangen. Er hat auch sonst so gar nichts von den Größen des „Klubs der 27“, ist eher ihre Gegenfigur. Ein Gesicht wie ein kleiner Junge, steckt er in Anzügen, die vom Großvater stammen könnten, ordentlicher Seitenscheitel, Streberbrille, keine Drogen und so gar kein Rock’n’Roll.
Steiler Aufstieg, jähes Ende
Aber die steile politische Karriere des Philipp Amthor ist vorläufig beendet. Er ist politisch tot, jedenfalls bis auf weiteres. Und es ist ein jähes Ende, wie das der früh verstorbenen Rockstars auch. Mit 27 Jahren wollte er Landesvorsitzender der CDU in Mecklenburg-Vorpommern werden. Vergangenen Freitag hat er die unvermeidliche Vollbremsung hingelegt. Aus dem gestreckten Galopp, in dem es für den jungen Bundestagsabgeordneten bisher voranging, in den Ausstieg aus allen Positionen. Unter Verzicht auf die Kandidatur für den Vorsitz der Meckpomm-CDU.
Wollte ihm jemand schaden?
Amthor ist eine Provokation auf Beinen. Es ist daher plausibel, dass ihm jemand schaden wollte mit der Weitergabe eines Bittbriefes an Wirtschaftsminister Peter Altmaier für eine Firma namens „Augustus Intelligence“, die ihm Aktienoptionen zugeteilt hatte und schöne Reisen an schöne Orte, von denen man noch nicht weiß, wer sie bezahlt hat.
Das tut aber nichts zur Sache. Wäre der Kern der Vorwürfe nicht so valide, hätte der durchgestochene Brief nichts ausgelöst. Die Sache stank aber von Beginn an, und sie stank immer mehr, je mehr geschnüffelt wurde. Erst hatte die Zeit sich in New York auf die Suche nach besagter Firma gemacht und nur Klingelschilder gefunden. Und auch niemand, der so genau sagen kann, was diese Firma eigentlich macht. Dann kam die Bild mit einer guten Recherche zum angeblich hoch erfolgreichen und hilfreichen humanitären Engagement des Firmengründers in einer Organisation „Stop Thirst“, von deren angeblich segensreichen Wirken zuständige Stellen vor Ort in Afrika nichts wussten.
Zwei gute Recherchen
Ein verhängnisvolles Bild verdichtete sich am Freitag zuungunsten von Amthor. Das Bild davon, dass sich einer, den viele selbst für einen Blender halten, von einem anderen Blender hatte blenden lassen. Unter Vermittlung eines Mannes, der schon einmal als Blender überführt worden war: Denn der Mittelsmann von Amthor zum Chef der „Augustus Intelligence“ heißt Karl Theodor zu Guttenberg, Ex-Doppelminister, Ex-Shooting Star der CSU und überführter Plagiator, der seinen Doktortitel über eine Abschreibaffäre verlor.
An Leuten wie Guttenberg kann Amthor nun ermessen, wie und ob es noch einmal weitergehen kann für ihn. Es gibt Fälle wie jenen des Grünen Cem Özdemir, der nach einer Flugmeilenaffäre einige Zeit im Abklingbecken des Europäischen Parlaments verschwand und wiederkam als Grünen-Vorsitzender. Diese Chance sollte man einem politischen Talent wie Amthor einräumen. Wenn einem solchen dummen Fehler Reue und Erkenntnis folgen, kann das auch zur Reife einer Persönlichkeit beitragen, die er in dieser Sache unbestreitbar nicht an den Tag gelegt hat. Endgültig verstummen aber sollten diejenigen in der Union, die in regelmäßigen Abständen ihrer Sehnsucht nach einer Rückkehr des Politikers Guttenberg Ausdruck verleihen. Abermals ist er mit einer halbseidenen Sache verbunden. Das reicht jetzt für einen lebenslangen Bann aus der Politik und ein Ende der Sehnsuchtsrufe.