Fridays for Future und Schulschwänzer - Urlaub für die Umwelt

Einige Familien werden auch dieses Jahr ihre Ferien dadurch verlängern, dass sie die Kinder zu Schulschwänzern machen. Das Vorgehen der Polizei dagegen verkommt im Jahr von Greta Thunberg und „Friday for Future“ zur Farce

Eine Demonstrantin protestiert vor dem Düsseldorfer Landtag / picture alliance
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Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Bald sind Osterferien. In Bayern und Nordrhein-Westfalen ist Freitag, der 12. April, der letzte Unterrichtstag. Da stürzen sich viele Schüler mit ihren Eltern in den Reisetrubel – unmittelbar nach dem letzten Läuten. Manche Familien können es gar nicht abwarten und brechen schon am Mittwoch oder Donnerstag auf – per Auto, Bahn und Flugzeug. Da gibt’s für die lieben Kleinen halt eine Entschuldigung wegen „Unpässlichkeit“.

Diese individuelle Ferienverlängerung ist den Schulbehörden seit langem ein Dorn im Auge. Zu Recht. Hierzulande gibt es eine Schulpflicht, jedoch kein Elternrecht zur Festlegung des Beginns und der Länge der Ferien. Deshalb hat im vergangenen Sommer die Polizei an manchen Flugplätzen an den Tagen vor dem offiziellen Ferienstart Familien mit Kindern kontrolliert. Wenn Schulschwänzer dabei waren, wurden die Schulen informiert, bisweilen auch ein Ordnungsgeld verhängt.

Schulpflicht nur für Regelbefolger

Das wird in diesem Jahr schwierig. Denn eine große Zahl von Schülern hat es sich zur Gewohnheit gemacht, freitags ohnehin zu schwänzen – zur Rettung der Umwelt. Manch tapferer Rektor stemmt sich dieser politisch motivierten Freitagsgestaltung entgegen. Doch was bewirken schon Lehrerworte, wenn die Spitzen des Staates – Bundespräsident und Bundeskanzlerin – die sogenannten Schulstreiks im Namen des Umweltschutzes ausdrücklich loben?

Polizeilichen Kontrollen zu Ferienbeginn könnten 2019, im „Jahr 1 nach Greta“, also komisch wirken. Mancher Schüler hat schon seit Monaten an keinem Freitag-Unterricht mehr teilgenommen und wird dafür von vielen Politikern und den meisten Medien überschwenglich gefeiert. Eltern aber, die auf den regelmäßigen Unterrichtsbesuch ihres Nachwuchses – selbst an Freitagen – geachtet haben, droht indes ein Bußgeld, wenn Sohn oder Tochter am Ferienbeginn auch nur einen Tag der Schule fernbleiben. Und das zu Recht. Wer im Allgemeinen die Regeln einhält, hat keinen Anspruch auf Rabatt bei gelegentlichen Verstößen. 

Alles erlaubt zur „Rettung des Klimas“

Ja, das Leben ist bekanntlich nicht gerecht. Doch wenn viele gegen Regeln verstoßen, drückt der Staat schnell ein Auge zu – vor allem dann, wenn der Regelverstoß mit einem politisch-korrekten Anliegen verbunden ist. Schülerproteste gegen zu viele illegale Migranten dürften hierzulande nicht auf Verständnis rechnen – nicht bei den Medien und ebenso wenig bei Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel. Aber zur Rettung des Klimas ist fast alles erlaubt.

Es wird also schwer für Direktoren, Lehrer und staatliche Behörden, zu Beginn der Osterferien oder später im Sommer mit rechtsstaatlichen Argumenten gegen die vorzeitige Abreise in die Ferien etwas zu unternehmen. Denn natürlich werden clevere Eltern sich zu wehren wissen. Sollten Polizisten sie am Flughafen fragen, warum sie mit ihren schulpflichtigen Kindern bereits am Mittwoch zum preislich günstigen Flug auf die Seychellen oder die Bahamas einchecken, liegt die Antwort doch nahe: „Wir wollen unseren Kindern zeigen, wie sehr die Umwelt selbst an paradiesischen Orten gefährdet ist. Nein, wir müssen es ihnen endlich zeigen!“ Da fiele dann selbst Steinmeier und Merkel nichts mehr ein – außer Zustimmung zu diesen außerschulischen Umwelt-Aktivitäten.

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