Boris Palmer und die Medien - „Ich mache das alles selbst“

Er fordert Massen-Gentests für gambische Flüchtlinge und spielt nachts Sheriff, wenn ihn Bürger beleidigen. Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus. In einem Interview entlarvt er sich jetzt als Opfer seines eigenen Selbstdarstellungsdrangs

Ausgebuffter Selbstdarstellungskünstler oder Opfer der Medien? Tübingens Oberbürgermeister steht gern im Rampenlicht / picture alliance
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Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Tübingen ist nicht der Nabel der Welt, aber wenn in Tübingen ein Reissack umfällt, kann man das auch im Rest der Republik noch ziemlich gut hören. Dafür sorgt Boris Palmer. Er ist seit zwölf Jahren Oberbürgermeister von Tübingen, und es vergeht kaum ein Tag, an dem er, das Schwarze Schaf unter den Grünen, sich oder Tübingen nicht in die Schlagzeilen katapultiert.

Mal verstört er die Öffentlichkeit mit der Meldung, er habe nachts in Sheriff-Manier seinen Dienstausweis gezückt und einen Studenten zusammengefaltet, weil der bei seinem Anblick gerufen haben soll: „Ach nee, der schon wieder.“ Dann verscherzt er es sich mit der Hauptstadt-Presse, indem er Berlin zur Bronx verklärt: „Ich komme mit dieser Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße als spießbürgerliche baden-württembergische Grünen-Pflanze schlicht nicht klar. Ich will diese Verhältnisse in Tübingen nicht.“ Und mal verstört er seine Parteifreunde, indem er auf seiner Facebook-Seite Massengentests für gambische Flüchtlinge“ fordert. 

Sind es die Hilferufe eines Provinzpolitikers, den es ins Rampenlicht der Republik drängt? Oder sind es die Medien, die ihn zur Witzfigur gemacht haben? In einem Interview, das Palmer jetzt dem Mediendienst meedia.de gegeben hat, entlarvt er sich selbst als Opfer seines eigenen Selbstdarstellungsdrangs. Manche Antworten lesen sich, als hätte sie ihm Loriot souffliert. Und tatsächlich hat Palmer da, in schönster Jodeldiplom-Manier, was ganz Eigenes. „Ich mache alles selbst“, sagt er, gefragt nach einen provozierenden Post in den sozialen Netzwerken. Das Interview zeigt anschaulich den Wirklichkeitsverlust eines Berufspolitikers. Realsatire at its best. 

Aber lesen Sie selbst. 

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