Fridays for Future - „Das süße Gift der einfachen Welterklärung“

Für manche ist die Teilnahme an den Demos der Bewegung Fridays for Future Unterricht an einem anderen Ort. Andere stehen dem Engagement jedoch kritisch gegenüber. Ein Lehrer erläutert, was ihn an der Bewegung stört

Was können Schüler von Greta Thunberg lernen? Ein Lehrer kritisiert ihre Bewegung hart / picture alliance
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Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Was denken eigentlich Lehrer über die Bewegung Fridays for Future? Heute kam Greta Thunberg zum zweiten Mal nach Berlin, um mit Jugendlichen für prima Klima zu demonstrieren. Ein guter Anlass für Rainer Werner, aufzuschreiben, warum ihn diese Demos mit Unbehagen erfüllen. Werner ist Lehrer im Ruhestand.

Er hat jahrelang unter anderem das Thema Klimapolitik an einem Gymnasium unterrichtet. Kein leichter Job, schreibt der Berliner in einem Gastbeitrag für die Welt. „Über Klimafragen kann man mit politisch aktiven Schülern kaum noch rational diskutieren, weil einem allein das Beharren auf Fakten den Vorwurf einbringen kann, man gehöre zum Klub der ,Klimaleugner’“. Schuld an dieser konfrontativen Diskussionskultur sei die moralische Überhöhung der Politik, sagt Werner mit Blick auf den Hype um Greta Thunberg. „Wer für sich moralische Untadeligkeit in Anspruch nimmt, ist schnell bei der Hand, den Diskussionspartner, der das eigene Weltbild nicht teilt, als Ignoranten oder Freund der Auto-Lobby abzukanzeln.“ 

Der Thunberg-Fanclub wird Werners Beitrag als die Kapitulation eines Ewiggestrigen abstempeln. Wird er doch nicht müde, zu betonen, dass Deutschland der falsche Adressat für die Proteste sei, weil das Land nur zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursache. Dabei geht es dem Lehrer nicht darum, den Schülern seine Sichtweise aufzudrängen. Sein Beitrag ist vielmehr ein Plädoyer für kritisches Denken. Er fordert, dass sich die Schüler mit den Fakten auseinandersetzen sollen, um sich selbst ein Bild zu machen. Dazu aber sei kaum noch einer bereit, schreibt er. Wozu auch nach der Wahrheit suchen, wenn eine wie eine Heilige verehrte Greta ihre Anhänger mit dem „süßen Gift der einfachen Welterklärung“ ködere? 

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