Debattenkultur - „Die Aussage ,ich bin rechts' ist sozialer Selbstmord“

Das Thüringen-Debakel hat die Frage aufgeworfen, wo die Grenze nach rechts verläuft. Die „Neue Zürcher Zeitung“ kritisiert, dass die Medien diese Grenze mit unscharfen Begriffen ständig selbst verwischen – mit verhängnisvollen Folgen für den Diskurs.

„Gegen Rechts“, die neue Nazikeule / picture alliance
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Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Noch nie war die Gesellschaft politisch so gespalten wie nach der Thüringen-Wahl. Der Versuch von CDU und FDP, mit den Stimmen der AfD einen Mann zum Ministerpräsidenten zu wählen, der bei der Landtagswahl nur mit Ach und Krach über die 5-Prozent-Hürde gekommen war, spaltet die Nation. Schließlich gibt es Beweise, dass FDP und CDU sich der Gefahr vorher durchaus bewusst waren, dass Höcke & Co. den 3. Wahlgang nutzen könnten, um den bürgerlichen Parteien eine Falle zu stellen.

Dass sie sich hinterher ahnungslos stellten und Betroffenheit heuchelten, als das Kalkül der Rechtspopulisten aufging. Kann man den bürgerlichen Parteien noch trauen, fragen sich jetzt viele. Oder sind die, die das schmutzige Spiel der AfD mitgespielt haben, nicht auch selbst „rechts“? Und so , wie sie den Begriff aussprechen, ist klar, welche Bewertung sie damit verbinden. Rechts zu sein, gilt als anstößig, skrupellos, völkisch, hurra-patrotisch – kurz als „igittigitt“ 

Die Gesinnung obsiegt über die Differenzierung

Aber stimmt das wirklich? Oder muss der Begriff nicht nur herhalten, um Andersdenkende zu diskreditieren? Diese Frage greift Judith Sevinc Basad in einem Beitrag für die Neue Zürcher Zeitung auf. „Die Aussage, ,ich bin rechts', ist kein Bekenntnis mehr zu liberalen oder konservativen Werten, sondern ähnelt eher dem letzten Schritt auf dem Weg zum sozialen Selbstmord“, schreibt sie. Die Unschärfe des Begriffs lasse genug Spielraum, um einen ursprünglich neutralen Begriff im Diskurs über die Lufthoheit über den Stammtischen symbolisch aufzuladen. 

Was dabei herauskommt, wenn Medien nicht mehr fein differenzieren zwischen „rechts“, „rechtsextrem“ oder  „rechtskonservativ“, erläutert Basad am Beispiel der Kontroverse über die verunglückte „Umweltsau“-Satire des WDR-Kinderchors. Die Etikettierung führte dazu, dass jede sachliche Kritik an dem Video als „rechte Hetze“ abgestempelt wurde. Die Gesinnung obsiegte über die Differenzierung. Dabei, schreibt die Autorin, gibt es Gewalt, Hass und Extremismus auch im Selbstbild der so genannten Linken oder Linksliberalen. Aber Hass unter dem Deckmantel der vermeintlich guten Sache werde nicht sanktioniert, er werde geduldet. „Linksliberale hassen anders, sie hassen ,richtig'“. 

Den vollständigen Beitrag lesen Sie hier: https://www.nzz.ch/feuilleton/rechts-konservativ-liberal-das-ist-alles-dasselbe-mais-non-ld.1540148

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