Bildungskrise - Der Klassenkampf

Die Gewalt an Schulen nimmt zu – vor allen in Berlin, aber auch deutschlandweit. Hinzu kommen Lehrermangel und eine wachsende Zahl an Quereinsteigern. Es zeigt sich: Deutschlands Schulen scheitern immer häufiger an den Anforderungen des 21. Jahrhunderts. Ein Bericht von der pädagogischen Front

Erschienen in Ausgabe
Henning Geisel in seinem Element: Unterricht an der Wuppertaler Realschule Neue Friedrichstraße / Marcus Simaitis
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Autoreninfo

Oliver Uschmann kam 1977 in Wesel zur Welt und hat als Schriftsteller und Leiter für literarische Workshops bereits Hunderte von Schulen aller Formen besucht. Einige seiner Jugendromane werden bereits von Schülern in Serbien und Polen gelesen. Derzeit arbeitet er gemeinsam mit seiner Frau und Ko-Autorin Sylvia Witt an neuen Stoffen

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Ein kleiner Klassenraum. Die Tafel ohne Risse. Unter dem sorgsam in seinem Fach klemmenden Schwamm hängt ein blauer Eimer für den Wischwassernachschub. Ganze sechs Kinder werden hier unterrichtet, in aller Ruhe. Fehlstunden oder Personalwechsel gibt es nicht. Die Lehrerin ist für ihre Klasse da, schenkt Vertrauen und erhält im Gegenzug aufrichtige Loyalität und Dankbarkeit. Verlässt man das Gebäude, in dem sich diese optimale Bildungsanstalt befindet, sollte man sich allerdings die Hände desinfizieren – die Klasse befindet sich in einem Krankenhaus.

Vor kurzem verließ Judith Kaiser-Rübsamen den sicheren Schoß des Beamtentums und wechselte vom staatlichen Regelbetrieb an die Schule für Kranke in der DRK-Kinderklinik Siegen. Dort sammeln sich Halbwüchsige, die ihrer Heimatschule ganz oder zumindest für eine Weile fernbleiben müssen. Ganz besondere Mitschüler rollen zum Unterricht aus der angeschlossenen Kinderinsel herbei, einer Intensivstation mit Wohnheimcharakter. Sie sitzen im Rollstuhl oder sind langzeitbeatmet. Wer von ihnen das Bett gar nicht verlassen kann, den besuchen die Lehrer für mindestens 20 Minuten am Tag und unterrichten auch hier je nach den Möglichkeiten. Beim zehnjährigen Jan bedeutet das, in Form von Fotobänden oder realen Objekten wie Tannenzapfen die Natur ins Zimmer zu holen und zu erläutern. Der elfjährige Tom, der immer noch den Körper eines Dreijährigen besitzt, saust hingegen mit seinem elektrisch betriebenen Rollstuhl so geschickt wie rücksichtsvoll durch die Flure.

Die Lehrerin Judith Kaiser-Rübsamen unterrichtet ein Kind am Krankenbett

Anmaßende Helikoptereltern

Geschichten von Messerattacken oder salafistischen Rekrutierern kann Judith Kaiser-Rübsamen nicht bieten, wenn man sie nach ihrem Ausstieg aus dem normalen Schulbetrieb fragt. Stattdessen nennt sie einen Grund, den die Öffentlichkeit eher Jungunternehmern zuschreiben würde: „Ich habe nur noch für die Arbeit gelebt.“ Am meisten frustrierte die passionierte Pädagogin, dass ihr „Kerngeschäft, jungen Menschen etwas beizubringen und sie auf die Welt neugierig zu machen“, mit der Zeit in den Hintergrund rückte. Weil sie das Leitbild individueller Förderung ernst nahm, war sie für etliche Problemfälle in der Freizeit da. „Ein oder zwei schwierige Fälle können die ganze Klasse beeinflussen.“ So galt es etwa herauszufinden, wieso ein bislang wacher Junge plötzlich bleich wie ein kleiner Nosferatu im Stuhl hing oder seine Klassenkameradin die ersten Ritzwunden zeigte.

Ein Blick ins Klassenzimmer an der Schule für Kranke, die zur Kinderklinik Siegen gehört

Psychologische Probleme dieser Art treten längst quer durch alle Schulformen auf, ebenso wie eine massive Verkomplizierung des Rollenverständnisses von Lehrern, Eltern und Schülern. Niemand will in die Epochen zurück, in denen des Lehrers Wort Gesetz war und die Eltern sich gemeinsam mit dem Pädagogen gegen das ungehorsame Kind stellten. Ein Zeitgeist jedoch, in dem Lehrer einen Großteil ihrer Energie darauf verwenden müssen, ihre Entscheidungen vor dem Tribunal aus Eltern und Nachwuchs zu rechtfertigen, führt auch nicht weiter. Hat eine Lehrerin etwa unter Berücksichtigung von 36 Unverträglichkeiten und knappen Budgets eine fünftägige Klassenfahrt organisiert, die für die meisten der 15-Jährigen die erste Auslandsreise ihres Lebens war, packen viele Eltern nach der Rückkehr ihre Sprösslinge wortlos in den Wagen oder schleudern noch schnell die Frage aus dem Fenster, wieso Tobias unterwegs nur zweimal geduscht habe. Von höherer Stelle ist es mit der Wertschätzung auch nicht weit her. Ändern sich Schülermengen und Stellenschlüssel, kann ein verbeamteter Gymnasiallehrer von jetzt auf gleich mit halber Stelle zur benachbarten Gesamtschule abgeordnet werden. Unterrichtet er korrekturintensive Fächer, hat er unterm Strich doppelte Arbeit, gehört aber beiden Kollegien und Schülerschaften nur noch halb respektiert an. Um im Vergleich zu bleiben: Es ist, als ob der Jungunternehmer auch noch das Sekretariat besetzt.

Das Problem der Inklusion

„In der Praxis ist man als Lehrkraft gleichzeitig Psychologe, Projektplaner, Sozialarbeiter und Expertin für Psychosomatik“, bestätigt auch Annette Ott, die Leiterin der Patientenschule. Als studierte Architektin fiel es ihr im späteren Lehrerberuf leichter, die Übersicht zu behalten. „In der Ausbildung“, sagt sie, „wird der Managementaspekt dieser Tätigkeit nicht vermittelt.“ Sie trieben die internen Kämpfe innerhalb des alltäglichen Betriebs aus der Regelschule. „Wer etwas Neues wagt, setzt vor allem die älteren Kollegen unter Druck. Wo man sich zum Wohle der Schüler methodisch gegenseitig befruchten sollte, sabotiert mancher lieber die neu gesteckte Messlatte.“

Annette Ott, Lehrerin an der Schule für Kranke am Kinderklinikum Siegen

Dieses Neue ist dabei eine nötige Reaktion auf vier Umstände. Erstens: der ausgerechnet durch den „Pisa-Schock“ von 2001 beschleunigte Paradigmenwechsel weg von konkreter Kanonvermittlung hin zur Erzeugung von Kompetenzen. Zweitens: die Inklusion förderbedürftiger Kinder. Drittens: die Integration Zugewanderter. Viertens: die Pensionierungswelle bei gleichzeitigem Ausbleiben kompetenten Lehrernachwuchses. Wo mit weniger Personal und gleichem Zeitdruck in allen Schulformen auf eine massiv gesteigerte Heterogenität reagiert werden soll, wird der Begriff der „Regelschule“ zum Hohn. Der umstrittene Satz der Ex-Integrationsministerin Aydan Özoguz, „das Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden“, lässt sich in diesem Sinne auch auf die stete Wandlung der Schulen übertragen.

Ein Beispiel dieses täglichen Verhandelns stellt die gemeinsame Arbeit von Lehrern und Sonderpädagogen dar; Letztere begleiten den Unterricht je nach Menge der Inklusionsfälle mittlerweile an allen Schulformen. Das Problem: Streng genommen hat das Duo aus Lehrer und Sonderpädagoge zwei unterschiedliche Ziele. Der Lehrer muss vor allem den Stoff durchkriegen, der Sonderpädagoge hingegen hat die Inklusion zu gewährleisten. Halten inklusionsbedürftige Schüler den Unterricht zu sehr auf und bittet der Lehrer seinen Kollegen daher, sie außerhalb der Klasse zu versorgen, kollidieren die Ansprüche. Ein Lehrer vom Niederrhein, der anonym bleiben möchte, berichtet von einer Gymnasialklasse, in der sich ein Kollege auf einen Sehbehinderten, zwei Halbtaube und zwei Autisten einzustellen hatte. Der eine klopfte immerfort auf die Tischplatte. Der andere stellte sich vorne neben den Tisch des Lehrers und starrte ihn stoisch an. So dient in vielen Fällen die Inklusion nicht dem Wohl der Kinder, sondern stellt in faustischer Umkehrung einen Teil jener Kraft dar, die stets das Gute will und dabei das Böse schafft.

Groteske Kluft zwischen Gesetz und Lehrpraxis

Dasselbe gilt für die wohlmeinende Fusion der Schulformen und die Erzeugung von Klassenverbänden, in denen Schüler auf Hauptschulniveau mit Schülern auf Realschulebene gemeinsam unterrichtet werden, dabei aber leichtere Aufgaben bekommen. Schnell stehen sie in den Augen der Mitschüler als „Deppengruppe“ da oder fühlen sich zumindest so, berichtet Martin Hermes. Der Düsseldorfer war früher an der Front tätig und kümmert sich heute als Referatsleiter für den VBE (Verband Bildung und Erziehung) um die Belange der Kollegen an Realschulen. Er hält die „äußere Differenzierung“ für sinnvoller als die „innere“. Das bedeutet, die Schüler auf Hauptschulniveau teilweise getrennt zu unterrichten und ihnen somit die dringend nötigen Erfolgserlebnisse zu bescheren. Als eine Kollegin diese Methode einsetzte, sei das Ergebnis „für viele ihrer Schüler die erste Note Zwei ihres Lebens“ gewesen. „Einer von ihnen hängte sie sich gerahmt übers Bett.“ Sogar die Politik hat diese einfache Psychologie erkannt und ermöglicht es den Realschulen in Nordrhein-Westfalen seit dem Schuljahr 2015/2016, einen Hauptschulabschluss an Realschulen anzubieten – ein Drittel davon in „äußerer Differenzierung“. Allerdings plante die Regierung für eine praktikable Umsetzung dieser Reform zum Bedauern des Lehrerverbands gerade mal ein Drittel der erforderlichen Stellen ein.

Spiel- und Lernmaterial an der Schule für Kranke in der Siegener Kinderklinik

Die teilweise groteske Kluft zwischen Gesetz und Lebenspraxis bestimmt die gesamte Schulpolitik. Ein anderes Beispiel: Die je nach Bundesland unterschiedlich ausgeprägte Auflösung des dreigliedrigen Systems in integrierte Schulformen mit und ohne Oberstufe mag offiziell einem Reformwillen geschuldet sein, ist aber faktisch das Ergebnis von schnöden ökonomischen Überlegungen. Stellt eine Kommune fest, dass die Schülerzahlen ihrer Hauptschule zurückgehen, legt sie sie mit der Realschule zusammen, um Kosten zu sparen. Noch stärker entlastet man einen Haushalt, indem man eine Förderschule auslaufend stellt. Förderschullehrer werden wie Gymnasiallehrer besser bezahlt als Pädagogen der anderen staatlichen Schulformen; wer eine Förderschule mit ihrem niedrigen Lehrer-Schüler-Verhältnis auflöst, spart deshalb sogar doppelt.

Viele Schüler mit Förderbedarf oder Migrationshintergrund

Andererseits kann es sinnvoll sein, wenige gut ausgestattete Schulen zu betreiben als viele defizitäre. Unglücklich verlief oft auch das Experiment der im Zuge massenhafter Flüchtlingsmigration ins Leben gerufenen „Willkommensklassen“: Lehrer mit der Zusatzqualifikation DaZ (Deutsch als Zweitsprache) kümmerten sich exklusiv um die Neuankömmlinge – doch auch hier machte man laut Martin Hermes „eine Rolle rückwärts“ und verteilte die Kinder oft zum Nachteil aller vorschnell in normale Klassen. Kein Wunder, dass der Bildungsföderalismus und somit auch der Länderwettbewerb derzeit auf dem Prüfstand stehen, insbesondere das sogenannte Kooperationsverbot, das eine Finanzierung der Schulen durch den Bund verbietet. Aber ob zentralistische Strukturen wirklich die Lösung wären?

Die Gymnasien versuchen derweil, die alte Homogenität ihrer Schülerschaft zu bewahren. „Je mehr Inklusion und Integration an einer Schule nötig sind, desto stärker liegt der Fokus auf dem sozialen Lernen“, sagt Bildungsgewerkschaftler Hermes: „Was bedeutet, dass man inhaltlich weniger zügig vorankommt.“ Generell gilt: Je höher die Schulform, desto eher kann man direkt mit dem Stoff ansetzen, weil die Kinder viele der sozialen, emotionalen oder sprachlichen Kompetenzen bereits mitbringen. Woanders muss das Feld, auf dem Wissen vermittelt werden kann, erst mal bestellt werden.

Die Lektüre von Wolfgang Herrndorfs Jugendroman „Tschick“ ist Teil des Deutschunterrichts

Da auch die Gesamtschulen ihr ramponiertes Image verbessern wollen, landen laut Hermes derzeit besonders viele Schüler mit Förderbedarf oder Migrationshintergrund an den Realschulen. Schnell schwillt dann die Klassengröße auf über 30 Schüler an, die nicht wie früher einheitlich abgespeist werden können. Zwar beschäftigen sich alle mit dem gleichen Stoff, doch die Lehrer müssen die Materie je nach Bedarf unterschiedlich gestalten. So schreiben die Schüler an einem Ende des Spektrums echte Analysen eines Romans und bekommen dafür Noten. Gleichzeitig ist am anderen Ende an eine vollständige Lektüre oder Benotung nicht zu denken. Befindet sich die Schule zudem in einem „Gebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf“, verlangt das Klischee, dass geordneter Unterricht einem pädagogischen Kriegszustand gewichen ist.

Haltgebende Strukturen und Regeln

Die Wuppertaler Nordstadt ist so ein Gebiet. Die dort gelegene Realschule Neue Friedrichstraße befindet sich in Spuckweite zur Gathe, einst Prachtstraße der Stadt und bis vor 20 Jahren noch populäre Partymeile. Heute ist das Viertel mit seinen Spielhallen, Wettbüros und verlotterten Leerständen ein Kiez, gegen den selbst der Berliner Wedding bürgerlich wirkt. Die von der Ditib betriebene Zentralmoschee steht im Clinch mit dem schräg gegenüber befindlichen Autonomen Zentrum. Die Muslime möchten auf deren Gelände ein größeres Gemeindezentrum errichten; die Linken sind gezwungen, auf einem schmalen Grat zwischen Eigeninteresse, Toleranz gegenüber den Muslimen, Religionskritik und Abwehr des fatalen Applauses von rechter Seite zu balancieren.

Beginnt nun Henning Geisel in diesem Umfeld seinen Unterricht, zerstreuen sich die Erwartungen eines zu erwartenden Chaos in Sekunden. Der groß gewachsene Enddreißiger mit der tiefen Stimme hat seine Schüler im Griff. Keine Dramen, keine Gewalt, kein Machogehabe. Stattdessen: haltgebende Strukturen und Regeln, die eingehalten werden. Tagesordnungspunkte zu Beginn der Stunde bilden Wegmarken, an denen sich jeder orientieren kann. Aktuelle Konflikte werden als Erstes besprochen, damit die Köpfe für den Inhalt frei sind. Dumme Ausreden hebelt Geisel so aus, dass der Schüler sein Gesicht wahrt. Auf den Förderbedarf geht der Lehrer ein, indem er schnell umschaltet. Einem Schüler mit gestörter Lernentwicklung erläutert er die Aufgabe erneut.

Henning Geisel im Klassenzimmer an der Städtischen Realschule Neue Friedrichstraße

Bei seinem hellsten Kopf wiederum, der Gegenwind sportlich nimmt, akzeptiert er nicht einmal unpräzise Sprache: „Geht deine Meldung noch weiter, oder wolltest du nur einen Halbsatz raushauen?“ Für Störungen, vergessene Hausaufgaben oder unentschuldigte Abwesenheit gibt es gelbe und rote Karten. Wer die rote bekommt, muss in die Klasse eines Kollegen und hat dort einen umfangreichen „Rückkehrplan“ zu schreiben. Ein Vorführeffekt für die Presse ist ausgeschlossen, weil unentwegt fremde Erwachsene in den Klassen sitzen – vor allem Seiteneinsteiger zum Reinschnuppern in den Lehrerberuf. Was wirkt wie einst Reformpädagogik, ist heute notwendige Regel.

„Früher habe ich gedacht, Sonderpädagogik bedeutet Laissez-faire und Schischi“, sagt Henning Geisel. „Heute weiß ich, kaum etwas hat mehr mit dem klaren Aufstellen und Einhalten von Regeln zu tun.“ Begleitet ihn in der Klasse mal kein Kollege aus der Sonderpädagogik, kümmert er sich selbst um die Inklusionsfälle. Seine Schüler betreut er seit der Fünften. „Die durchgängige Bindung an einen Lehrer ist sehr wichtig“, sagt er. „Alles steht und fällt damit, dass sich die Jugendlichen auf die Menschen, die Regeln und die Strukturen verlassen können.“ Im Umkehrschluss heißt das: Die meisten kommen in der Schule an, ohne diese Verbindlichkeit von daheim zu kennen. Der Boden unter ihren Füßen ist wackelig. Sie müssen keine Flüchtlinge sein, um sich entwurzelt zu fühlen.

Islamisierung der Schülerschaft überschätzt?

Die Leiterin der Realschule Neue Friedrichstraße bestätigt die These, dass Eltern heute zum Extrem neigen. Beate Strasser ist seit 40 Jahren im Schuldienst und beobachtet, wie die Erwachsenen entweder mit ihrem Kind eine Symbiose eingehen oder aber sich für die schulischen Belange überhaupt nicht interessieren. Oftmals sei dies aus der Not geboren. Wo einer zwei Jobs im Niedriglohnsektor hat und der andere einen Kiosk betreibt, um die Familie ohne Sozialhilfe über Wasser zu halten, leidet die Erziehung. Wenn Eltern wiederum von ihrer Schulzeit in Nordafrika geprägt sind, haben sie ein völlig anderes Bild von den Befugnissen der Pädagogen. „In Marokko wird der Lehrer für die Zeit des Schultags zum Erziehungsberechtigten“, erklärt Strasser. „Er darf sogar mit dem Kind zum Arzt gehen und ihm einen Zahn ziehen lassen, ohne Rücksprache halten zu müssen.“ Doch auch immer mehr deutsche Eltern sehen die Schule als Dienstleister für Persönlichkeitsbildung. Wäre die Realschule Neue Friedrichstraße ein privates Unternehmen, böte sie in dieser Hinsicht „Best Value“ fürs Geld: Der Interaktiv e. V. wartet mit Übermittagsbetreuung auf; am runden Tisch der Schulsozialarbeiterin Nicola Welchert lernen die jungen Menschen der Schlichtungs-AG in echter Interaktion mit zerstrittenen Mitschülern diplomatische Fähigkeiten; sprachbegabte Kinder fördert man in bilingualen Klassen durch Unterricht von Erdkunde, Politik oder Geschichte auf Englisch.

Blick ins Treppenhaus der Wuppertaler Realschule Neue Friedrichstraße

Die fortschreitende Islamisierung der Schülerschaft, die der Berliner Psychologe Ahmad Mansour zum Thema macht und die eine Lehrerin aus dem Ruhrgebiet in der Zeitschrift Emma beklagte, wird von den Lehrkräften nicht geleugnet, jedoch in vielen Fällen als überschätzte Form pubertären Protests beurteilt. So wie die Schüler früher ihre Lehrer als Hippies oder Punks herausforderten, würde heute das Kopftuch zuweilen gern „als reine Provokationsklamotte“ genutzt. „Sie hoffen, dass sie uns damit kriegen können“, sagt Realschullehrer Henning Geisel, „doch wenn es gelassen verpufft oder beim Sport zu sehr stört, kann es sogar vorkommen, dass Mädchen ohne Kopftuch am Sportunterricht teilnehmen oder manchmal sogar wieder ganz darauf verzichten.“ Dasselbe gelte für manch großmäulige Sympathiebekundung einiger Halbwüchsiger zu „ihrem“ Präsidenten Erdogan oder für fundamentalistische Andeutungen. „Man darf nie vergessen, dass die alle in der Pubertät sind“, sagt Geisel. „Wenn Neymar von Barcelona nach Paris wechselt, ändern sich auch schlagartig die Fan-Trikots.“

Der „neue Geist“

Schulsozialarbeiterin Welchert wiederum beklagt, dass die „Fixierung auf die Religion eines Schülers“ im Falle der Muslime deren Radikalisierung eher fördere. Produktiver sei es, jedes Kind in seinen allgemein menschlichen Sorgen und Nöten des Heranwachsens zu betrachten und dabei Fingerspitzengefühl für den Unterschied zwischen Provokation und echter Radikalisierung zu bewahren. Was allerdings sowohl Henning Geisel wie auch viele der befragten und anonym bleibenden Pädagogen bestätigen, ist ein „selbstverständlich gewordener Alltagschauvinismus“, der sich darin äußere, „dass wir Männer pauschal respektiert werden, während die Kolleginnen sich ihren Respekt erst mal verdienen müssen“. Bei entsprechendem Auftreten sowie enger Kooperation mit den Eltern könne das gelingen. Sensible Naturen, die auch schon Jahrzehnte vor jeder Migrationswelle zum Objekt des Schülermobbings wurden, haben im Jahre 2018 dagegen keine Chance mehr.

Beate Strasser, Schulleiterin an der Realschule Neue Friedrichstraße in Wuppertal

Einen ganz anderen Blick auf die Zustände hat Margret Rasfeld von der Initiative Schule im Aufbruch, zu deren Gründungsteam auch der bekannte Neurobiologe Professor Gerald Hüther gehört. Das 2012 gegründete Netzwerk begleitet die große „Schultransformation“ im Sinne der 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Global Goals. Diese 17 Ziele sollen bis 2030 eine gerechtere Welt hervorbringen. Die Stichworte lauten ökologischer Umbau, flächendeckende soziale Gerechtigkeit und begrenztes Wirtschaftswachstum. „Die alte Form der Schule hat doch zu dem geführt, was wir heute haben“, sagt Rasfeld. „Ökologischer und sozialer Kollaps, Sinnkrise, weltweite bewaffnete Konflikte. Verantwortet von Leuten, die humanistische Gymnasien besucht haben.“ Die Menschheit stünde „an den Kipppunkten des Erdsystems“, so die ehemalige Leiterin der Evangelischen Schule Berlin Zentrum. „Allein schon, wenn wir das Zwei-Grad-Ziel nicht halten, setzen irreversible Entwicklungen ein, mit katastrophalen Auswirkungen auf alle kommenden Generationen.“

In der Klasse von Henning Geisel schreiben Schüler die Bedeutung von Freundschaft an die Tafel

Deshalb sei eine „kulturell-zivilisatorische Wende“ nötig, ein „Paradigmenwechsel“ weg vom Fokus auf Leistung und Wettbewerb hin zu einem „neuen Geist“. Und dieser neue Geist soll in der Schule eingepflanzt werden. In der „Global Education First Initia­tive“ der UN heißt es: „Für Bildung ist es nicht ausreichend, Individuen hervorzubringen, die lesen, schreiben und rechnen können. (…) Bildung muss sich in vollem Umfang ihrer zentralen Aufgabe widmen, Menschen zu helfen, gerechte, friedliche, tolerante und inklusive Gesellschaften zu gestalten.“ Wirkt eine transformierte Bildung in diesem Sinne von jüngsten Jahren an auf die Kinder ein, kann laut Rasfeld „mit der Zeit auch eine andere Wirtschaft entstehen“.

Kritische Individuen statt Erziehung im Sinne der UN

So weit die Theorie. In der Praxis hat allerdings keiner der befragten Pädagogen jemals von den Global Goals etwas gehört. Einem jungen Lehrer aus Hessen läuft es bei der Instrumentalisierung von Bildung zwecks einer Gesellschaftsutopie sogar „eiskalt den Rücken runter“. Sein Auftrag sei es, „die Kinder zu kritisch denkenden Individuen zu machen“ und nicht etwa, sie „so zu beeinflussen, wie es der Regierung oder der UN lieb ist“. Auch Henning Geisel, der Wuppertaler Lehrer, hat für derlei große Gesten nur ein ironisches Schmunzeln übrig – zumal ökologische oder soziale Themen auch ohne pompösen Überbau im Schulstoff vorkommen. Was jeder bestätigen kann, der öfter mal zu Gast an Schulen ist: kaum eine, die nicht im bundesweiten Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage mitmacht; kaum eine, an deren Flurwänden sich nicht Projektarbeiten finden, die mit Raubbau, Regenwaldrodung oder dem Coltan-Abbau im Kongo zu tun haben, damit sich die Schüler des Blutes, das an ihren Handys klebt, bewusst werden.

Sind die mit der Gießkanne über den Globus geschütteten Ziele durch die Ministerien dann aber bis an die Schulen gesickert, verwandeln sie sich meist in handhabbare und durchaus sinnvolle Maßnahmen. Schüler der 6. Klasse betätigen sich als Mentoren für Erstklässler an Brennpunktgrundschulen. Ältere Teenager hospitieren bei sozialen Projekten und kommen in Kontakt mit dem echten Leben. An der Grundschule Kleine Kielstraße in der berüchtigten Dortmunder Nordstadt etwa hörte man damit auf, über das Wegbleiben der bildungsfernen Eltern von den Sprechtagen zu klagen und stellte das nötige Vertrauen durch ein Fußballturnier zwischen Söhnen, Vätern und Lehrern her. In allen Schulformen hat sich der Anteil von Theaterangeboten oder fächerübergreifenden Projekten erhöht.

Schüler der Realschule Neue Friedrichstraße verlassen nach dem Unterricht das Gebäude

Kaum ein Pädagoge bestreitet, dass diese Elemente sinnvoll sind. Problematisch, so erneut der Junglehrer aus Hessen, sei allerdings, mit welcher Leichtigkeit man zugunsten von Projekten aller Art den eigentlichen Unterricht ausfallen lasse. „In einigen Nebenfächern lehre ich einen Tag in der Woche, habe also pro Halbjahr 16 Einheiten zur Verfügung. Drei davon fallen aus wegen Feiertag. Das weiß man – und legt mir direkt noch einen Wandertag, eine Fachkonferenz, eine Orchesterprobe, ein Weihnachtskonzert und eine Fortbildung zur Lehrergesundheit auf denselben Wochentag.“ Darin zeigt sich die mangelnde Wertschätzung, die den Lehrern ansonsten häufig von Schülern, Eltern oder Ministerien entgegengebracht wird, sogar innerhalb der eigenen Einrichtung.

Politisch korrekte Sprachvorgaben

Die absurdeste Kollision von Anspruch und Wirklichkeit offenbart jedoch die Lehrerausbildung. Diese, so bestätigen alle Befragten, bereite in keiner Weise auf das Multitasking vor, das der Lehrerberuf heute erfordert. Besonders skurril gestaltete sich ein Workshop zum Thema „Rassismus“, den ein frisch gebackener Pädagoge aus dem Ruhrgebiet im Rahmen eines Pflichtmoduls als Wahlveranstaltung besuchte. Darin erlebte er eine dermaßen weit gefasste Definition davon, was als rassistisch zu gelten habe, dass er im Alltag „im Grunde gar nichts mehr sagen“ dürfe. Jede Form kollektiver Zuschreibung sei nach diesem Modell tabu, gerade auch, wenn sie positiv ist. Brasilianer können gut tanzen? Chinesen haben Rechentalent? Deutsche sind weltweit für ihre Pünktlichkeit bekannt? Alles Rassismus! „Streng genommen dürfte ich nicht einmal Gesellschaften kritisieren, deren Lebensweise unserer Ethik widerspricht – das wäre schließlich wertend. Gleichzeitig habe ich mich dazu verpflichtet, auf der Basis unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu unterrichten.“ Was also tun, wenn ein halbstarker Achtklässler den Kampf „seines“ Präsidenten gegen „die Ungläubigen“ lobpreist?

In ihrem späteren Berufsalltag an der Basis schleifen die Pädagogen tagtäglich mit Staubmaske den harten Boden der Tatsachen. In der Aus- und Fortbildung, die eigentlich für genau diesen Boden fit machen sollte, setzt man sie stattdessen lieber in politisch korrekte Luftschlösser. Dieses Wolkenkuckucksheim sei sogar noch dekadenter als „First World Problems“, schreibt der Lehrer Jan-Martin Klinge auf seinem „halbtagsblog“. Besser solle man sie als „Future World Problems“ bezeichnen, denn „mit meiner Welt haben sie nichts zu tun“. Als typisches Beispiel nennt Klinge die „Empfehlungen zur gendergerechten Sprache“, mittels derer die Studienseminare an den Universitäten die angehenden Pädagogen darauf einschwören, so „geschlechtersensibel“ wie möglich zu reden. Auflistungen wie „Schülerinnen und Schüler“ seien aufgrund ihrer Beschränkung auf die Zweigeschlechtlichkeit durch „Lernende“ zu ersetzen. Die gebräuchliche Abkürzung „SuS“ solle ebenfalls vermieden werden, weil „nicht klar ist, dass die Schülerinnen auch wirklich zuerst genannt“ würden. Begründet werden derlei Konstrukte mit der „Wertschätzung“, die „allen Personen im Bereich der Lehrerbildung“ entgegenzubringen sei. Es steht zu vermuten, dass den real existierenden Pädagogen eine ganz andere Form von Wertschätzung lieber wäre. Den Theoretikern gegenüber sei außerdem angemerkt, dass der Begriff „Lernende“ alle Lernverweigerer diskriminiert.

„Wir sollten methodenoffen bleiben“

Eine politisch korrekte Denkweise, die schon statistische Analysen als Diskriminierung brandmarkt, hat auch dafür gesorgt, dass der Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler Gunnar Heinsohn sich Anfeindungen ausgesetzt sieht. Dabei gab selbst der Dichter Durs Grünbein in der viel diskutierten Dresdner Debatte mit dem Schriftsteller Uwe Tellkamp zu, dass Heinsohns demografische Untersuchungen „vom Überhang junger Männer in gewissen Gesellschaften“ nicht spurlos an ihm vorübergegangen seien und er nicht wisse, ob so etwas „rechts oder links“ ist. In jüngster Zeit beschäftigt sich Heinsohn mit dem Aufstieg der Asiaten und dem Niedergang Deutschlands in Bildungsangelegenheiten. Sein Fokus liegt auf der Mathematik als messbarer Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts. In der international vergleichenden Schulleistungsuntersuchung TIMSS ist Deutschland 2015 auf Rang 24 abgerutscht. Der sogenannte Könnersatz liegt nur noch bei 5,3 Prozent der Kinder und somit bei 0,8 Prozent des chinesischen Volumens.

Ein Star-Wars-Foto, das die Wuppertaler Schüler ihrem Lehrer Henning Geisel geschenkt haben

Diese Schwäche gleicht sich im Land der Dichter und Denker auch nicht durch bessere Ergebnisse bei Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben aus. Anfang Februar offenbarte der Länderbericht „Vera 3“ des Instituts für Schulqualität massive Defizite an den Berliner Grundschulen. Kinder „nichtdeutscher Herkunftssprache“ bleiben zu 48 Prozent unter den Mindeststandards. Die Steigerung der Geburtenrate bei nichtdeutschen Müttern sei im Falle von Zugewanderten auch eine Nutzung des Kindes „als Anker für die Familien“, so Heinsohn – „mithin eine Bleibegarantie“. Diese Strategie sei den Menschen „nicht vorzuwerfen“, doch „diese Kinder bringen uns in der Zukunft nicht nach vorne. Die Pisa-Untersuchung 2012 erwies 50,9 Prozent des Zuwanderernachwuchses als unbeschulbar und sozialhilfegefährdet.“

Stellt Heinsohn dieser Lage nun die hohe Anzahl von „Assen“ in China oder Japan entgegen, wo „homogene“ Gesellschaften ohne nennenswerte Zuwanderung herrschen, glauben viele, er plädiere für geschlossene Grenzen. „Das würde ich, wären wir in der Situation Kanadas oder Australiens“, sagt er. In Deutschland aber sei das Auswandern Hochqualifizierter und die Einwanderung von Menschen mit geringer Bildungsperspektive sowieso unumkehrbar. Die These, dass sich jeder Mensch ungeachtet seiner Anlagen zum Supertalent formen lasse, wenn man nur „die richtige Methode“ anwendet, sieht Heinsohn widerlegt. Er selbst habe „vor 50 Jahren fälschlicherweise zu diesen Versprechungen“ beigetragen. Da eine von den Lehrmethoden unabhängige Grundkompetenz zwar beobachtet, aber „bis heute nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden“ kann, hätten die Vertreter der Formbarkeit des Menschen immer noch „ein Ass im Ärmel“. Dennoch ist Heinsohn nicht trotz, sondern wegen dieser Ansicht kein Gegner der weichen Unterrichtsformen Europas: „Wir sollten methodenoffen bleiben.“ Entscheidend für den Gesamterfolg einer Nation sei ohnehin die Frage, ob es sich um eine Stammes-, Befehls- oder Eigentumsgesellschaft handelt. Nur Letztere biete den fruchtbaren Boden, in dem Bildung zum Wohle aller aufgehen könne.

Phänomen-Unterricht nach finnischem Vorbild

Beträte Gunnar Heinsohn die Patientenschule an der Kinderklinik Siegen, hätte er bestimmt Spaß an dem Blechschild im Klassenraum. Darauf steht: „Wir sind hier nicht bei wünsch dir was, sondern bei SO ­ISSES!“ So ist es zum Beispiel so, dass ein junges Mädchen zwei Monate lang die Schule besuchte, weil sie in der Psychiatrie erfolgreich ihre Dämonen besiegte. Eine Leistung, die mehr wiegt als eine Zwei in Mathe. Die Belohnung? Ihre Heimatschule wollte die Zeit nicht anrechnen. Wer derart unnötige Tiefschläge austeilt, braucht über die Zukunft der Kinder nicht weiter zu sprechen. Realschullehrer Henning Geisel erinnert sich wiederum mit Begeisterung an einen Schüler, der in einer Klausur mit einer Maximalpunktzahl von 60 Punkten eine dermaßen famose Analyse hinlegte, dass er 64 Punkte erhielt. Zudem habe man an seiner Wuppertaler Schule gelernt, echte Hochbegabung anhand des gleichzeitigen Auftretens höchster Auffassungsgabe und Defiziten im stumpfen Auswendiglernen zu erkennen. Vor allem in der Grundschule würden echte Talente allerdings noch viel zu häufig als Lerngestörte verkannt.

So isses! Schild in einem Klassenraum an der Schule für Kranke, die zur Kinderklinik Siegen gehört

Doch egal, ob sich ein kluger Kopf in der Realschule nahe des Kiezviertels, an einem Gymnasium oder in der Patientenschule zeigt – einmal erkannt, muss dieser Mensch seinen Weg hinaus aus dem integrativen „Wir“ in ein spezialisiertes „Ich“ gehen. Der Salad Bowl, sagt auch Judith Kaiser-Rübsamen von der Klinikschule, sei dazu im Zweifel besser geeignet als der Melting Pot. Kooperative Gesamtschulen, in denen alle drei Schulformen in einem Gebäude untergebracht und für Wechsel durchlässig sind, stellen eine solche Salatschüssel dar. Auch ein Phänomen-Unterricht, wie ihn Finnland bis 2020 anstrebt, erscheint sinnvoll. In ihm werden Einzelfächer unter einem Überthema verbunden. So ließen sich im Projekt „Romantik“ zugleich Literatur, Musik und Politik oder im Projekt „Flugverkehr“ Physik, Ökonomie und Ökologie vermitteln.

Alle erfolgversprechenden Methoden bringen den Kindern jedoch nichts, wenn der Erwachsene scheitert. Eine Meta-Studie von John Hattie, die Hunderte von Einflussgrößen in Bezug auf den Lernerfolg untersuchte, kam zu dem Schluss, dass es unterm Strich an der Lehrperson hängt. Im Gegensatz zu den Global Goals ist dieses „Hattie-Ranking“ vielen Pädagogen bekannt und dient den Guten als Ansporn. Damit sie aber tatsächlich besser arbeiten können, bräuchte es kleinere Klassen und größere Zeitkontingente. Sprich: mehr gute neue Kollegen, die bisher aufgrund des schlechten Berufsimages wegbleiben. Judith Kaiser-Rübsamen hat nach dem Wechsel an die Klinikschule mittels Briefen und Geschenken von Schülern und Eltern erst im Rückblick die Wertschätzung für ihre Arbeit am Gymnasium erfahren. Eine Neuigkeit von ihrer alten Wirkungsstätte bekräftigt sie dennoch darin, dass ihr Wechsel richtig war: An der Schule, wo sie einst unterrichtete, wurde beschlossen, dass man sich den „Luxus“ einer Schulbibliothek künftig nicht mehr werde leisten können. Eine für diese Entscheidung mit verantwortliche Beamtin wurde ihr gegenüber mit den Worten zitiert: „In fünf Jahren liest doch eh niemand mehr ein Buch.“ Pädagogik in der Bildungsrepublik Deutschland.

Dies ist die Titelgeschichte aus der Mai-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder in unserem Online-Shop erhalten.














 

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